III. Die orientalische Heimat der Ölbaumkultur
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messidenzeit gab es im nordöstlichen Nildelta ein berühmtes Wein-
gut, das Ramses III. (um 1180) beschreiben ließ. In dieser Be-
schreibung heißt es, das Gut sei überreich an „großen Ölbaum-
pflanzungen voller Früchte, . . . mit großen Bäumen an allen seinen
Wegen bepflanzt, in dem das Öl zahlreicher ist als der Sand des
Meeres“. Das Gut diente also, wie die meisten Nutzgärten des
Landes, auch der Ölerzeugung. Aber bei diesen großen Ölbaum-
kulturen handelte es sich nach Kees1 „keinesfalls um die mittel-
meerländische Olive, sondern eher um Moringa arabica“, die seit
dem Alten Reich allbekannt war, und deren Öl daneben auch im-
portiert wurde. Noch in hellenistischer Zeit ist in Ägypten die
Olive so selten, daß sich ihr Einschluß in das strenge ptolemäische
Ölmonopol nicht lohnte. Ägypten ist, seiner ungünstigen Boden-
verhältnisse wegen, nie ein großer Ölbaumzüchter und Produzent
von Olivenöl geworden.
Theophrast im 4. Jahrhundert v. Chr. berichtet in seiner Histo-
ria Plantarum (IV 2, 8 u. 9): Der Ölbaum (ή έλάα) wachse in der
Gegend von Theben, aber auch in Gegenden, die über 300 Stadien
(= 30—35 km) vom Nil entfernt seien und nur von zahlreichen
eignen Quellen bewässert würden, womit offenbar die Oasen der
libyschen Wüste gemeint sind. Um den Beginn unsrer Zeitrechnung
schreibt Strabon2, der Gau Arsinoe (Άρσινοίτης νομός, das heutige
Fajjüm) allein sei mit Ölbäumen bepflanzt, großen, ausgewachsenen
Bäumen mit schönen Früchten (έλαιόφυτός τε γάρ μόνος έστί μεγάλοις
καί τελείους δένδρεσ;, καί καλλικάρποις); das übrige Ägypten ermangle
des Ölbaums (ή δ’ άλλη Αίγυπτος άνέλαιός έστι), außer den Gärten
bei Alexandria, die zwar Ölbäume hervorzubringen vermöchten, aber
kein Öl lieferten. Plinius3 schreibt in bezug auf die ägyptischen Öl-
bäume: „Et in Aegypto carnosissimis olei exiguum“, 'Auch in Ägyp-
ten geben die fleischigsten (Oliven) nur wenig Öl’.
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß die Ölbaumzucht zwar
schon seit der 18. Dynastie, etwa seit der Mitte des 2. Jahrtausends,
in Ägypten heimisch war, daß der Ölbaum aber nur in wenigen
Gegenden, vor allem bei Theben und im Fajjüm, geeigneten Boden
fand. Das spricht nicht dafür, daß Ägypten die Urheimat der Öl-
baumkultur war. Alles deutet vielmehr darauf hin, daß die ÖT
baumzucht aus dem benachbarten Palästina oder aus Syrien in
1 a.a.O. 51.
2 Geographica XVII 1, 35.
3 Nat. Hist. XV 15.
3 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1942/48. 3. Abh.
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messidenzeit gab es im nordöstlichen Nildelta ein berühmtes Wein-
gut, das Ramses III. (um 1180) beschreiben ließ. In dieser Be-
schreibung heißt es, das Gut sei überreich an „großen Ölbaum-
pflanzungen voller Früchte, . . . mit großen Bäumen an allen seinen
Wegen bepflanzt, in dem das Öl zahlreicher ist als der Sand des
Meeres“. Das Gut diente also, wie die meisten Nutzgärten des
Landes, auch der Ölerzeugung. Aber bei diesen großen Ölbaum-
kulturen handelte es sich nach Kees1 „keinesfalls um die mittel-
meerländische Olive, sondern eher um Moringa arabica“, die seit
dem Alten Reich allbekannt war, und deren Öl daneben auch im-
portiert wurde. Noch in hellenistischer Zeit ist in Ägypten die
Olive so selten, daß sich ihr Einschluß in das strenge ptolemäische
Ölmonopol nicht lohnte. Ägypten ist, seiner ungünstigen Boden-
verhältnisse wegen, nie ein großer Ölbaumzüchter und Produzent
von Olivenöl geworden.
Theophrast im 4. Jahrhundert v. Chr. berichtet in seiner Histo-
ria Plantarum (IV 2, 8 u. 9): Der Ölbaum (ή έλάα) wachse in der
Gegend von Theben, aber auch in Gegenden, die über 300 Stadien
(= 30—35 km) vom Nil entfernt seien und nur von zahlreichen
eignen Quellen bewässert würden, womit offenbar die Oasen der
libyschen Wüste gemeint sind. Um den Beginn unsrer Zeitrechnung
schreibt Strabon2, der Gau Arsinoe (Άρσινοίτης νομός, das heutige
Fajjüm) allein sei mit Ölbäumen bepflanzt, großen, ausgewachsenen
Bäumen mit schönen Früchten (έλαιόφυτός τε γάρ μόνος έστί μεγάλοις
καί τελείους δένδρεσ;, καί καλλικάρποις); das übrige Ägypten ermangle
des Ölbaums (ή δ’ άλλη Αίγυπτος άνέλαιός έστι), außer den Gärten
bei Alexandria, die zwar Ölbäume hervorzubringen vermöchten, aber
kein Öl lieferten. Plinius3 schreibt in bezug auf die ägyptischen Öl-
bäume: „Et in Aegypto carnosissimis olei exiguum“, 'Auch in Ägyp-
ten geben die fleischigsten (Oliven) nur wenig Öl’.
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß die Ölbaumzucht zwar
schon seit der 18. Dynastie, etwa seit der Mitte des 2. Jahrtausends,
in Ägypten heimisch war, daß der Ölbaum aber nur in wenigen
Gegenden, vor allem bei Theben und im Fajjüm, geeigneten Boden
fand. Das spricht nicht dafür, daß Ägypten die Urheimat der Öl-
baumkultur war. Alles deutet vielmehr darauf hin, daß die ÖT
baumzucht aus dem benachbarten Palästina oder aus Syrien in
1 a.a.O. 51.
2 Geographica XVII 1, 35.
3 Nat. Hist. XV 15.
3 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1942/48. 3. Abh.