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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0057
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Eberhard Freiherr von Ivünssberg:

man innen in die grueben, darinnen der marchstain gelegen, biß
an die güertl eingraben, die hent auf der rugken pinten und ein
hilzenes messer derein geben und. soll im ein tegl wasser sambt
einem pfenwert brott fürsezen, weiter alß er raichen mag; kan
er sich wol behelfen, so ist sein fromb desto besser.
Das Holzmesser ist eine sehr geringe Hilfe. Eher ist etwas auszu-
richten mit einer Messerklinge, wie sie das Bergt eiding des Stiftes
Seckau für Willendorf dem Eingegrabenen gewährt1:
denselben an die stat des rainstain derselben ortn hinein sezen
oder graben an den hals und ime ein messerklingen in die haut
geben, und so er sich damit kan ledigen so soll er frei sein, oder
stee er wie lang er mag.
Das Weistum von Fischau am Steinfeld sagt so2:
soll ihme geben ain rneßer von ersten in die ha nt, daß aines pfen-
nings werth ist; grebt ehr sich heranß, so ist ehr ledig, bleibt ehr
darin, so ist ehr gericht.
War in den bisherigen Beispielen nur vom Eingraben die Rede,
so spricht die Aufzeichnung der Rechte von Kagran3 außer-
dem vom Überpflügen und es hat in diesem Texte den Anschein,
als ob das abgebrochene Messer dem Verurteilten zunächst zur Ab-
wehr gegen die Zugtiere und dann erst zum eigentlichen Ausgraben
dienen sollte:
sol in hinten und ain abprochen messer zu ainer wöhr in die haut
geben und vier roß in ainen scharfen pflueg spannen und zu
dreien mahlen auf den fahren; erreth er sich seines lebens ist
ihm dest pesser1 stürbt er so ist er schon gebiiest.
Allerdings wäre es kaum einem Ringkämpfer möglich, sich so gegen
Zugtiere und Pflug zu wehren.
Die dritte Gruppe von Texten mit dem erlösenden Messer
führt uns folgendes Bild vor: In einer Gemeinde ist ein Verbrecher
festgenommen worden. Das Dorf muß ihn dem Landrichter zur
Bestrafung ausliefern. Das geschieht an der Dorfgrenze. Dort wird
der Gefangene mit einem Strohseil (ströben pant, schabpant, rüg-
halm) gebunden ; wenn er sich losmacht und entläuft, so hat der
Landrichter das Nachsehen. Das Bannteiding von Ossarn an der
Traisen vom Jahre 1416 stellt dies so dar4:
1 16. Jalirh. Österr. Weistümer VII 156; vgl. 1630 ebenda 165.
2 1673 Österr. Weistümer XI 22.
3 Österr. Weistümer VIII 313.
4 Österr. Weistümer IX 266.
 
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