Metadaten

Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0073
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VI. Bekanntwerden der Germanen mit dem Öl 73
nischen *olevom noch nahestehenden Form kennen lernten und
übernahmen, in ähnlicher Weise, wie sie an Stelle des altgermani-
schen Ausdrucks für 'Leuchtgefäß, Lampe’ das lateinische Wort
lucerna als lukarn entlehnten (s. oben S. 70). Da eine direkte Ent-
lehnung aus dem Lateinischen aus den angeführten lautlichen und
sachlichen Gründen nicht möglich ist, muß eine andre Sprache
die Vermittlerin gewesen sein.
Man könnte an die Bastarnen als Vermittler denken, die
als erster germanischer Stamm schon um 230 v. Chr. in dör Gegend
der Donaumündung erschienen1; man könnte vermuten, daß sie
damals zuerst das Olivenöl kennen gelernt, seinen altlateinischen
Namen *olevom übernommen und Sache und Namen an die Goten
bei deren Vordringen nach Süden weitergegeben hätten. Der Name
könnte dann wohl noch den Lautwandel o—a mitgemacht haben.
Aber die Bastarnen standen zunächst mehr mit den Makedoniern
und Thrakern als mit den Römern in näherer Beziehung; ihr Ver-
hältnis zu den Römern war ausgesprochen feindlich2, so daß sie
eine Benennung für ΌΓ kaum aus dem Lateinischen entlehnt haben
werden.
Feist3 hält Entlehnung von got. alew aus dem Illyrischen
oder Thrakischen für möglich. Er meint: „Mit Rücksicht auf
lat. olivum wäre illyr. *olewo- Ol anzusetzen, das got. alew ergeben
mußte“. Zur Stütze des von ihm angenommenen Übergangs von
lat. illyr. o zu got. a weist er auf got. aipei 'Mutter’ hin, das er ab-
leitet „aus illyr. (inschriftlich) OHOH — falls griech. H als l zu
lesen —, vermutlich Name einer Dea Mater auf der Platte eines
Ringes aus einem Frauengrab unweit Skutari“4. Aber diese Ab-
leitung ist doch recht problematisch. Sonst wird griech. und lat. o
bei Wulfila doch allgemein durch au = [o] wiedergegeben (s. oben
S. 71).
Für thrakische Vermittlung macht Feist geltend, daß im Thra-
kischen idg. o vielfach zu a werde. Aber bei einem thrakischen
Namen für '0Γ sollte man doch eher Entlehnung aus gr. zkca(F)ov
als aus lat. *olevom voraussetzen.
1 Vgl. R. Much in Hoops’ Reallex. I 177 (1911). Ders., Germ. Stämme
in Ostdeutschland im klassischen Altertum; in W. Volz, Der ostdeutsche Volks-
hoden, 2. Aufl. Breslau 1926, S. 103. Ludwig Schmidt, Gesell, d. Deutschen
Stämme, 2. Aufl. I 87 ff. (1934).
2 Ludwig Schmidt a.a.O.
3 Vergl. Wörterbuch d. got. Sprache3 36 (1936).
4 Feist a. a. O. 28.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften