Metadaten

Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0008
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Johannes Hoofs:

ist zugleich die wichtigste Leitpflanze der Mittelmeerflora, deren
Grenzen mit seinem Verbreitungsgebiet im wesentlichen zusammen-
fallen.
Die klimatischen Verhältnisse des Mittelmeerbeckens sind
ihm besonders zuträglich. Warme, trockne Sommer und milde,
wenn auch feuchte Winter sind das Lebenselement des Ölbaums.
Zur Ausreifung seiner Früchte bedarf er einer längeren sommer-
lichen Trockenheit, wobei die Blätter durch eine lederartige Haut
auf ihrer Oberfläche gegen eine zu starke Entziehung der Feuch-
tigkeit geschützt sind. Die Oliven werden minderwertig, wenn ihre
etwa sechsmonatige Entwicklungszeit in eine Periode reichlicher
Niederschläge und großer Luftfeuchtigkeit fällt. Nennenswerte
Olivenzucht größeren Umfangs gibt es deshalb nur in Gegenden
mit regenlosen oder regenarmen Sommern. Anderseits braucht der
Ölbaum während seiner Ruhezeit im Winter ein erhebliches Maß
von Wärme. Doch ist schwer zu sagen, bei welcher Temperatur er
erfriert; die begleitenden Umstände spielen dabei eine große Rolle:
ob die Kälte allmählich eintritt, ob sie lange dauert, ob es zugleich
naß ist, ob der Baum schon in Vegetation steht oder nicht. Je saft-
reicher der Baum ist, desto gefährlicher sind die Fröste. Wenn er
schon im Saft steht und der Frost nach Regen eintritt, oder bei
Abwechslung von Schneeschmelze und Frost erfriert er schon bei
—8° G oder bei noch geringeren Kältegraden. Dagegen hat er im
südfranzösischen Olivengebiet in der Gegend von Montpellier bei
im übrigen günstigen Lebensverhältnissen eine Temperatur von
—16,7° G ausgehalten1.
Der Ölbaum hat eine sehr langsame Entwicklung. Junge
Pflänzlinge werden im Alter von 7—10 Jahren gepfropft oder oku-
liert; nach weiteren 3 Jahren beginnen sie Früchte zu tragen, aber
erst nach 8—9 Jahren werden sie voll ertragsfähig. Es dauert also
15—20 Jahre, bis der Ölbaum seinen vollen Ertragswert erlangt2.
Darauf beruht es, daß in kriegerischen Zeiten in Ländern, die vor-
wiegend Olivenzucht treiben, die Sieger gern die Ölbäume des
unterlegenen· Volks umhauen, um so seinen Wohlstand auf lange
Zeit zu vernichten; das ist nicht nur im Altertum, sondern auch in
neuerer Zeit geschehen. Wegen des langsamen Wachstums und der
späten Ertragsfähigkeit des Ölbaums verlangt die Ölbaumzucht
1 Fischer 22f. Rikli, Pflanzenkleid der Mittelmeerländer 50f. Dalman,
Arbeit und Sitte in Palästina IV, 172.
2 Fischer, Der Ölbaum 31.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften