VII. Der Ölbaum in Altengland
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reiben einer gebrochenen Fersensehne, wird einfach eine Salbe
aus Butter verschrieben, wo sonst wohl Einreiben mit Öl emp-
fohlen wäre: bepe mid pset lim . . . and wyrce sealfe of buteran, smire
aefter bape 'bade damit [mit dem gesottenen Heilkraut] das Glied
. . . und mache eine Salbe aus Butter und schmiere es ein nach dem
Bade’1.
Dem alt nordischen Kultur kreis war das Olivenöl fremd;
es wurde auch hier erst allmählich durch das Christentum für ritu-
elle Zwecke eingeführt, insbesondere wohl für die letzte Ölung.
Spätanord. oZea, olia f. '0Γ und olean f. 'letzte Ölung’, olea Vb. 'die
letzte Ölung geben’ sind kirchliche Lehnwörter aus dem Lateini-
schen; oliva f., olivu-tre, -vidr 'Ölbaum’ sind Fremdwörter2.
VII. Der Ölbaum in Altengland.
Bei der wichtigen Bolle, die das Öl im Bitus der christlichen
Kirche und in der Medizin spielte, und angesichts der Notwendig-
keit, es auf dem kostspieligen Handelsweg aus südeuropäischen Län-
dern zu beziehen, lag der Gedanke nahe, Versuche mit der An-
pflanzung des Ölbaums auch in den Ländern nördlich der Alpen
zu machen.
Vielleicht hatten schon die Römer in' vorchristlicher Zeit in
ihren nordeuropäischen Provinzen, wie mit der Weinrebe und mit
zahlreichen andern Fruchtbäumen, auch Versuche mit dem Anbau
der Olive unternommen. Von der griechischen Kolonie Massalia
(Marseille) aus war der Olivenbau wahrscheinlich schon früh in der
Provence eingebürgert worden und war hier um den Beginn unsrer
Zeitrechnung ziemlich verbreitet (s.oben S.61, 66). Es ist daher recht
wohl möglich, daß schon die Römer oder später die christlichen
Mönche Versuche mit dem Anbau des Ölbaums auch weiter nörd-
lich gemacht haben. Doch haben wir für solche Versuche in Nord-
frankreich oder im Rheinland in römischer Zeit oder im Mittelalter
keine Zeugnisse. Im Capituiare de Villis sowie im Bauplan des
Klosters St. Gallen von 820 wird unter den anzupflanzenden Bäu-
men wohl der Feigenbaum, aber nicht der Ölbaum genannt,3.
1 Leb. I 71.
2 Vgl. Cleasby-VigfussoN, Icelandic-Engl. Dict. 466a. Falk u. Torp,
Norw.-Dän. Etym. Wb. I 790.
3 Nach Dopsch (Vierteljahresschrift für Sozial- u. Wirtschaftsgeschichte
13, 609—11; 1915) wurden beide, das Capituiare de Villis und der Bauplan
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reiben einer gebrochenen Fersensehne, wird einfach eine Salbe
aus Butter verschrieben, wo sonst wohl Einreiben mit Öl emp-
fohlen wäre: bepe mid pset lim . . . and wyrce sealfe of buteran, smire
aefter bape 'bade damit [mit dem gesottenen Heilkraut] das Glied
. . . und mache eine Salbe aus Butter und schmiere es ein nach dem
Bade’1.
Dem alt nordischen Kultur kreis war das Olivenöl fremd;
es wurde auch hier erst allmählich durch das Christentum für ritu-
elle Zwecke eingeführt, insbesondere wohl für die letzte Ölung.
Spätanord. oZea, olia f. '0Γ und olean f. 'letzte Ölung’, olea Vb. 'die
letzte Ölung geben’ sind kirchliche Lehnwörter aus dem Lateini-
schen; oliva f., olivu-tre, -vidr 'Ölbaum’ sind Fremdwörter2.
VII. Der Ölbaum in Altengland.
Bei der wichtigen Bolle, die das Öl im Bitus der christlichen
Kirche und in der Medizin spielte, und angesichts der Notwendig-
keit, es auf dem kostspieligen Handelsweg aus südeuropäischen Län-
dern zu beziehen, lag der Gedanke nahe, Versuche mit der An-
pflanzung des Ölbaums auch in den Ländern nördlich der Alpen
zu machen.
Vielleicht hatten schon die Römer in' vorchristlicher Zeit in
ihren nordeuropäischen Provinzen, wie mit der Weinrebe und mit
zahlreichen andern Fruchtbäumen, auch Versuche mit dem Anbau
der Olive unternommen. Von der griechischen Kolonie Massalia
(Marseille) aus war der Olivenbau wahrscheinlich schon früh in der
Provence eingebürgert worden und war hier um den Beginn unsrer
Zeitrechnung ziemlich verbreitet (s.oben S.61, 66). Es ist daher recht
wohl möglich, daß schon die Römer oder später die christlichen
Mönche Versuche mit dem Anbau des Ölbaums auch weiter nörd-
lich gemacht haben. Doch haben wir für solche Versuche in Nord-
frankreich oder im Rheinland in römischer Zeit oder im Mittelalter
keine Zeugnisse. Im Capituiare de Villis sowie im Bauplan des
Klosters St. Gallen von 820 wird unter den anzupflanzenden Bäu-
men wohl der Feigenbaum, aber nicht der Ölbaum genannt,3.
1 Leb. I 71.
2 Vgl. Cleasby-VigfussoN, Icelandic-Engl. Dict. 466a. Falk u. Torp,
Norw.-Dän. Etym. Wb. I 790.
3 Nach Dopsch (Vierteljahresschrift für Sozial- u. Wirtschaftsgeschichte
13, 609—11; 1915) wurden beide, das Capituiare de Villis und der Bauplan