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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1958, 2. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.42457#0052
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Hans Frlir. von Campenhausen

nung. Es wird vor allem Petrus gewesen sein, der diesen Standpunkt ver-
trat und zum Siege führte, indem er die unsichere, halbverzweifelte Stim-
mung der übrigen von neuem belebte. Es kann nicht überraschen, daß der
Entschluß, den man jetzt faßte, später als unmittelbare, himmlische Wei-
sung erschien und einem Engel in den Mund gelegt wurde, der am leeren
Grabe gesprochen haben sollte. Man kann auch fragen, ob jetzt möglicher-
weise wirklich, wie die Überlieferung will198, frühere Andeutungen aus Jesu
Mund ins Bewußtsein traten und eine Rolle gespielt haben199. Aber daß
die Jünger den ganzen Ablauf der Ereignisse daraufhin von Anfang an
vorausgewußt hätten, wird man schwerlich behaupten wollen und wird
auch in den Evangelien selbst nirgends vorausgesetzt. Der entscheidende
Anstoß, der alles ins Rollen brachte, war die Entdeckung des leeren
Grabs200.
Die folgende Entwicklung enthält kaum mehr etwas Problematisches
und ist, soweit sie auf Grund der paulinischen Angaben noch zu fassen
war, von uns bereits besprochen worden201. Der Zug nach Galiläa kam
zustande, so oder doch ungefähr so, wie es der Engel vom Grabe aus ge-
fordert hatte. Die Erscheinungen, die man dann am See Genezareth oder
wo immer in Galiläa erlebte, brachten der gläubigen Hoffnung und Er-
wartung die endgültige Bestätigung und widerlegten die etwa noch Zwei-
felnden202. Alsbald nahm auch die christliche Verkündigung und Mission
ihren Anfang. Der Osterglaube war begründet, und die Rückkehr in die
heilig-unheilige Hauptstadt Jerusalem war die Proklamation des neuen,
umfassenden Anspruchs des Auferstandenen vor „allem Volk“203. Die Ge-
schichte der christlichen Kirche beginnt.
Fassen wir jetzt das historische Ergebnis unserer Untersuchung noch-
mals kurz zusammen. Sie ruht fast in jedem Zug auf altüberlieferten An-
gaben; aber die Quellen selbst sind freilich von ungleichem Wert, und
nicht nur ihre Auslegung, sondern auch ihre Auswahl und vor allem ihre
Kombination muß immer hypothetisch bleiben. Das heißt freilich nicht,
daß sie nach willkürlichem Belieben erfolgen könnte. Unbezweifelbar ist

198 Mk. 14, 28 = Mt. 26, 32; Lk. 24, 6.
199 Daß sie einen so bestimmenden Charakter besessen hätten, wie Nikolainen
II 33ff. meint, möchte ich keinesfalls annehmen.
200 So findet dann auch das Datum des „dritten Tages“, wie gesagt, die einfach-
ste Erklärung: o. S. 12; ebenso Grundmann S. 372 und unter Vorbehalt
(„sollte die Überlieferung vom leeren Grabe in ihrem Kern sich als glaub-
würdig erweisen“) sogar Grass S. 129; ebenso S. 138.
201 O. S. 13ff.
202 Vgl. Mt. 28, 17; vgl. o. Anm. 152.
203 Es erscheint nicht unwahrscheinlich, daß dies zum Wochenfest, fünfzig Tage
nach dem Passa, geschehen ist, das als Fest der Bundeserneuerung gefeiert
wurde; so G. Kretschmar, Himmelfahrt und Pfingsten, Zeitschr. f. Kirchen-
gesch. 66 (1954/55, S. 209ff.) 252f.
 
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