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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0053
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Eberhard Freiherr von Künssberg:

forswere the towne never to come eigene; and if he be found after,
doynge in lyke wise, lie than to lose his other ere, and he be
found the third tyme beryng tokyn of his II eris lost, or eise
other sign by which he is knowen a theffe, att sute of party be
je jugged to deth.
Das in die Hand gegebene Messer erinnert an die Fälle des Löse-
messers1. In Amsterdam2 wird im Jahre 1539 jemand dazu ver-
urteilt, mit dem rechten Ohr an den Galgen angenagelt zu werden,
bis er sich selbst befreit hat:
aen de sehe galghe uw rechter oore ghenaegelt te wordene, aldaer
staende tot dat ghy u sehe gelost hebt.
Dort war schon 1524 einem Verwiesenen angedroht worden, er
würde an den Pranger genagelt mit dem Ohr3:
gebannen op poene van zyn oor aen een kaek te spykeren, het
welk hy zelf zouden moeten afholen.
Daher hieß der Pranger auch Ohrenstock4.
ln österreichischen Weistümern kommt es vor, daß der Hor-
cher5 ans Fensterbrett gezwickt, d. h. genagelt werden soll:
ob ainer an aines manns hauß lusnet . . den soll man mit den
orn an das vensterprött zwigken.
Der Dieb soll an den Pranger gezwickt werden6:
so soll man ihm zwicken mit dem einen ohr an dem pranger.
In beiden Fällen ist gewiß auch das Wiederlosreißen vorgesehen.
Wenn hingegen steirische Rechtsquellen7 denjenigen, der einen
Grenzbaum fällt, mit dem Hals auf den Baumstrunk nageln oder
schmieden, so ist ein Wiederloskommen ohne fremde Hilfe wohl
ausgeschlossen.
Annageln der Zunge wird aus Leipzig8 im Jahre 1539 berichtet.
Da urteilen die Schöffen, man sollte einen Gotteslästerer gnaden-
weise
mit der Zungen vehste an eynn stock annachgeln und als lange
er seyne zunge selbst ausreysse und entledige, stehen lassen.
1 Siehe § 11.
2 Cannaert, Bijdragen tot de kennis van het oude Strafrecht in Vlaen-
dern3 (1835), 321. 3 Ebenda 322.
4 man prach den ornstock und den petlerstock ab 1487 Nürnberg/ScHULTZ,
Deutsches Leben im 14. u. 15. Jahrhundert, S. 44; v. Amira, Die Neubauer-
sche Chronik, 1918, S. 36. 5 16. Jahrh. Österr. Weistümer IX 746.
6 16. Jahrh. Österr. Weistümer IX 243.
7 1478 Österr. Weistümer VI 31; 16. Jahrh. ebenda 37.
8 Zeitschrift für Rechtsgeschichte 19 (1885), 185.
 
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