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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0074
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'74

Johannes Hoops:

Man könnte an Entlehnung von got. alew aus einer grie-
chischen Dialektform mit erhaltenem / denken. Die Annahme
einer Monophthongierung des ai von ελαι/ον zu e würde wohl
keine Schwierigkeit machen; aber griechische Namensformen mit
erhaltenem Digamma und Übergang des anlautenden e von ελαιον
oder ελαι/ον zu o sind nirgends belegt.
Daß got. alew auf irgend eine Weise mit altlateinisch *olevom
zusammenhängt, ist kaum zu bezweifeln. Direkte Entlehnung ist
wohl ausgeschlossen; aber welche Sprache die Vermittlerin war,
ist schwer zu entscheiden. Auf jeden Fall jedoch ist got. alew, im
Unterschied von den Namen des Öls in den übrigen germanischen
Sprachen, ein altes, volkstümliches, vorliterarisches Lehnwort.
Alle andern germanischen Ausdrücke für '0Γ gehen
direkt oder indirekt auf lat. oleum, vulglat. *olium, *oleium zurück
(vgl. oben S. 65). Direkt aus vulglat. *olium stammen: ahd. oli n.,
mhd. öle, ole, öl, ol n., nhd. Öl n.; and. oli n., mnd. olie, oli m.,
nnd. oelje; mndl. nndl. afries. olie; ae. eie, cele m. Auf vulglat.
*oleium1 beruhen die deutschen Nebenformen: ahd. mhd. olei n.,
mnd. oley m., die sich bis gegen 1500 gehalten haben. Die Formen
and. ölig, mnd. ölige erklären sich wohl durch Suffixtausch. Däm
olje, schwed. olja sind aus mnd. olie übernommen2. Das ae. eie
wurde im 12.—13. Jahrhundert durch das französische Wort ver-
drängt, das in zwei Typen, ins Englische eindrang: 1) frühme. oli,
olie aus anordfrz. olie·, 2) frühme. oile, ne. oil aus afrz. oile, oille
(12. Jhd.), das sich über oele, uille (13. Jhd.), oyle, huille (15. Jhd.)
zu nfrz. huile entwickelte.
Es fragt sich nun, wann die Entlehnung von ahd. and. oli,
ae. eie aus vulglat. *olium stattgefunden hat: ob schon in heid-
nischer oder erst in christlicher Zeit. Eine Entlehnung in den ersten
Jahrhunderten unsrer Zeitrechnung, als die Angelsachsen noch
auf dem Festland saßen, ist lautlich ausgeschlossen, da bei alten,
volkstümlichen lateinischen Lehnwörtern mit o in der Wurzelsilbe
vor folgendem i oder / das o im Westgermanischen zu u wurde,
das im Altenglischen weiterhin durch die Einwirkung des i, j zu y
umgelautet wird. Z. B. lat. modius 'Scheffel’ — ahd. mutti, ae.
mydd·, lat. coqulna, vglat. cocina — ahd. kuhhina, ae. cycene; lat.
molina — ahd. mulln, muH, ae. mylen. Dieses Lautgesetz hat noch
1 Nicht.auf dem Genitiv von oleum, wie Heyne (Dtsch. Wörterb. II 1064)
meint.
2 Falk-Torp, Norw.-Dän. EWb. sv. olje.
 
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