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Einleitung
schon in Westeuropa angestellt worden seien, finde aber in der
Literatur nichts darüber, bis auf meine oben angeführte Bemer-
kung. Er fragte bei mir an, ob ich sicher sei, daß es sich da wirk-
lich um den echten Ölbaum, Olea europaea, handle. Ich konnte ihm
antworten, daß ich auch heute noch durchaus dieser Meinung bin.
Krause sagt in seiner Besprechung, die Olivenkultur sei wäh-
rend des Mittelalters bis in Breiten vorgeschoben worden, ,,in denen
sie bei den heutigen Verkehrsverhältnissen nicht mehr lohnt“. Er
ahnte nicht, daß in der heutigen Zeit Verhältnisse eintreten kön-
nen, wo der internationale Handelsverkehr auf lange Zeit unter-
brochen ist, und wo sich die Begründung einer einheimischen Oliven-
kultur, falls sie möglich ist, sehr wohl lohnen würde. Körnickes
Akklimatisationsversuche sind deshalb von aktueller Bedeutung,
und es verlohnt sich darum wohl auch, zuverlässig festzustellen,
ob etwa in früherer Zeit schon andere Versuche gemacht worden
sind, den Ölbaum in Nordeuropa anzupflanzen.
Je mehr ich mich aber mit der Frage der Ausbreitung der
Olivenkultur beschäftigte, desto wünschenswerter erschien es mir,
den Kreis meiner Untersuchungen weiter zu ziehen, die Frage des
Ursprungs der Ölbaumzucht zu überprüfen und eine eingehendere
Darstellung der Geschichte des Ölbaums zu geben, was ich im fol-
genden unternommen habe. Von einem Eingehen auf rein land-
wirtschaftlich-botanische und volkswirtschaftliche Fragen, wie An-
bau und Pflege des Ölbaums, Ernte und Arten der Oliven, Technik
der Ölbereitung, Bedeutung des Öls für Wirtschaft und Handel
und dergleichen, habe ich dabei abgesehen; sie sind in den Arbeiten
von Th. Fischer, Fickendey, Sprecher von Bernegg, Dal-
man u. a. zur Genüge behandelt worden. Was ich zu geben gedenke,
ist eine Darstellung der äußern Geschichte des Ölbaums und
derAusbreitung der Olivenkultur, wie sie Theorald Fischer
im ersten Kapitel seiner grundlegenden Abhandlung über den Öl-
baum (S. 4—16) in knapper Form geboten hat. Wenn ich dabei
besonders auf die Geschichte des Ölbaums im Altertum und Mittel-
alter eingehe, so geschieht es deshalb, weil die Ergebnisse der Unter-
suchungen in den einschlägigen Werken oftmals nicht einwandfrei
sind, weil mir bei tieferem Eindringen in den Stoff manche noch
ungelöste Probleme entgegen traten, und weil eine Lösung dieser
Probleme und eine kritische Darstellung der Geschichte der Kultur-
pflanzen in den älteren Perioden überhaupt ohne eindringende Mit-
arbeit philologischer und historischer Forschung unmöglich ist.
Einleitung
schon in Westeuropa angestellt worden seien, finde aber in der
Literatur nichts darüber, bis auf meine oben angeführte Bemer-
kung. Er fragte bei mir an, ob ich sicher sei, daß es sich da wirk-
lich um den echten Ölbaum, Olea europaea, handle. Ich konnte ihm
antworten, daß ich auch heute noch durchaus dieser Meinung bin.
Krause sagt in seiner Besprechung, die Olivenkultur sei wäh-
rend des Mittelalters bis in Breiten vorgeschoben worden, ,,in denen
sie bei den heutigen Verkehrsverhältnissen nicht mehr lohnt“. Er
ahnte nicht, daß in der heutigen Zeit Verhältnisse eintreten kön-
nen, wo der internationale Handelsverkehr auf lange Zeit unter-
brochen ist, und wo sich die Begründung einer einheimischen Oliven-
kultur, falls sie möglich ist, sehr wohl lohnen würde. Körnickes
Akklimatisationsversuche sind deshalb von aktueller Bedeutung,
und es verlohnt sich darum wohl auch, zuverlässig festzustellen,
ob etwa in früherer Zeit schon andere Versuche gemacht worden
sind, den Ölbaum in Nordeuropa anzupflanzen.
Je mehr ich mich aber mit der Frage der Ausbreitung der
Olivenkultur beschäftigte, desto wünschenswerter erschien es mir,
den Kreis meiner Untersuchungen weiter zu ziehen, die Frage des
Ursprungs der Ölbaumzucht zu überprüfen und eine eingehendere
Darstellung der Geschichte des Ölbaums zu geben, was ich im fol-
genden unternommen habe. Von einem Eingehen auf rein land-
wirtschaftlich-botanische und volkswirtschaftliche Fragen, wie An-
bau und Pflege des Ölbaums, Ernte und Arten der Oliven, Technik
der Ölbereitung, Bedeutung des Öls für Wirtschaft und Handel
und dergleichen, habe ich dabei abgesehen; sie sind in den Arbeiten
von Th. Fischer, Fickendey, Sprecher von Bernegg, Dal-
man u. a. zur Genüge behandelt worden. Was ich zu geben gedenke,
ist eine Darstellung der äußern Geschichte des Ölbaums und
derAusbreitung der Olivenkultur, wie sie Theorald Fischer
im ersten Kapitel seiner grundlegenden Abhandlung über den Öl-
baum (S. 4—16) in knapper Form geboten hat. Wenn ich dabei
besonders auf die Geschichte des Ölbaums im Altertum und Mittel-
alter eingehe, so geschieht es deshalb, weil die Ergebnisse der Unter-
suchungen in den einschlägigen Werken oftmals nicht einwandfrei
sind, weil mir bei tieferem Eindringen in den Stoff manche noch
ungelöste Probleme entgegen traten, und weil eine Lösung dieser
Probleme und eine kritische Darstellung der Geschichte der Kultur-
pflanzen in den älteren Perioden überhaupt ohne eindringende Mit-
arbeit philologischer und historischer Forschung unmöglich ist.