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Johannes Hoops:
Vom Innern der Balkanhalbinsel mit seinen kalten Win-
tern und keineswegs regenarmen Sommern ist der Ölbaum aus-
geschlossen. Nur auf der Westseite sind in einem schmalen Küsten-
streifen, der von Triest über Istrien und Dalmatien nach Monte-
negro reicht und in Albanien sich verbreitert, die klimatischen
Bedingungen dem Olivenbau günstig. In Thrakien und Makedo-
nien ist die Olivenzucht nirgends von Bedeutung; nur an sonnigen
Hängen der Südküste: am Golf von Saloniki, auf der Ghalkidike,
auf der Halbinsel von Gallipoli und an der Küste des Marmara-
meers, sind Olivenhaine häufiger1.
Dagegen ist die Olivenkultur in Griechenland, mit Aus-
nahme der thessalischen Ebene und der rauheren Gebirgsland-
schaften des Innern, überall verbreitet, von Epirus über Attika und
Korinth bis hinunter zum Peloponnes. Auch die griechischen In-
seln sind reich an Oliven, besonders Korfu. Eine wahre Oliven-
insel schon seit den Zeiten des Altertums ist Kreta, wo sich über-
all ausgedehnte Ölbaumpflanzungen finden und fast jede Ortschaft
von Olivenhainen umgeben ist. Olivenöl ist heute das wichtigste
Erzeugnis der Insel; es ist von ganz besonderer Wichtigkeit als
Volksnahrung, wird aber über den eignen Bedarf hinaus auch in
großen Mengen ausgeführt. Griechenland steht mit seiner Ölpro-
duktion unter den europäischen Mittelmeerländern an dritter Stelle,
allerdings in bedeutendem Abstand hinter Spanien und Italien2.
In Kleinasien hat die Olivenzucht im ganzen nur geringe
Bedeutung. Sie war im Altertum bedeutender, ist aber von den
türkischen Nomaden, die aus den Steppen Mittelasiens hierher vor-
drangen und mehr an Viehzucht und tierische Fette gewöhnt
waren, vernichtet worden, um Weideland zu gewinnen. Zu diesen
historischen und völkischen kommen klimatische und boden-
plastische Gründe. Da der größte Teil der Halbinsel eine beträcht-
liche Meereshöhe und daher sehr kalte Winter hat und die hohen
Randgebirge im Süden und Norden den mildernden Einfluß des·
Meeres beschränken, sind die klimatischen Verhältnisse dem Öl-
baum nicht günstig. Nur im Küstenland des Westens, im west-
lichen Teil der Südküste, besonders in Karien und Lykien, und auf
den Inseln des Ägäischen Meers, insbesondere Lesbos und Samos,
hat die früher vorwiegend griechische Bevölkerung lebhaften Oliven-
1 Fischer 57f. FickeNdey 21.
2 Fischer 58—61. Fickendey 7. Rikli, Von den Pyrenäen zum Nil
402. 414. 436.
Johannes Hoops:
Vom Innern der Balkanhalbinsel mit seinen kalten Win-
tern und keineswegs regenarmen Sommern ist der Ölbaum aus-
geschlossen. Nur auf der Westseite sind in einem schmalen Küsten-
streifen, der von Triest über Istrien und Dalmatien nach Monte-
negro reicht und in Albanien sich verbreitert, die klimatischen
Bedingungen dem Olivenbau günstig. In Thrakien und Makedo-
nien ist die Olivenzucht nirgends von Bedeutung; nur an sonnigen
Hängen der Südküste: am Golf von Saloniki, auf der Ghalkidike,
auf der Halbinsel von Gallipoli und an der Küste des Marmara-
meers, sind Olivenhaine häufiger1.
Dagegen ist die Olivenkultur in Griechenland, mit Aus-
nahme der thessalischen Ebene und der rauheren Gebirgsland-
schaften des Innern, überall verbreitet, von Epirus über Attika und
Korinth bis hinunter zum Peloponnes. Auch die griechischen In-
seln sind reich an Oliven, besonders Korfu. Eine wahre Oliven-
insel schon seit den Zeiten des Altertums ist Kreta, wo sich über-
all ausgedehnte Ölbaumpflanzungen finden und fast jede Ortschaft
von Olivenhainen umgeben ist. Olivenöl ist heute das wichtigste
Erzeugnis der Insel; es ist von ganz besonderer Wichtigkeit als
Volksnahrung, wird aber über den eignen Bedarf hinaus auch in
großen Mengen ausgeführt. Griechenland steht mit seiner Ölpro-
duktion unter den europäischen Mittelmeerländern an dritter Stelle,
allerdings in bedeutendem Abstand hinter Spanien und Italien2.
In Kleinasien hat die Olivenzucht im ganzen nur geringe
Bedeutung. Sie war im Altertum bedeutender, ist aber von den
türkischen Nomaden, die aus den Steppen Mittelasiens hierher vor-
drangen und mehr an Viehzucht und tierische Fette gewöhnt
waren, vernichtet worden, um Weideland zu gewinnen. Zu diesen
historischen und völkischen kommen klimatische und boden-
plastische Gründe. Da der größte Teil der Halbinsel eine beträcht-
liche Meereshöhe und daher sehr kalte Winter hat und die hohen
Randgebirge im Süden und Norden den mildernden Einfluß des·
Meeres beschränken, sind die klimatischen Verhältnisse dem Öl-
baum nicht günstig. Nur im Küstenland des Westens, im west-
lichen Teil der Südküste, besonders in Karien und Lykien, und auf
den Inseln des Ägäischen Meers, insbesondere Lesbos und Samos,
hat die früher vorwiegend griechische Bevölkerung lebhaften Oliven-
1 Fischer 57f. FickeNdey 21.
2 Fischer 58—61. Fickendey 7. Rikli, Von den Pyrenäen zum Nil
402. 414. 436.