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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0048
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40

Walther Kolbe:

auch für Flacelieres1 Vorschlag 255/4 Bull. Hell. 1928 gewesen,
denn beide Jahre waren mit Hilfe des, wie wir jetzt wissen, falsch
ausgerichteten Schreiber-Zyklus gewonnen, unter Berücksichtigung
der Tatsache, daß unter Polyeuktos die siebente Phyle den Schrei-
ber gestellt hatte. Sie sind beide hinfällig geworden. Aber auch
Kirchners Ansatz 256/5 erweist sich als unmöglich. Er hatte bis
zur Besprechung von Dinsmoors Archons of Athens im Gnomon
1932, 449 ff. an seiner in den IG. II2 und IV2 niedergelegten Früh-
datierung festgehalten, um von da an in die Reihe der Anhänger
Flacelieres einzutreten. Daß er ein etwas abweichendes Datum
vertrat, hängt damit zusammen, daß er mit dem Jahre 262/1 unter
Arrheneides einen neuen Zyk us mit dem Schreiber aus der ersten
Phyle annahm. Diese Vermutung hat er nie begründet.
Einen vollkommen entgegengesetzten Standpunkt nehmen Be-
loch Gr. Gesell. IV 22, 96 und Dinsmoor a. a. 0. ein. Sie kennen
am Ende des Chremonideischen Krieges keinen Bruch der Schrei-
berfolge und knüpfen an die Ordnung des beginnenden Jahrhun-
derts an. Beide errechnen aber das genaue Jahresdatum gleichfalls
mit Hilfe des Zyklus, nur mit dem Unterschied, daß Dinsmoor mit
Rücksicht auf die delphischen Texte um eine ganze Phylenrunde
tiefer herabgeht: Beloch 261/0, Dinsmoor 249/8. Dazu ist zu
sagen, daß uns aus dem ersten Drittel des Jahrhunderts zwar eine
Anzahl von urkundlichen Archontendaten literarisch überliefert
sind, daß wir aber in keinem einzigen dieser Fälle den Schreiber
kennen. Infolgedessen schwebt die Annahme, daß im Jahre 261/0
die siebente Phyle den Schreiber gestellt haben müsse, in der Luft.
Die Verfolgung dieses Weges verspricht bei der Lückenhaftigkeit des
Materials keine Aussicht auf Erfolg. Wir müssen uns daher, so
schwer es uns fallen mag, von der Hoffnung lösen, mit Hilfe des
Zyklus zu historisch gesicherten Ergebnissen zu gelangen.
5.
Der Weg, den wir zu gehen haben, muß ein anderer sein. Wir
haben die Frage aufzuwerfen, ob die Gründe, die für die Spät-
datierung des Polyeuktos geltend gemacht sind, überzeugend sind.
Flaceliere beruft sich in seiner Abhandlung im Bull. Hell. 1928
auf das delphische Material2. Unter den uns erhaltenen Siegerlisten
1 Vgl. Ferguson a.a.O. (Schema A) und Klaffenbach IG. IX, l2,
s. XIX.
2 S. 285: considerations tirees uniquement de l’epigraphie delphique.
 
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