VIII. Das Öl im bürgerlichen Leben Nordeuropas im Mittelalter 91
deutschen Ausdrücke: Öler (a. 1297), oleier (a. 1304), ölmacher, olei-
mecher, ölslaher (a. 1404), für den Ölliändler: oleiman (a. 1299),
Plural oleiliute (a. 1413, aus Straßburg). Die Ölmühle ist mhd. öl-
müle, oleimüle (a. 1465), die Ölkelter oder Ölpresse: Ölekelter, Ölpresse,
ölsiahe (a. 1497), ölstampf, öltrotte, oleitrotte; das Ölmaß: ölmäz oder
ölmez; Ölgefäß: ölevaz, ölvaz oder ölehaven, Ölkrug: olekruoc, oZe-
/crüg, olkrueg, olkrüg, Ölglas: oleiglas; Ölfarbe: ölvarwe\ ölen oder
mit Öl zubereiten: ölen, öln, oZen, oZn, mit Öl tränken: öltrenken.
Daß im 13. Jahrhundert in nordeuropäischen Ländern schon
Öl aus einheimischen Gewächsen bereitet wurde, ergibt sich auch
aus einer Bemerkung des Bartholomaeu s Anglicus in seinem
zwischen 1230 und 1250 verfaßten Werk De Proprietatihus Rerum,
einer klassischen Enzyklopädie des damaligen Wissens. In der eng-
lischen Übersetzung dieses Werks durch John Trevisa (1398) lautet
die Stelle: “Many diuers oile is pressedde oute of many diuerspinges,
and some oile is semple: as oiZe of olife, oZZe of nottes, ofZe of popie...,
and some oile is medled and compowned“1, Wiel verschiedenes Öl
wird aus vielen verschiedenen Dingen gepreßt, und manches Öl ist
einfach, wie Olivenöl, Nußöl, Mohnöl..., und manches Öl ist ge-
mischt und zusammengesetzt’2. Vom Mohnöl heißt es weiter: ,,DZZe
o/ popie... is moste made of blacke popie-sede“3, 'Mohnöl wird
meist aus schwarzen Mohnsamen gemacht’.
Die Bemerkung über die vielen verschiedenen Öle erinnert an
die oben (S. 88) angeführte Zusammenstellung von 11 verschie-
denen Ölarten in dem Arzneibuch des 12. Jahrhunderts. Auch bei
Bartholomäus wird zunächst das Olivenöl genannt, dessen Be-
reitung natürlich nur für südliche Länder in Frage kommt. Aber
seine Erwähnung von Nuß öl und Mohnöl dürfen wir wohl für
Nordeuropa in Anspruch nehmen. Bartholomäus Anglicus war
ein geborener Engländer, wirkte aber längere Zeit als Professor der
Theologie in Paris. Er war Minorit und wurde 1231 nach Sachsen
geschickt, um dort den. Franziskanerorden zu organisieren. Viel-
leicht hat er hier sein großes Werk geschrieben4. Da er seine Be-
merkung über Ölbereitung allgemein macht, ohne Beschränkung auf
1 New Engl. Dict. sv. oil B 1 b.
2 Mit den gemischten und zusammengesetzten Ölen meint er wohl Rosen-
öl, Veilchenöl u. dgl., bei denen dem eigentlichen Öl durch Zubereitung mit
verschiedenen Pflanzen ein besonderer Duft oder Geschmack gegeben wird
(vgl. oben S. 88).
3 NED. ebenda B 2 a.
4 Alice D. Greenwood in der Cambridge Hist, of Engl. Lit. II 71.
deutschen Ausdrücke: Öler (a. 1297), oleier (a. 1304), ölmacher, olei-
mecher, ölslaher (a. 1404), für den Ölliändler: oleiman (a. 1299),
Plural oleiliute (a. 1413, aus Straßburg). Die Ölmühle ist mhd. öl-
müle, oleimüle (a. 1465), die Ölkelter oder Ölpresse: Ölekelter, Ölpresse,
ölsiahe (a. 1497), ölstampf, öltrotte, oleitrotte; das Ölmaß: ölmäz oder
ölmez; Ölgefäß: ölevaz, ölvaz oder ölehaven, Ölkrug: olekruoc, oZe-
/crüg, olkrueg, olkrüg, Ölglas: oleiglas; Ölfarbe: ölvarwe\ ölen oder
mit Öl zubereiten: ölen, öln, oZen, oZn, mit Öl tränken: öltrenken.
Daß im 13. Jahrhundert in nordeuropäischen Ländern schon
Öl aus einheimischen Gewächsen bereitet wurde, ergibt sich auch
aus einer Bemerkung des Bartholomaeu s Anglicus in seinem
zwischen 1230 und 1250 verfaßten Werk De Proprietatihus Rerum,
einer klassischen Enzyklopädie des damaligen Wissens. In der eng-
lischen Übersetzung dieses Werks durch John Trevisa (1398) lautet
die Stelle: “Many diuers oile is pressedde oute of many diuerspinges,
and some oile is semple: as oiZe of olife, oZZe of nottes, ofZe of popie...,
and some oile is medled and compowned“1, Wiel verschiedenes Öl
wird aus vielen verschiedenen Dingen gepreßt, und manches Öl ist
einfach, wie Olivenöl, Nußöl, Mohnöl..., und manches Öl ist ge-
mischt und zusammengesetzt’2. Vom Mohnöl heißt es weiter: ,,DZZe
o/ popie... is moste made of blacke popie-sede“3, 'Mohnöl wird
meist aus schwarzen Mohnsamen gemacht’.
Die Bemerkung über die vielen verschiedenen Öle erinnert an
die oben (S. 88) angeführte Zusammenstellung von 11 verschie-
denen Ölarten in dem Arzneibuch des 12. Jahrhunderts. Auch bei
Bartholomäus wird zunächst das Olivenöl genannt, dessen Be-
reitung natürlich nur für südliche Länder in Frage kommt. Aber
seine Erwähnung von Nuß öl und Mohnöl dürfen wir wohl für
Nordeuropa in Anspruch nehmen. Bartholomäus Anglicus war
ein geborener Engländer, wirkte aber längere Zeit als Professor der
Theologie in Paris. Er war Minorit und wurde 1231 nach Sachsen
geschickt, um dort den. Franziskanerorden zu organisieren. Viel-
leicht hat er hier sein großes Werk geschrieben4. Da er seine Be-
merkung über Ölbereitung allgemein macht, ohne Beschränkung auf
1 New Engl. Dict. sv. oil B 1 b.
2 Mit den gemischten und zusammengesetzten Ölen meint er wohl Rosen-
öl, Veilchenöl u. dgl., bei denen dem eigentlichen Öl durch Zubereitung mit
verschiedenen Pflanzen ein besonderer Duft oder Geschmack gegeben wird
(vgl. oben S. 88).
3 NED. ebenda B 2 a.
4 Alice D. Greenwood in der Cambridge Hist, of Engl. Lit. II 71.