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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1958, 2. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.42457#0042
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Hans Frhr. von Campenhausen

Glauben154. Im späteren, angehängten Markusschluß glauben die Jünger
nicht einmal die ersten Begegnungen mit dem Auferstandenen, die ihnen
gemeldet werden155, und in einer bekannten Variante hierzu suchen sie
sich dafür nachher umständlich zu entschuldigen156. Der Osterbericht der
Epistola apostolorum entwickelt vollends ein längeres Hin und Her zwi-
schen ihnen und den Frauen, auf die sie nicht hören wollen, bis Jesus un-
mittelbar eingreift157. — Man sieht hier, wie sich das apologetische Inter-
esse langsam vom leeren Grabe löst und eine allgemeinere Bedeutung ge-
winnt, die nicht mehr bestimmte Einwendungen der Gegner, sondern
ganz allgemein den „Unglauben“, auch der schwachen Christen selber,
im Auge hat158. Aber auch hier erscheint, wie im Johannes-Evangelium,
das apostolische Zeugnis gerade darum so verläßlich, weil es nicht auf
Grund der ersten, zweifelhaften Eindrücke und Meldungen zustande ge-
kommen ist, sondern gegen anfängliche Zweifel und skeptische Bedenken
gesichert und gewonnen wurde159. Alles wurde gewissenhaft geprüft, und
ein Irrtum war ausgeschlossen. Selig aber sind, die nicht sehen und doch
glauben160.
Stellen wir nun zum Abschluß noch einmal die entscheidende Frage
nach der historischen Glaubwürdigkeit der Nachricht, die die letzte Mar-
kus-Perikope überliefert. Ist unsere Deutung richtig, hat also schon Mar-
kus den Bericht einer gewissen, absichtlichen Bearbeitung unterzogen, so
ist dieser selbst auf alle Fälle älter als das Evangelium, und die apologe-
tische Auseinandersetzung um das leere Grab, die wir später deutlicher
verfolgen können, hatte damals bereits begonnen. Das ist natürlich noch
kein Beweis dafür, daß die Nachricht historisch sein muß. Es ist denkbar,
daß die Legende, wenn sie es war, zunächst einmal ganz arglos in Um-
lauf gesetzt wurde, und die Schwierigkeiten, die sie enthielt, sich erst nach-
träglich offenbarten und dann beseitigt werden mußten161. Die Erzählung
hat ja bis zu einem gewissen Grade zweifellos legendarischen Charakter,
154 Lk. 24, 22ff.
155 jypc ig, ip Auch die Emmausjünger finden hier keinen Glauben: 16, 13.
156 Das Freer-Logion hinter Mk. 16, 13 und Hieron. Pelag. II 15.
157 Ep. ap. 10 (21).
158 Davon zu unterscheiden ist die besondere, theologische Zweifelsfrage nach der
Leiblichkeit des auf erstandenen Christus, wie sie bei Lk. 24, 37 ff. und im
Hebräerevangelium (o. Anm. 141) erscheint.
159 Vgl. Brun S. 26f. 49. 70; G. Baldensperger, Le tombeau vide, Rev. d’hist.
et de philos. relig. 13 (1933) 126ff.; Grass S. 29f.
160 Joh. 20, 29. Doch auch bei Johannes bringt es anscheinend nur der Lieblings-
jünger fertig, ohne Schriftbeweis und ohne jeden Bericht von den Erschei-
nungen, allein auf Grund des leeren Grabes zu „glauben“: Joh. 20, 8; vgl.
H. Strathmann, Das Evangelium nach Johannes (1951) 256.
101 So versteht offenbar Dibelius, Formgeschichte S. 190f. die Entwicklung im
Sinne der von uns abgelehnten WELLHAUSENSchen Deutung mit ihrer — dann
sekundären — Tendenz.
 
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