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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0041
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III. Die orientalische Heimat der Ölbaumkultur

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Taurus auf türkischem Gebiet ist das Land in großer Ausdehnung
mit Olivenhainen bedeckt (s. oben S. 15). Dabei ist die Oliven-
zucht in Syrien gegen früher in Verfall. In Landschaften, die heute
als kahle Steppen daliegen, sind Trümmer von Ölpressen Zeugen
einer blühenden Olivenzucht in früherer Zeit. Die Olivenhaine auf
dem nordsyrischen Tafelland sind „nur die dürftigen Reste einer
besseren Vergangenheit“1.
Doch sind Olivenöl und Oliven noch immer ein unentbehrlicher
Bestandteil der Volksnahrung, und in allen Küstenplätzen Syriens
spielt Olivenöl auch als Ausfuhrartikel eine wichtige Rolle2. So war
es bereits im Altertum. Schon vor 3—4 Jahrtausenden wurden
syrische Öle und Weine im Tauschhandel nach Ägypten exportiert3.
Aus den Ausführungen der vorhergehenden Abschnitte ergab
sich, daß Kleinasien, Armenien, Iran, Mesopotamien, Arabien und
Ägypten als Heimat der Ölbaumkultur außer Betracht fallen. Bei
der großen Rolle, die der Ölbaum seit Anbeginn der literarischen
Überlieferung und wohl schon lange vorher bei den alten Hebräern
spielte; angesichts der Tatsache, daß der kanaanäisch-aramäische
Name des Ölbaums, zait, — jedenfalls zusammen mit dem Baume
selbst und seinen Produkten — von allen benachbarten Völkern:
Ägyptern, Arabern, Armeniern, Iraniern und andern, übernommen
wurde; daß die Bodenverhältnisse und klimatischen Bedingungen
in den Küstenländern der Levante für die Ölbaumzucht die denk-
bar günstigsten sind, und daß der Ölbaum in diesen Ländern auch
heute noch überall verbreitet ist: gehen wir wohl nicht fehl in der
Annahme, daß wir in Syrien und Palästina, wenn nicht die
Urheimat, so doch sicher ein uraltes Ausstrahlungs-
zentrum der Ölbaumkultur zu suchen haben. Von hier aus
hat sie sich nach Ost und West hin verbreitet.
Fast alle neueren Forscher sind denn auch der Meinung, daß
Syrien das Urland der Olivenzucht ist, wobei sie Syrien wohl im
weiteren Sinne mit Einschluß von Palästina fassen. Woenig4
schreibt: „Als die Heimat des Ölbaums wird allgemein Syrien.an-
gesehen“. Schweinfurth5 sagt: „Unzweifelhaft war Syrien das
erste Land, wo der wilde Ölbaum in Cultur genommen und ver-
edelt wurde, bevor die Griechen denselben weiter vermittelten“..
1 Fischer 66. 2 Fischer 65.
3 Kees, Ägypten 88. Acerbo, a.a.O. 199.
4 Die Pflanzen im alten Ägypten 328.
5 Verhandl. d. Berliner Gesellsch. f. Anthropol. 1891, 663.
 
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