Stoff und Gestaltung
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die Rivalität von Tyrus und Sidon widerspiegeln. Die Ähnlichkeit
der beiden feindlichen Brüder, des Hüttenbewohners und des Jä-
gers mit den Gestalten Jakobs und Esaus ist derart, daß an ihrer
ursprünglichen Identität kein Zweifel sein kann. In der phöniki-
schen Sage ist der göttliche bzw. heroische Charakter der beiden
Gestalten noch bewahrt: nach ihrem Tode weiht man ihnen Stäbe,
betet die Stelen an und feiert den Verstorbenen Jahresfeste. In
der hebräischen Sage klingt der ursprüngliche Riesencharakter
Jakobs nach in der Erzählung von seinem Ringkampf mit dem
nächtlichen Gegner am Jabbok, der, als er bezwungen ist, bekennt:
du hast mit Göttern und mit Menschen gestritten und gesiegt1.
Dies Beispiel zeigt, daß hinter gewissen Gestalten der hebräi-
schen Sage kanaanäische Heroengestalten stehen. In welchem Um-
fange dies der Fall ist, läßt sich bei der Dürftigkeit unseres Materials
zur Zeit nicht übersehen2. Bemerkenswert jedoch ist, daß auch bei
den Kanaanäern die Ahnen auf göttlichen Ursprung zurückgeführt
werden. Ein Beispiel liefern die Ras-Schamra-Texte in der Gestalt
des Krt, der ein Sohn des Gottes El ist3. Krt selbst ist der Epo-
nymus der Kreter4.
Reiches Vergleichsmaterial dagegen bietet die griechische und
italische Sagengeschichte5, Es wird hier freilich, wie auf hebräi-
schem Gebiete, oft der Fehler gemacht, daß man die Sage in der
uns vorliegenden, literarisch überlieferten Form ohne weiteres deu-
tet, statt mit der Tatsache einer langen Vorgeschichte ihrer Ge-
1 Hos 124 ist noch direkt von der Göttlichkeit des Gegners die Rede:
„Im Mutterleibe betrog er seinen Bruder, und in seiner Manneskraft stritt er
mit Gott“.
2 Altere Versuche dieser Art, wie die von Ignaz Goldziher, P. de La-
garde u. a., sind heute überholt. Dasselbe gilt von den astralmythologischen
Erklärungen, wie sie Ed. Stucken, H. Winckler, A. Jeremias, W. Erbt
vertraten. Ed. Meyer (Israeliten, S. 249ff.), der grundsätzlich m. E. auf
dem richtigen Wege ist, kommt im einzelnen nicht über ziemlich zweifelhafte
Vermutungen hinaus.
3 Virollaud, La Legende de Keret, Roi des Sidoniens, 1936. Die Le-
sung „der Sidonier“ beruht auf falscher Ergänzung einer Textlücke, vgl. W. F.
Albright, BASOR Nr. 63, 1936, S. 31; Nr. 70, 1938, S. 23, und W. Baum-
gartner, ThLZ 63, 1938, Sp. 14; JSOP 18, 1938, S. 50—53. Zur Erklärung
des Keret vgl. auch Albright BASOR Nr. 63, S. 31 f.
4 Vgl. Kreter Hes 2516 Zeph 25 (neben den Philistern); das Südland der
Kreter 1. Sam 3014; Kereti und Peleti (= Kreter und Philister) 2. Sam 818
15lg 207 23 1. Reg f3g-
5 Vgl. F. Deneken, Artikel „Heros“ in W. H. Roscher, Lexikon der
griechischen und römischen Mythologie.
4 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1941/42. 3. Abh.
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die Rivalität von Tyrus und Sidon widerspiegeln. Die Ähnlichkeit
der beiden feindlichen Brüder, des Hüttenbewohners und des Jä-
gers mit den Gestalten Jakobs und Esaus ist derart, daß an ihrer
ursprünglichen Identität kein Zweifel sein kann. In der phöniki-
schen Sage ist der göttliche bzw. heroische Charakter der beiden
Gestalten noch bewahrt: nach ihrem Tode weiht man ihnen Stäbe,
betet die Stelen an und feiert den Verstorbenen Jahresfeste. In
der hebräischen Sage klingt der ursprüngliche Riesencharakter
Jakobs nach in der Erzählung von seinem Ringkampf mit dem
nächtlichen Gegner am Jabbok, der, als er bezwungen ist, bekennt:
du hast mit Göttern und mit Menschen gestritten und gesiegt1.
Dies Beispiel zeigt, daß hinter gewissen Gestalten der hebräi-
schen Sage kanaanäische Heroengestalten stehen. In welchem Um-
fange dies der Fall ist, läßt sich bei der Dürftigkeit unseres Materials
zur Zeit nicht übersehen2. Bemerkenswert jedoch ist, daß auch bei
den Kanaanäern die Ahnen auf göttlichen Ursprung zurückgeführt
werden. Ein Beispiel liefern die Ras-Schamra-Texte in der Gestalt
des Krt, der ein Sohn des Gottes El ist3. Krt selbst ist der Epo-
nymus der Kreter4.
Reiches Vergleichsmaterial dagegen bietet die griechische und
italische Sagengeschichte5, Es wird hier freilich, wie auf hebräi-
schem Gebiete, oft der Fehler gemacht, daß man die Sage in der
uns vorliegenden, literarisch überlieferten Form ohne weiteres deu-
tet, statt mit der Tatsache einer langen Vorgeschichte ihrer Ge-
1 Hos 124 ist noch direkt von der Göttlichkeit des Gegners die Rede:
„Im Mutterleibe betrog er seinen Bruder, und in seiner Manneskraft stritt er
mit Gott“.
2 Altere Versuche dieser Art, wie die von Ignaz Goldziher, P. de La-
garde u. a., sind heute überholt. Dasselbe gilt von den astralmythologischen
Erklärungen, wie sie Ed. Stucken, H. Winckler, A. Jeremias, W. Erbt
vertraten. Ed. Meyer (Israeliten, S. 249ff.), der grundsätzlich m. E. auf
dem richtigen Wege ist, kommt im einzelnen nicht über ziemlich zweifelhafte
Vermutungen hinaus.
3 Virollaud, La Legende de Keret, Roi des Sidoniens, 1936. Die Le-
sung „der Sidonier“ beruht auf falscher Ergänzung einer Textlücke, vgl. W. F.
Albright, BASOR Nr. 63, 1936, S. 31; Nr. 70, 1938, S. 23, und W. Baum-
gartner, ThLZ 63, 1938, Sp. 14; JSOP 18, 1938, S. 50—53. Zur Erklärung
des Keret vgl. auch Albright BASOR Nr. 63, S. 31 f.
4 Vgl. Kreter Hes 2516 Zeph 25 (neben den Philistern); das Südland der
Kreter 1. Sam 3014; Kereti und Peleti (= Kreter und Philister) 2. Sam 818
15lg 207 23 1. Reg f3g-
5 Vgl. F. Deneken, Artikel „Heros“ in W. H. Roscher, Lexikon der
griechischen und römischen Mythologie.
4 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1941/42. 3. Abh.