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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0078
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78

Johannes Hoops:

Die Vorschrift stammt aus dem lateinischen Bußbuch des Theodor
von Tarsos, der seit 669 der erste Erzbischof von Canterbury war.
Die Stelle lautet hier:
„Secundum [Romanos] mos est . . homin.es religiosos defunctos aeccle-
siam portare, et cum crisma unguere pectora eorum, ibique pro eis missas cele-
brare; deinde cum cantatione portare ad sepulturas1.“
Auch bei der Priester- und Bischofsweihe wurde heiliges
Salböl verwandt. Von der Bedeutung, die das Salböl für den Beruf
des Geistlichen hatte, zeugt eine Stelle in der Sachsenchronik unter
dem Jahre 1056, wo von einem Bischof die Rede ist, der 'sein
Chrisma und sein Kreuz und seine geistlichen Waffen verließ und
seinen Speer und sein Schwert ergriff: ,,Se forlet liis crisman and
his rode and his gastlican waspnu, and feng to his spere and to his
swurde“2.
Das heilige Öl hieß im Mittelhochdeutschen wlhez öl oder daz
heilic öl3.
In der Medizin spielte das Öl in christlicher Zeit schon eine
große Rolle. Wir haben in den altenglischen Arzneibüchern4 zahl-
reiche Belege für seine Verwendung zu Salben und Arzneien. Häufig
werden Kräuter in Öl gesotten. Es werden auch schon besondere
Sorten von Öl erwähnt, z. B. grene eie 'grünes Öl’5, das lateinische
oleum viride, das aus unreifen Oliven gepreßt wird6, und gerosod eie
'Rosenöl’7, lat. oleum rosatum. Aber daß Öl nicht überall zur Hand
war, geht aus einem Rezept8 hervor, wo es heißt: ,,dopseron ealdre
sapan cucler fulne, gif pu haebbe lytel eles, mengwip swife“ 'tue einen
Löffel voll alte Seife darauf, wenn du es hast, etwas Öl, mische
es kräftig damit’. Bisweilen wurde die Wahl zwischen Butter und
Öl gelassen: haebbe him aer on müde buteran odde eie 'er halte vorher
im Munde Butter oder Öl’9. In einem andern Fall, zum Ein-
1 Spindler, a.a.O., S. 67.
2 Two of the Saxon Chronicles parallel. Ed. by Plummer and Earle.
Oxford 1892. I 187, 24.
3 M. Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch II 152.
4 Lseceboc (Leb.) 1—3 in Cockayne’s Leechdoms vol. II; Lacnunga ebd.
vol. III. Beispiele für die Verwendung des Öls in Rezepten finden sich: Lsece-
boc I 1, 3, 18, 23, 26, 27, 32, 39, 48, 71, 87; II 2, 32, 33, 37, 51; III 1, 2, 70.
Lacn. 1, 5, 77.
5 Leb. II 2.
6 Theobald Fischer 40. Hugo Blümner, Rom. Privataltertümer 191,
München 1911. Vgl. oben S. 63.
7 Leb. I 3, 2. 26; II 37.
8 Leb. I 32, 2. 9 Lacn. 1.
 
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