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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0067
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V. Ausbreitung der Ölbaumzucht im Mittelmeergebiet

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bürgert haben. Jedenfalls war das Olivenöl zur Zeit der Eroberung
Galliens durch Caesar (58—51 v. Chr.) dort bereits bekannt und
der Name *olevom schon so fest verwurzelt, daß er durch die da-
mals herrschende klassisch-lateinische Form oleum nicht mehr ver-
drängt werden konnte.
Wann das Öl und sein keltischer Name von Gallien aus nach
Britannien gekommen ist, wissen wir nicht; vielleicht schon in
vorrömischer Zeit, wahrscheinlicher wohl erst zur Rörnerzeit, vom
2. Jahrhundert n. Chr. an, durch keltische Kaufleute. Es ist doch
wohl zweifelhaft, ob die alten Briten das südländische Olivenöl so
schätzten, daß sie bereit waren, die teuern Transportkosten dafür
zu zahlen. Den Römern dagegen war ihr heimisches Öl unentbehr-
lich; doch die Lieferanten müssen keltische Kaufleute gewesen
sein, da der britische Name sich seiner Bildungsweise nach mit dem
gallischen deckt.
Nach Irland aber kann das Öl erst mit der Einführung des
Christentums im 5. Jahrhundert gekommen sein; denn air. nir. ola
Olive, 0Γ geht wohl auf lat. olea zurück, jedenfalls nicht auf die
dem gallischen und britischen Namen zugrunde liegende altlatei-
nische Form *οΙένοηι.
Auf eine bemerkenswerte Tatsache weist Max Förster mich
hin: die Namensformen für gewöhnliches Speiseöl und sakrales Öl
werden im Keltischen konsequent geschieden, obschon letzten En-
des beide auf den lateinischen Namen des Öls zurückgehn. Das
sakrale Öl heißt akymr. akorn. abret. o/eu, nkymr. olew, nbret.
oleou [oleu, mit dem Ton auf dem e] oder oleo. Diese Formen gehen
nach Förster auf vulglt. *oUvum mit kurzem, betontem e zurück,
das seinerseits, nach unsrer oben (S. 66) geäußerten Vermutung,
vielleicht aus einer Mischung der älteren Form *olevom mit der
jüngeren *oleom entstanden ist. Das Speiseöl dagegen heißt
nkymr. oel, gesprochen [oil] oder [oül], aus engl, oil, afrz. oile;
nbret. ist es έδΐ, das man als Metathese aus afrz. oile erklärt. Im
Neuirischen heißt das sakrale Öl ola, das, wie eben erwähnt, auf
air. ola Olive’, 'Öl’ und weiterhin wohl auf lat. olea zurückgeht;
das Speiseöl dagegen ist nir. oile aus me. afrz. oile.
Das Auseinanderhalten der Namensformen für die beiden Öl-
arten dürfte sich dadurch erklären, daß als Bezeichnung für das
sakrale Öl unter kirchlichem Einfluß sich die alten Formen erhalten
haben, während die Ausdrücke für Speiseöl jüngere volkstümliche
Entlehnungen aus dem Mittelenglischen bzw. Altfranzösischen sind.
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