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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1958, 2. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.42457#0013
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Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab

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keit trotzdem bezweifeln will, der muß füglich alles bezweifeln, was im
Neuen Testament überliefert ist — und mehr als dies!
Daß die von Paulus gebotene Aufzählung chronologisch gemeint ist,
hätte man niemals bezweifeln sollen13. Ihr Ausgangspunkt ist der Tod,
das Begräbnis und die Auferstehung Jesu „am dritten Tage“. Die Her-
kunft dieser letzten Zeitangabe ist zweifelhaft. Sie selbst beruft sich auf die
„Schrift“, und diese Angabe muß insofern auch zutreffen, als das Datum
als solches nur durch eine biblische Beziehung das „dogmatische“ Interesse
gewinnen konnte, das seine Aufnahme in die alte Formel ermöglicht hat14.
Alles, was man sonst zu seiner Erklärung ins Feld führen kann, bleibt
gewichtslos und ganz problematisch. Andererseits kann sie aus der Schrift
allein doch schwerlich gewonnen sein. Denn hier gibt es — in den uns er-
reichbaren Texten — kaum ein Zeugnis, das ohne weiteres in diesem Sinne
verstanden werden müßte15. Darum war der Schriftbeweis an diesem
Punkt auch später noch mühselig zu führen. Das Neue Testament selbst
kennt nur die Berufung auf die „drei Tage und drei Nächte“, die Jona
im Bauch des Fisches verbrachte16, und diese Zeitangabe stimmt mit dem
älteren Auferstehungsdatum „am dritten Tage“ zum mindesten formell
nicht einmal ganz überein, mögen sich die differierenden Zählungen nach
jüdischer Berechnungsweise17 auch ausgleichen lassen18. Man muß also als
als Hauptzeuge und -autorität an den Anfang gerückt worden, wie das He-
bräerevangelium zeigt (Hieron. vir. ill. 2); aber daraus sind keine Rückschlüsse
auf die ersten Jahre erlaubt; vgl. H.-J. Schoeps, Theologie und Geschichte
des Judenchristentums (1949) 122ff.
13 Der chronologische Sinn des sukzessiven eiTa-ejteiTa-sjteiTa-elxa wird durch
das abschließende Ua%axov (15, 8) und vielleicht auch noch durch das extpcopa
(u. Anm. 64) hinlänglich betont. Was Michaelis, Erscheinungen S. 23ff. gegen
die zeitliche Deutung vorbringt, mag in jedem einzelnen Fall diskutabel sein;
gegen den immer wieder in die zeitliche Richtung weisenden Gesamttenor des
Satzes ist es Willkür.
14 Es begegnet bekanntlich auch nach Paulus immer wieder (Mk. 8, 31 par.;
9, 31 par.; 10, 34 par.; Lk. 24, 7. 46; Act. 10, 40 usw.) und kehrt in zahllosen
Bekenntnissen formelhaft wieder: F. Kattenbusch, Das apostolische Symbol 2
(1900) 642ff. Es ist sicher falsch, die danebenstehende Wendung xaxd rag
Ypacpas mit B. Metzger, A Suggestion concerning the meaning of I. Cor.
XV. 4b, Journ. theol. Stud. N. S. 8 (1957) 118ff., über die danebenstehenden
Worte -qj fipepa rp xpixp künstlich wegzuheben und nur auf die Auferstehung
als solche zu beziehen.
15 Hierüber zuletzt Metzger S. 118f.
16 Mt. 12, 40; sie fehlt noch an den parallelen Stellen 16, 4 und Lk. 11, 29f.
17 G. Delling, Art. ppipa in Kittels Theol. Wörterb. z. N. T. 2 (1936) 952f., und
schon Augustin, De consensu evang. III 66. Übrigens ist sie, wenn es sich um
eine historische Angabe handeln sollte, sogar eher verständlich als bei einer
rein formelhaft und traditionell gegebenen Größe.
18 Grass, der nach einer biblischen Begründung sucht, entscheidet sich S. 136f.
darum auch für Hos. 6, 2; aber den Umstand, daß dieses Wort zunächst tat-
sächlich nirgends zitiert wird, hat er m. E. viel zu leicht genommen.
 
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