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Bornkamm, Günther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1961, 2. Abhandlung): Die Vorgeschichte des sogenannten Zweiten Korintherbriefes — Heidelberg, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.44191#0036
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Günther Bornkamm

aus dem II. Korintherbrief, mindestens Anspielungen auf ihn, durchaus
nahe gelegen, sei es bei der Bekämpfung der Irrlehrer, sei es bei den
ignatianischen Aussagen über das bevorstehende Martyrium129. Der erste,
der sichere Bekanntschaft mit dem II. Korintherbrief verrät, ist dagegen
Marcion, zu dessen Apostel-Kanon unser Brief gehört130. Man wird daraus
schwerlich schließen dürfen, daß der II. Korintherbrief erst zur Zeit des
Marcion oder gar auf dessen Veranlassung zusammengestellt sei. Wahr-
scheinlicher dürfte es sein, daß er die Sammlung bereits vorfand und sei-
nem Kanon eingliederte. So möchte ich vermuten, daß unser II. Korinther-
brief erst nach der Verbreitung unseres I. Korintherbriefes zusammen-
gestellt worden ist und nicht sofort allgemein, sondern in einem beschränk-
teren Umkreis bekannt wurde. Der Charakter der Sammlung dürfte je-
doch sicher in die nachapostolische Zeit - also etwa in die Abfassungszeit
der Apostelgeschichte und der Pastoralbriefe (Ausgang des 1./Anfang des
2. Jahrh.) - weisen131.

ist an vielen der angegebenen Stellen zu fragen, ob nicht geprägte liturgische
Wendungen vorliegen und nicht literarische Abhängigkeit.
129 Man denke, wie nahe bei der Fülle martyrologischer Aussagen im Römerbrief
des Ignatius eine Aufnahme von Wendungen, wie sie II Kor 4, lOff. bieten
(πάντοτε τήν νέκρωσιν τοΰ Ίησοϋ έν τω σώματι περιφέρειν u. ä.), gelegen
hätte. - Auf Grund des dargelegten Befundes genügt es kaum mit W. Bauer
zu sagen, daß „der grausam vernachlässigte 2. Korintherbrief neben dem er-
sten ganz verschwindet“ (Rechtgläubigkeit und Ketzerei, S. 222). Richtig
dürfte allein die Feststellung sein, daß Ignatius und Polycarp - zu denen ja
auch weitere, von W. Bauer S.215ff. genannte (negative) Zeugen kommen -
den II Kor überhaupt noch nicht kannten. Unser Ergebnis bestätigt damit erst
recht W. Bauers Kritik der These von Harnack (Die Briefsammlung des Apo-
stels Paulus und die anderen vorkonstantinischen christlichen Briefsammlun-
gen, 1926, S. 6), daß die Sammlung der 13 Paulusbriefe sich sicher bis zum
Jahre 100 zurückverfolgen ließe (dagegen W. Bauer, a. a. O., S. 225f.).
130 A. v. Harnack, Marcion, 19242, Beilage III, S. 96ff. - Auch der Kanon Mura-
tori 54 (Ende des 2. Jahrhunderts) kennt unseren „Brief“.
131 Natürlich wäre es reizvoll und eine erfreuliche Bestätigung, ähnliche Brief-
kompositionen, wie wir sie m. E. für den II Kor sicher anzunehmen haben,
namhaft zu machen. Doch wäre damit der Umkreis dieser Untersuchung über-
schritten. Auch besteht die Gefahr, daß man dann allzu leicht eine Hypothese
durch die andere stützt, um nicht zu sagen: eine gut zu begründende durch andere
weniger gut begründete gefährdet. Immerhin soll darauf hingewiesen werden,
daß auch bei anderen neutestamentlichen Briefen sich die Frage nach Recht
und Notwendigkeit einer Aufteilung in mehrere Briefe stellt. Das gilt schon
für den I. Kor., dem ja laut I 5, 9 ein früherer vorangegangen. Die bisher,
zuletzt von W. Schmithals, Die Gnosis in Korinth, S. 12ff. und, ders., Zur
Abfassung und ältesten Sammlung der paulinischen Hauptbriefe (Zeitschr. f.
Neutestamentl. Wissensch., 51, 1960), S. 225ff. vorgelegten literarkritischen
Analysen haben mich allerdings nicht überzeugt. Jedenfalls gilt das für die
Aufteilung von Kp 8-16, besonders die Zuweisung von I 9, 24-10, 22; 11,
2-34 an einen Brief A (vgl. G. Bornkamm, Studien zu Antike und Urchristen-
tum, 1959, S. 138ff. 173ff.). Eher könnte I 6, 12-20 und schon I 6, 1-11 (merk-
 
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