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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0007
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I. Der Ölbaum und seine Verbreitung in der Gegenwart.
,,01ea prima onmium afhorum est“, schreibt der römische
Ackerbauschriftsteller Columella1 um 60 unsrer Zeitrechnung. Der
Ölbaum (Olea europaea L.) war für die Kulturvölker des klassischen
Altertums in der Tat der Hauptfruchtbaum; er ist auch heute
noch der wertvollste Fruchtbaum für alle Mittelmeerländer; für
viele ist er gradezu die Grundlage ihres Wirtschaftslebens. In Tu-
nesien, Apulien, auf Korfu und Kreta wie auch in manchen andern
Ländern hängt das Wohl und Wehe der Bevölkerung von dem Aus-
fall der Olivenernte ab2. Der Bestand an Ölbäumen wird gegen-
wärtig in Italien auf reichlich 100 Millionen, in Spanien sogar auf
300 Millionen Bäume geschätzt, während für das Deutsche Reich
die Zählung von 1902 nur einen Gesamtbestand von 164 Millionen
Obstbäumen aller Arten ergab3. Wie im alten Griechenland und
Italien, so sind Olive und Olivenöl auch in der Gegenwart in Süd-
europa das wichtigste und unentbehrlichste tägliche Nahrungs-
mittel für Millionen von Menschen. Die Oliven werden, getrocknet
oder in Salzwasser eingemacht, zum Brot gegessen; man taucht
das Brot in das Olivenöl oder trinkt das Öl zum Brot (wie die Berber
in Algerien); das Öl wird zur Bereitung der verschiedensten Speisen
verwandt; es ist darüber hinaus für manche Länder auch der wich-
tigste Ausfuhrartikel, für den Getreide und sonstige Bedarfsgegen-
stände eingetauscht weden4. Auch im geistigen Leben der Mittel-
meervölker hat der Ölbaum von je eine große Rolle gespielt; und
die lichten, grauen Olivenhaine auf luftigen, sonnigen Hängen unter
tiefblauem Himmel geben zugleich den Küstenländern des Mittel-
meers ihr typisches landschaftliches Gepräge mit der südlichen
Stimmung und den zarten Farbentönen. Der Ölbaum ist die be-
deutsamste Charakterpflanze der Mittelmeerländer. Er
1 De Re Rustica Y 8, 1.
2 Vgl. Theobald Fischer, Der Ölbaum, S.42f. — Die Abkürzungen
in den Anmerkungen erklären sieb leicht aus dem Verzeichnis der benützten
Literatur (S. 4).
3 Fischer, S. 1. 55.
4 Fischer 2.
 
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