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Johannes Hoops:
Halbinsel aus1. Auch im eigentlichen Armenien gedeiht der Öl-
baum jetzt nicht2. Theobald Fischer betont, „daß der Ölbaum
kaum an den äußersten Grenzen des heutigen Armenien seine Da-
seinsbedingungen findet3. Die Ansicht Lagardes, der sich auch
Buschan4 anschließt, daß die Olivenkultur von Kleinasien ihren
Ausgang genommen habe, ist deshalb nicht haltbar. Nur gegen
Syrien hin, nördlich vom Golf von Alexandrette, findet sich ein
großer, 100 Quadratkilometer bedeckender Olivenhain, Zeitunluk
Olivenfeld’ genannt5. Er bildet den Übergang zu den ausgedehn-
ten Olivenhainen, die weite Teile Syriens bedecken (s. oben S. 15).
Mit der Tatsache, daß die Urheimat der Ölbaumzucht nicht
in Kleinasien, insbesondere nicht in Ivilikien, zu suchen ist, wird
der Hypothese Lagardes, daß der kanaanäische und der ägyp-
tische Name aus dem Armenischen stammen, der sachliche Unter-
grund entzogen. Von den oben dargelegten sprachlichen Gesichts-
punkten aus ist es vielmehr wahrscheinlicher, daß der armeni-
sche sowohl wie der ägyptische Name des Ölbaums aus
dem semitischen entlehnt sind, nicht der semitische und ägyp-
tische aus dem armenischen. Der Name zait ist ursprünglich
in Syrien und Palästina zu Hause und hat sich von da aus
nach Osten, Süden und Westen verbreitet6. Das ist für die Beurtei-
lung der Frage nach der Heimat des Ölbaums belangreich.
3. Iran, Mesopotamien, Arabien.
Während der semitische Name zait oder zet, zaitün oder zetün
von einer Reihe vorderasiatischer Völker (Armeniern, Iraniern, Kur-
den, Türken, Tataren und andern) übernommen wurde, hat das
Sanskrit keinen Namen für den Ölbaum. Wir dürfen daraus
schließen, daß den Indern, als sie um 2000 v. Chr. nach Iran
und dem Pandschab vordrangen, der Ölbaum noch unbekannt war.
Hätten sie die Olivenkultur dort schon vorgefunden, so hätten sie
dem wichtigen Baum sicher einen Namen gegeben.
1 Vgl. oben S. 14; ferner Rikli, Pflanzenkleid d. Mittelmeerländer 58.
2 Hübschmann, Armenische Grammatik, S. 310.
3 Der Ölbaum 7.
4 Vorgeschichtl. Botanik 135.
5 Fischer, a.a.O. 64.
6 Für freundliche Beratung in semitischen und ägyptischen Fragen bin
ich meinen Kollegen Gustav Holscher und Siegfried Schott zu Dank
verpflichtet.
Johannes Hoops:
Halbinsel aus1. Auch im eigentlichen Armenien gedeiht der Öl-
baum jetzt nicht2. Theobald Fischer betont, „daß der Ölbaum
kaum an den äußersten Grenzen des heutigen Armenien seine Da-
seinsbedingungen findet3. Die Ansicht Lagardes, der sich auch
Buschan4 anschließt, daß die Olivenkultur von Kleinasien ihren
Ausgang genommen habe, ist deshalb nicht haltbar. Nur gegen
Syrien hin, nördlich vom Golf von Alexandrette, findet sich ein
großer, 100 Quadratkilometer bedeckender Olivenhain, Zeitunluk
Olivenfeld’ genannt5. Er bildet den Übergang zu den ausgedehn-
ten Olivenhainen, die weite Teile Syriens bedecken (s. oben S. 15).
Mit der Tatsache, daß die Urheimat der Ölbaumzucht nicht
in Kleinasien, insbesondere nicht in Ivilikien, zu suchen ist, wird
der Hypothese Lagardes, daß der kanaanäische und der ägyp-
tische Name aus dem Armenischen stammen, der sachliche Unter-
grund entzogen. Von den oben dargelegten sprachlichen Gesichts-
punkten aus ist es vielmehr wahrscheinlicher, daß der armeni-
sche sowohl wie der ägyptische Name des Ölbaums aus
dem semitischen entlehnt sind, nicht der semitische und ägyp-
tische aus dem armenischen. Der Name zait ist ursprünglich
in Syrien und Palästina zu Hause und hat sich von da aus
nach Osten, Süden und Westen verbreitet6. Das ist für die Beurtei-
lung der Frage nach der Heimat des Ölbaums belangreich.
3. Iran, Mesopotamien, Arabien.
Während der semitische Name zait oder zet, zaitün oder zetün
von einer Reihe vorderasiatischer Völker (Armeniern, Iraniern, Kur-
den, Türken, Tataren und andern) übernommen wurde, hat das
Sanskrit keinen Namen für den Ölbaum. Wir dürfen daraus
schließen, daß den Indern, als sie um 2000 v. Chr. nach Iran
und dem Pandschab vordrangen, der Ölbaum noch unbekannt war.
Hätten sie die Olivenkultur dort schon vorgefunden, so hätten sie
dem wichtigen Baum sicher einen Namen gegeben.
1 Vgl. oben S. 14; ferner Rikli, Pflanzenkleid d. Mittelmeerländer 58.
2 Hübschmann, Armenische Grammatik, S. 310.
3 Der Ölbaum 7.
4 Vorgeschichtl. Botanik 135.
5 Fischer, a.a.O. 64.
6 Für freundliche Beratung in semitischen und ägyptischen Fragen bin
ich meinen Kollegen Gustav Holscher und Siegfried Schott zu Dank
verpflichtet.