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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0090
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Johannes Hoops:

Vom Nuß öl erfahren wir aus deutschen mittelalterlichen
Quellen nichts1, obwohl grade der starke Fettgehalt der Nüsse am
ehesten den Gedanken der Ölgewinnung nahelegen mußte. Konrad
von Megenberg in seinem Buch der Natur2 bespricht zwar die
medizinischen Eigenschaften der Walnuß und Haselnuß, aber sagt
nichts davon, daß Öl aus ihnen gewonnen werde. Aber da er auch
über die Ölgewinnung aus Mohnsamen schweigt, obwohl er offen-
bar Mohnöl kannte (s. oben), ist aus seinem Schweigen in den Ar-
tikeln über Walnuß und Haselnuß nicht zu schließen, daß im
14. Jahrhundert in Deutschland noch kein Nußöl bereitet wurde.
Wir dürfen jedenfalls mit Sicherheit annehmen, daß i n D eut s ch-
land mindestens seit dem 12. Jahrhundert Öl aus einhei-
mischen Pflanzen gewonnen wurde. Das wird bewiesen durch
die Erwähnung des Leinöls in dem Arzneibuch des 12. Jahr-
hunderts (oben S. 88). Es wird bestätigt durch verschiedene
andre Zeugnisse, in denen nur keine bestimmte Ölart genannt wird.
Über den Anbau von Ölpflanzen im allgemeinen sagt Ber-
thold von Regensburg im 13. Jahrhundert (f 1272): ,,Daz sint
die gebäre, die dä büwent olei oder böume oder . . . “, 'das sind die
Bauern, die da Öl oder Bäume oder . . . bauen’3. In einer Pfrün-
denordnung des Klosters Geisenfeld aus dem 13. Jahrhundert heißt
es: ,,sü der gartnser öl baut, so suln die chörnre sin sein und daz krout
miner vrowen“, 'wenn der Gärtner Öl baut, so sollen die Körner
ihm gehören und das Kraut dem Kloster’4; es scheint sich hier um
Leinsaat zu handeln. Interessant ist eine Stelle in einer Nürn-
berger Polizeiordnung aus dem 13.—14. Jahrhundert: ,,ez sol nie-
man dehain olei velschen oder mischen“5 \ daraus geht hervor, daß
damals schon Öl gefälscht und gepanscht wurde.
Für die Rolle, die das Öl im bürgerlichen Leben Deutschlands
mindestens seit dem 13. Jahrhundert bereits spielte, spricht der
reich entwickelte, auf das Öl bezügliche Wortschatz6. Für
den Ölmacher, Ölmüller oder Ölschläger haben wir die mittelhoch-
1 Müller-Zarncke und Lexer in ihren mittelhochdeutschen Wörter-
büchern erwähnen das Nußöl nicht.
2 a.a.O. S. 333f.
3 Predigten, hrsg. v. Franz Pfeiffer, I 151, 15.
4 Lexer, Mhd. Handwörterbuch II 152.
5 Lexer II 153.
6 Die nachfolgende Zusammenstellung gründet sich auf die von M. Le xer
in seinem Mittelhochdeutschen Handwörterbuch II 153—156 aufgeführten Aus-
drücke; dort finden sich auch die genaueren Belegstellen.
 
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