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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0064
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Walther Kolbe:

gut Arrheneides, Lysitheides und Kallimedes den räumlichen
Bedingungen genügen. Kirchner entschied sich in den IG.
II2 für [Arrhenejides. Allein die Erwähnung des Kollegiums für
die Verwaltung macht diese Ergänzung unmöglich, da diese Be-
hörde nach der Kapitulation Athens durch einen Einzelmagistrat
ersetzt wurde (Beloch Gr. Gesch. IV 22, 58). Außerdem findet sich
in Z. 13 die Formel εις τήν πρώτην εκκλησίαν, die nach dem Chremoni-
deischen Kriege nicht mehr angewandt worden ist. Dasselbe gilt
von Johnsons in CI. Phil. 1918, 209 gemachtem, von Beloch gebil-
ligtem Vorschlag [Lysithejides. Dieser Eponymos, den Ivoehler,
Ferguson, Kirchner, Kolbe =f250 setzten, Dinsmoor 236/5,
Ferguson (1931) und Meritt (1934 und 1938) 245/44, ist offenbar
erst der Zeit nach dem Chremonideischen Kriege zuzuweisen. Bei
Beloch a. a. 0. 77 spielt die Überlegung eine große Rolle, daß die
Angehörigen des Bendis-Thiasos Nikias und Stratokies unter Ther-
silochos, Hieron und Lysitheides wiederkehren (SEG. II 10 und IG.
II2 1317b); denn dadurch werde bewiesen, daß Lysitheides nur
"durch ganz wenige’ Jahre von jenen beiden andern getrennt sei.
Daß das ein voreiliger Schluß ist, habe ich im Hermes 1934, 216f.
ausgesprochen unter Fergusons Zustimmung. Bei der Lebensläng-
lichkeit der Mitgliedschaft ist immerhin mit einem Spielraum von
zwanzig bis dreißig Jahren zu rechnen. — Nach sorgfältiger Prüfung
des Steines habe ich vor Jahren vorgeschlagen, die Senkrechte als
Rest eines durch Bruch zerstörten Eta anzusehen und Kallimedes
zu ergänzen, s. Archonten 150. An diesem Vorschlag halte ich fest.
Die Beziehung der Inschrift auf den Eponymos der 20er Jahre war
freilich ein Irrtum. Unser Kallimedes hat vor der Eroberung Athens
sein Amt geführt, s. Anhang 2 S. 71 ff.
Das Ergebnis hat eine doppelte Probe zu bestehen. Für
Kallimedes ist der Schreiber aus n. 780 bekannt, und aus n. 777 geht
eindeutig hervor, daß sein Jahr ein Schaltjahr gewesen ist. Sehen
wir zu, ob in beiden Fällen die dadurch gebotenen Ergänzungen den
Raumverhältnissen von n. 689 entsprechen! Als Schreiber hat
[Καλ]λίας Καλλιάδου Πλω^εύς gewaltet. Dieser Name umfaßt insge-
samt 23 Zeichen. Da die Lücke in 689 Z. 2f. 25 Buchstaben aufneh-
men kann und der Text stoichedon geschrieben ist, scheint hier eine
Schwierigkeit vorzuliegen. Sie ist aber leicht zu beheben. Denn
neben der Kurzform Καλλίας steht die um zwei Zeichen längere
Καλλιάδης. Wenn wir sie einsetzen, ist den Bedingungen des Rau-
mes Genüge getan. Auch in kalendarischer Hinsicht scheint der
 
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