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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1958, 2. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.42457#0025
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Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab

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anderes christliches Zeugnis erster Hand zur Verfügung als das Zeugnis
der Frauen, die auch bei der Grablegung zugegen waren79. Man versteht,
daß sie unter diesem Gesichtspunkt mit Nachdruck genannt und hervor-
gehoben werden80. Natürlich kann man auch diese Angaben — eben um
ihrer absichtlichen Betonung willen — in Zweifel ziehen und dann auch
das, was über die Beisetzung Jesu erzählt wird, für ungeschichtlich halten.
Aber angesichts der Nennung Josephs besteht dazu kein Recht81. An und
für sich sind die Dinge so, wie sie erzählt werden, durchaus plausibel und
fordern keinen Zweifel heraus. Dies muß man sich klargemacht haben,
wenn man die Erzählung über den Ostermorgen beurteilen will, an dem
diese Frauen noch einmal in Aktion treten82. Muß sie grundsätzlich anders
beurteilt werden als das, was Markus sonst an konkreten geschichtlichen
Angaben zu überliefern weiß? Dies ist die entscheidende Frage, auf die
es jetzt ankommt.
Die letzte Erzählung des Evangeliums hat insofern einen anderen Cha-
rakter als das Bisherige, als in ihrem Mittelpunkt nicht nur das leere und
geöffnete Grab steht, sondern auch ein „Jüngling“, d. h. ein Engel, der
dieses Phänomen deutet und den Frauen den Befehl gibt, Petrus und die
Jünger darüber zu unterrichten. Jesus, der Auferstandene, erklärt er, sei

79 Mk. 15, 47. Da sie in der Nähe des Kreuzes ausgeharrt haben, kann man sich
etwa denken, daß sie hier mit Joseph von Arimathia zusammengetroffen und
ihm dann zum Grabe gefolgt wären.
80 Auffallenderweise sind es Mk. 15, 40 mehrere, darunter die 16, 1 genannten
drei, 15, 47 aber nur zwei Frauen. Doch kann man diese Differenz nicht ohne
weiteres als Zeugnis historischer Zuverlässigkeit in Anspruch nehmen. Es
könnte sich auch um verschiedene „Quellen“ handeln, die bei Markus gegen-
einander nicht ausgeglichen sind; vgl. Bultmann, Tradition S. 298. 308; Grass
S. 181 und, noch bestimmter, R. Thiel, Drei Markusevangelien (1938) 202ff.
81 Die Tradition über die Beisetzung selbst scheint in sich nicht ganz einheitlich
zu sein; aber für frei erfunden darf man sie darum nicht halten; vgl. M. Go-
guel, La foi ä la resurrection de Jesus dans le Christianisme primitif (1933)
121 ff.; La naissance du Christianisme (1946) 42ff.; E. Lohmeyer, Das Evange-
lium des Markus (1937) 351f. Weitere Literatur zur Bestattungsfrage bespricht
H. Lietzmann, Zeitschr. f. neutest. Wissensch. 37 (1938) 296f. Eine sehr kon-
servative Sichtung des Materials und einen sehr phantastischen Erklärungs-
versuch, wie das leere Grab in Wirklichkeit zustande gekommen sei, bietet
J. Spencer Kennard jr., The burial of Jesus, Journ. Bibi. Lit. 74 (1935) 227ff.,
eine streng konservative, harmonisierende, im übrigen aber höchst sorgsame
Erwägung aller Umstände der Bestattung W. Bulst S. J., Novas in sepul-
turam Jesu inquisitiones, Verbum domini 31 (1953) 257ff. 352ff. und: The
Shroud of Turin (Milwaukee 1957) 77ff. Grass S. 173ff. und besonders S. 184
möchte die Möglichkeit, daß alle Nachrichten über die Beisetzung spätere
Legenden seien, wenigstens offenhalten — was die Erklärung des „leeren
Grabes“ zur Legende natürlich erleichtern würde. Aber durchschlagende
Gründe dafür kann er nicht anführen.
82 Mk. 16, 1—8.
 
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