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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0029
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III. Die orientalische Heimat der Ölbaumkultur

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Es gibt keinen alten indogermanischen Namen für den Ölbaum;
es kann auch keinen geben, da die Urheimat der Indogermanen
sicher in nördlicheren Ländern zu suchen ist, wo der Ölbaum nicht
heimisch ist.
Auch im Avesta ist Olivenöl nicht bekannt1. Auf dem Hoch-
land von Iran scheint der Ölbaum nie die Verbreitung gehabt zu
haben, die nach den klimatischen Verhältnissen möglich wäre. Nach
Strabon2 gab es in Baktrien kein Öl. Aus dem Mittelalter wird
uns allerdings die Pflanzung von Olivenhainen in der Nähe von
Schiras im südwestlichen Persien bezeugt; und auch der (aus dem
Semitischen entlehnte) Name Zeitun 'Ölbaum’ für eine Ortschaft
nordöstlich von Schiras, und Seidun für einen Ort im südöstlichen
Chusistan, westlich von Schiras, läßt auf Olivenzucht schließen3.
Im ganzen aber gibt es in Persien heute nur ein Gebiet, wo der
Baum einige wirtschaftliche Bedeutung erlangt hat: in der Band-
landschaft Gilan am Südwestrande des Kaspischen Meers, südlich
von Beseht; doch ist hier die Olivenzucht räumlich sehr beschränkt4.
Als Urland der Ölbaumkultur kommt Iran nicht, in Frage.
Von Babylonien sagt Herodot5, es sei von allen Ländern
bei weitem am besten geeignet für Getreidebau, aber es trage über-
haupt keine Bäume: keinen Feigenbaum, keinen Weinstock, keinen
Ölbaum, und seine Bewohner gebrauchten kein andres Öl, als was
sie aus Sesam bereiteten: τά γάρ δή άλλα δένδρεα ούδέ πειραται αρχήν
φέρειν, ούτε συκέην ούτε άμπελον ούτε έλαίην .... χρέονται δέ ούδέν
έλαίω, άλλ’ έκ των σησάμων ποιευνταί,. Auch Strabo6 schreibt, die
Babylonier salbten sich mit Sesamöl: άλείφονται δ’ έκ του σησάμου.
Aus pflanzengeographischen Gründen: wegen des fetten, feuchten
Untergrunds und der häufigen Überschwemmungen war Meso-
potamien für die Ölbaumkultur kein geeigneter Boden.
Heute zieht sich allerdings von Nordsyrien her ein schmaler,
vielfach unterbrochener Gürtel von Olivenhainen an den Südhängen
der Gebirgszüge von Kurdistan und Iran nach Osten, und Südosten
hin in der Bichtung auf den Persischen Meerbusen. Vielleicht ist
die Olivenzucht auf diesem Wege von Syrien aus nach Mesopo-

1 Lagarde, Mittheilungen III 221 f.
2 Geogr. II 1, 14.
3 Vgl. oben S. 26.
4 Fischer 67f.
5 Hist. I 193.
6 Geographica XVI 1, 20.
 
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