60 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
als die ihm bekannten und natürlichen konnte er nicht zeichnen.
Dennoch wird die Grenze zwischen Sagenzeit und geschichtlicher
Zeit irgendwie gewahrt. Daß die Kanaaniter zur Zeit der Väter
im Lande wohnten, wird zwar gelegentlich einmal berührt1, aber
Abraham, Isaak und Jakob leben im Lande als friedliche Hirten
in Zelten, als ob niemand sonst dort wohnte2; sie siedeln jedenfalls
nicht in den Städten, sondern in deren Nähe3. Von Kornbau ist
nur einmal, bei Isaak im Philisterlande, die Rede Gen 26i2, und
die Erwähnung von Silber und Gold bei Abraham Gen 132 (vgl.
2422 53) fällt fast aus dem Rahmen heraus. Von Tätigkeiten der
Kultur, wie schreiben und reiten4, ist in der Vätersage nirgends
die Rede. Auch Kultushandlungen werden kaum erwähnt; eine
Ausnahme ist die Refragung Jahves und die in Orakelform erteilte
Antwort des Gottes Gen 2521-23, ferner die Altarbauten Abrahams
Gen 127 8 13is (und bei J2 das Bundesopfer Gen 15). Ein starker
Anachronismus sind die Philister in der Isaakgeschichte: der König
mit Ratgeber und General Gen 26; aber auch hier wird die Nen-
nung der großen Philisterstädte vermieden und die Szene weiter
ins Steppenland nach Gerar verlegt.
1 Gen 920 _27 kommt nicht in Frage, da es sich hier um den Eponymus
Kanaan handelt. Gen 126 137 sind wohl jüngere Zusätze, aber Gen 243 37
werden die Kanaaniter genannt, und weiterhin in den Sagen von den Söhnen
.Jakobs Gen 38-l 50n.
2 Gen 139. Erst die Söhne Jakobs (Simeon und Levi, Juda, Josef) haben
es wirklich mit den Kanaanitern zu tun Gen 3 425f 387 50n, aber das politische
Milieu spielt auch da keine Rolle: es gibt keine Ivönige der Kanaaniter, keine
Kriege mit ihnen, alles spielt sich familiär ab. Selbst Sichern erscheint nur
in der Figur seines Eponymus Gen 34x; er wohnt in einem Stadthaus 3425f.
Ebenso wohnt natürlich Lot zu Sodom in einem Hause; dagegen läßt er sich
später in dem als menschenleer gedachten Lande (Gen 1930) in einer Höhle
nieder; daß diese Höhle auf eine ursprüngliche Lokalisierung der Sage von
Lots Töchtern hinweise (Gunkel), scheint mir zweifelhaft.
3 An der „Stätte“ von Sichern bei der Terebinthe More Gen 127; auf
dem Gebirge östlich von Betel Gen 128; bei der Terebinthe Mamre nördlich
von Hebron Gen 1318 18x. Isaaks Knechte graben den Brunnen, der nach-
mals Be’erscheba1 heißt Gen 2 633. Jakob baut ,,Hütten“, wonach der Ort
Sukkot genannt wird Gen 3317.
4 Erst Bileam reitet auf einer Eselin Num 2221ff. Wagen und Pferde
erscheinen in Ägypten Gen 4 521 27 4 6 . 29 Ex 93 146f. (Gen 1216 J2). Kamele
werden als Lasttiere der Ismaeliten erwähnt Gen 3725, auch bei der Heim-
kehr Jakobs von Laban Gen 3 043 3 28 (bei der Werbung um Rebeka Gen 24
erst bei E).
als die ihm bekannten und natürlichen konnte er nicht zeichnen.
Dennoch wird die Grenze zwischen Sagenzeit und geschichtlicher
Zeit irgendwie gewahrt. Daß die Kanaaniter zur Zeit der Väter
im Lande wohnten, wird zwar gelegentlich einmal berührt1, aber
Abraham, Isaak und Jakob leben im Lande als friedliche Hirten
in Zelten, als ob niemand sonst dort wohnte2; sie siedeln jedenfalls
nicht in den Städten, sondern in deren Nähe3. Von Kornbau ist
nur einmal, bei Isaak im Philisterlande, die Rede Gen 26i2, und
die Erwähnung von Silber und Gold bei Abraham Gen 132 (vgl.
2422 53) fällt fast aus dem Rahmen heraus. Von Tätigkeiten der
Kultur, wie schreiben und reiten4, ist in der Vätersage nirgends
die Rede. Auch Kultushandlungen werden kaum erwähnt; eine
Ausnahme ist die Refragung Jahves und die in Orakelform erteilte
Antwort des Gottes Gen 2521-23, ferner die Altarbauten Abrahams
Gen 127 8 13is (und bei J2 das Bundesopfer Gen 15). Ein starker
Anachronismus sind die Philister in der Isaakgeschichte: der König
mit Ratgeber und General Gen 26; aber auch hier wird die Nen-
nung der großen Philisterstädte vermieden und die Szene weiter
ins Steppenland nach Gerar verlegt.
1 Gen 920 _27 kommt nicht in Frage, da es sich hier um den Eponymus
Kanaan handelt. Gen 126 137 sind wohl jüngere Zusätze, aber Gen 243 37
werden die Kanaaniter genannt, und weiterhin in den Sagen von den Söhnen
.Jakobs Gen 38-l 50n.
2 Gen 139. Erst die Söhne Jakobs (Simeon und Levi, Juda, Josef) haben
es wirklich mit den Kanaanitern zu tun Gen 3 425f 387 50n, aber das politische
Milieu spielt auch da keine Rolle: es gibt keine Ivönige der Kanaaniter, keine
Kriege mit ihnen, alles spielt sich familiär ab. Selbst Sichern erscheint nur
in der Figur seines Eponymus Gen 34x; er wohnt in einem Stadthaus 3425f.
Ebenso wohnt natürlich Lot zu Sodom in einem Hause; dagegen läßt er sich
später in dem als menschenleer gedachten Lande (Gen 1930) in einer Höhle
nieder; daß diese Höhle auf eine ursprüngliche Lokalisierung der Sage von
Lots Töchtern hinweise (Gunkel), scheint mir zweifelhaft.
3 An der „Stätte“ von Sichern bei der Terebinthe More Gen 127; auf
dem Gebirge östlich von Betel Gen 128; bei der Terebinthe Mamre nördlich
von Hebron Gen 1318 18x. Isaaks Knechte graben den Brunnen, der nach-
mals Be’erscheba1 heißt Gen 2 633. Jakob baut ,,Hütten“, wonach der Ort
Sukkot genannt wird Gen 3317.
4 Erst Bileam reitet auf einer Eselin Num 2221ff. Wagen und Pferde
erscheinen in Ägypten Gen 4 521 27 4 6 . 29 Ex 93 146f. (Gen 1216 J2). Kamele
werden als Lasttiere der Ismaeliten erwähnt Gen 3725, auch bei der Heim-
kehr Jakobs von Laban Gen 3 043 3 28 (bei der Werbung um Rebeka Gen 24
erst bei E).