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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1958, 2. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.42457#0035
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Der Ablauf der Oster er eigniss e und das leere Grab

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nicht an. Die Berichte sind in den uns erhaltenen mittelalterlichen und
neuzeitlichen Fassungen spät und z. T. ganz phantastisch ausgestaltet. Aber
der Kern ist alt, und so, in ganz einfacher Gestalt ist uns die Geschichte
vom Gärtner, der den Leichnam entfernt hat, schon durch Tertullian be-
zeugt. Am Schluß seiner Abhandlung über die Schauspiele entwirft dieser
mit glühenden Farben ein Bild des größten Schauspiels, das die Christen
einmal genießen werden, des jüngsten Gerichts. Dann wird Christus als
Rächer gegen all seine Verächter auftreten, und mit triumphierendem Hohn
wendet sich Tertullian an dieser Stelle besonders an die, welche einst „gegen
den Herrn gewütet haben“, d. h. an die Juden130: „Da ist er, ... der Sohn des
Zimmermanns oder der Dirne“ — auch dies eine alte jüdische Verleum-
dung —, „der Sabbatschänder, Samariter und Besessene! Da ist er, den
ihr Judas abgekauft habt, er ist es, der mit Rohr und Faustschlägen ge-
prügelt, mit Speichel beschmutzt, mit Galle und Essig getränkt wurde!
Da ist er, den seine Schüler heimlich entwendet haben, damit man sagen
könne, er sei auferstanden, den der Gärtner beiseitegebracht hat, damit die
vielen Besucher seine Salatpflanzen nicht beschädigten!“131
Diese letzte, sozusagen ganz harmlos-zufällige Erklärung des Ver-
schwindens ist im Altertum m. W. sonst nirgends bezeugt132. Von dem
absichtsvollen Beiseitebringen des Leichnams durch Juda den Gärtner —
womit in Wirklichkeit Judas Ischarioth gemeint ist133 — scheint diese
frühe Fassung der Tendenzlegende noch nichts zu wissen. Aber sie kann
auch nicht erst durch das Johannes-Evangelium hervorgerufen sein134 —
dessen christliche Auflösung des Rätsels wird in dieser Form ja noch gar

130 Es ist gegen die Zweifel von Krauss S. 3 eindeutig klar, daß im folgenden
nicht Heiden, sondern die Juden gemeint sind; vgl. besonders: hie est quem
a Iuda redemistis (u. Anm. 131).
131 Tert., spect. 30 Reifferscheid-Wissowa 29, 13: hic est ille, dicam, fabri aut
quaestuariae filius, sabbati destructor, Samarites et daemonium habens; hic
est quem a Iuda redemistis, hic est ille harundine et colaphis diuerberatus,
sputamentis dedecoratus, feile et aceto potatus; hic est, quem clam discentes
subripuerunt, ut surrexisse dicatur, hortulanus detraxit, ne lactucae suae
frequemia commeantium adlaederentur.
132 Doch scheint sie auch Amolo von Lyon (841—852), Epist. seu über contra
Iudaeos ad Carolum regem 25 (Migne, patr. lat. CXVI 158), zu kennen, wenn
er die Beisetzung Jesu in einem Garten voller Kohlpflanzen (in quodam horto
caulibus pleno) als jüdische Überlieferung erwähnt. Es handelt sich nicht, wie
ich in der ersten Auflage nach Krauss angegeben hatte, um Hrabanus Maurus,
unter dessen Namen die Schrift Amolos bei der ersten Veröffentlichung durch
Chiffletius im Druck von 1656 zu Unrecht gestellt war: H. Strack, Jesus,
die Häretiker und die Christen nach den ältesten jüdischen Angaben (1910)
15*f.
133 S. Krauss, Neuere Ansichten über „Tholdoth Jeschu“, Monatsschr. Gesch. u.
Wissensch. Judent. 76 (1932) 595ff.
134 Dies vermutet W. Bauer, Leben Jesu S. 483 und hält auch Grass S. 59 für
möglich.

3 Frhr. v. Campenhausen, Der Ablauf der Osterereignisse
 
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