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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0013
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I. Der Ölbaum und seine Verbreitung in der Gegenwart

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reicht er einen stattlichen Wuchs. In Ligurien: an der französi-
schen und italienischen Riviera wird er gradezu zum Charakter-
haum der Landschaft und dringt hier auch tief in die Flußtäler
ein1.
Nächst Spanien ist Italien das olivenreichste Land; in sei-
nem Landschaftsbild spielt der Ölbaum eine beherrschende Rolle.
In der Poebene allerdings mit ihrem feuchten, schweren Roden und
ihrer strengen Winterkälte fehlt er auf weite Strecken ganz oder
ist von geringer Bedeutung. Er ist hier auf die untersten Abhänge
der Alpen beschränkt, besonders auf sonnige Lagen an den ober-
italienischen Seen, vor allem dem Gardasee. Westlich von Trient
erreicht er unter 46° 5' seine bisher nördlichste Breite überhaupt.
(Doch sollen früher in etwa derselben Breite auch an den Süd-
hängen des Genfer Sees Ölbäume eine Reihe von Jahren ausgehal-
ten haben2.) Auch der Apennin ist in seinen obern Regionen vom
Bereich der Olivenkultur ausgeschlossen. Desto üppiger gedeiht
der Ölbaum überall in den Küstenlandschaften des Adriatischen
Meers, von südlich Ravenna bis hinunter nach Apulien. Westlich
der Apenninen ist das Hügelland von Toskana überreich an Oliven-
hainen, die sich tief in die Täler erstrecken. Der Ölbaum ist der
Charakterbaum von Toskana ebenso wie von Ligurien. Um Flo-
renz, Pistoja, Siena, Lucca sind alle Hügel mit Ölbäumen bedeckt.
Das toskanische Öl und besonders das Öl von Lucca ist von alters
her berühmt. Weiter nach Süden: in Latium und im größten Teil
von Kampanien, verschwindet der Ölbaum aus dem Apenninen-
vorland bis hinunter nach der Halbinsel von Sorrent. Doch sind
die untern Hänge des Gebirges mit ihrem lichten, warmen, trock-
nen, meist felsigen Kalkboden auch hier von Olivenhainen bedeckt.
Ungemein häufig ist der Ölbaum in ganz Süditalien, vor allem in
Apulien und Südkalabrien. Der größte Teil alles in Italien gewon-
nenen Öls kommt von hier. Auch an der Nordküste Siziliens, auf
den Liparischen Inseln, in der Umgebung von Cagliari und Sassari
auf Sardinien und, unter französischem Einfluß, besonders in Kor-
sika spielt der Ölbaum eine wichtige Rolle3.
Weniger bedeutend ist die Olivenkultur im östlichen
Mittelmeer gebiet, mit Ausnahme von Griechenland, Syrien und
Palästina.
1 Fischer 49—51. Alban Voigt, Die Riviera 229. Rikli, Von den
Pyrenäen zum Nil 14.
2 Fischer 50.

3 Fischer 51—56. Fickendey 7.
 
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