I. Der Ölbaum und seine Verbreitung in der Gegenwart 9
Seßhaftigkeit, und Frieden; mit Nomadentum und kriegerischen
Zuständen ist sie nicht vereinbar. So wird der Ölbaum zum Sinn-
bild des Friedens.
Sind aber junge Ölbäume erst einmal voll ertragsfähig gewor-
den, so bleiben sie es bei entsprechender Pflege jahrhundertelang;
„denn der Ölbaum besitzt bei sehr langsamem Wachstum eine so
ungeheuere Lebenskraft, daß man ihn geradezu unvergänglich nen-
nen kann“, sagt Fischer1. Er ist wohl die langlebigste Kultur-
pflanze. Auf der Weltausstellung von Paris im Jahre 1867 war
ein tausendjähriger Olivenstamm aus Algerien ausgestellt2. Solche
uralten Olivenstämme sind keine Seltenheit. In Griechenland soll
es 2000 Jahre alte Olivenbäume geben. Unter den Ölbäumen in
der Provinz Fajjüm in Ägypten und in den Oasen der libyschen
Wüste fand Schweinfurth „einzelne von sehr hohem Alter, die
vermittelst der Wurzelsprossen und des Stockausschlages sich dort
sehr wohl aus griechisch-römischer Zeit erhalten haben können“3.
Im Garten von Gethsemane am Westfuß des Ölbergs bei Jerusalem
stehen acht mächtige, uralte Ölbäume von fast 20 Meter Höhe und
5 Meter Stammumfang, unter denen vielleicht schon Jesus ge-
wandelt ist4. Solche alte Baumrecken sind dann oft phantastisch
verwitterte Gestalten mit den abenteuerlichsten Formen und von
gewaltigem Umfang5. Mit lebhaften Worten schildert Julius
Schmidt, der Astronom und Geograph, den wunderbaren Anblick
eines solchen uralten Ölbaums, wie er ihn in Griechenland sah.
„Mit seinem bald auseinander geborstenen, bald torartig geöffneten
niedrigen Stamme, schraubenförmig gedreht, dann wieder pyra-
midal gestaltet, besetzt mit Höckern, mit halbkugeligen und ganz
unregelmäßigen steinfarbigen Auswüchsen, gleicht der untere Teil
oft einem mächtigen Felsblocke, aus dessen Spalten sich laubreiches,
frisches Gebüsch erhebt“.6
In Bezug auf den Boden stellt der Ölbaum keine hohen An-
sprüche; er gedeiht auf fast allen Bodenarten. Doch ist die Frucht
1 a.a.O. Bl.
2 A. Coutance, LiOlivier, Paris 1877, S. 98.
3 Schweinfurth, Englers Bot. Jahrbücher 5, 198 (1884).
4 Fischer 31. Sprecher von Bernegg 8. Dalman 157. 172f.
5 Rikli, Von den Pyrenäen zum Nil, 402 f.; Pflanzenkleid d. Mittelmeer-
länder 46 f., sowie die Abbildung eines der alten Ölbäume im Garten Gethse-
mane in Fig. 5 und alter Ölbäume auf Mallorca (Balearen) in Tafel II.
6 Abgedruckt bei Fischer, Der Ölbaum, 18f. aus Jul. Schmidt, Beiträge
zur phys. Geographie p. Griechenland I 289. Athen 1861.
Seßhaftigkeit, und Frieden; mit Nomadentum und kriegerischen
Zuständen ist sie nicht vereinbar. So wird der Ölbaum zum Sinn-
bild des Friedens.
Sind aber junge Ölbäume erst einmal voll ertragsfähig gewor-
den, so bleiben sie es bei entsprechender Pflege jahrhundertelang;
„denn der Ölbaum besitzt bei sehr langsamem Wachstum eine so
ungeheuere Lebenskraft, daß man ihn geradezu unvergänglich nen-
nen kann“, sagt Fischer1. Er ist wohl die langlebigste Kultur-
pflanze. Auf der Weltausstellung von Paris im Jahre 1867 war
ein tausendjähriger Olivenstamm aus Algerien ausgestellt2. Solche
uralten Olivenstämme sind keine Seltenheit. In Griechenland soll
es 2000 Jahre alte Olivenbäume geben. Unter den Ölbäumen in
der Provinz Fajjüm in Ägypten und in den Oasen der libyschen
Wüste fand Schweinfurth „einzelne von sehr hohem Alter, die
vermittelst der Wurzelsprossen und des Stockausschlages sich dort
sehr wohl aus griechisch-römischer Zeit erhalten haben können“3.
Im Garten von Gethsemane am Westfuß des Ölbergs bei Jerusalem
stehen acht mächtige, uralte Ölbäume von fast 20 Meter Höhe und
5 Meter Stammumfang, unter denen vielleicht schon Jesus ge-
wandelt ist4. Solche alte Baumrecken sind dann oft phantastisch
verwitterte Gestalten mit den abenteuerlichsten Formen und von
gewaltigem Umfang5. Mit lebhaften Worten schildert Julius
Schmidt, der Astronom und Geograph, den wunderbaren Anblick
eines solchen uralten Ölbaums, wie er ihn in Griechenland sah.
„Mit seinem bald auseinander geborstenen, bald torartig geöffneten
niedrigen Stamme, schraubenförmig gedreht, dann wieder pyra-
midal gestaltet, besetzt mit Höckern, mit halbkugeligen und ganz
unregelmäßigen steinfarbigen Auswüchsen, gleicht der untere Teil
oft einem mächtigen Felsblocke, aus dessen Spalten sich laubreiches,
frisches Gebüsch erhebt“.6
In Bezug auf den Boden stellt der Ölbaum keine hohen An-
sprüche; er gedeiht auf fast allen Bodenarten. Doch ist die Frucht
1 a.a.O. Bl.
2 A. Coutance, LiOlivier, Paris 1877, S. 98.
3 Schweinfurth, Englers Bot. Jahrbücher 5, 198 (1884).
4 Fischer 31. Sprecher von Bernegg 8. Dalman 157. 172f.
5 Rikli, Von den Pyrenäen zum Nil, 402 f.; Pflanzenkleid d. Mittelmeer-
länder 46 f., sowie die Abbildung eines der alten Ölbäume im Garten Gethse-
mane in Fig. 5 und alter Ölbäume auf Mallorca (Balearen) in Tafel II.
6 Abgedruckt bei Fischer, Der Ölbaum, 18f. aus Jul. Schmidt, Beiträge
zur phys. Geographie p. Griechenland I 289. Athen 1861.