Zur Überlieferung der Werke des Nikolaus von Kues im Mittelalter 25
lieferung bei weitem nicht so stark ist wie etwa die von De docta igno-
rantia. De coniecturis, De visione dei oder De concordantia catholica.
Es fällt darum besonders auf, daß der Traktat in den Drucken a und
m nicht überliefert ist, wohl aber in p (II 2 fol. lr-2v) und b (II p. 932-
935). Faber Stapulensis, der Editor von p, erhielt den Text der
Coniectura von Dr. theol. Johannes Calceator und Gregorius
Ruschius aus Freiburg.18 Auf welcher Überlieferung basiert seine Text-
gestaltung? P. Wilpert hat dargelegt, daß der Herausgeber Faber, dem
zwei Hss. zur Verfügung gestanden haben sollen, der ehemals Tegern-
seer, jetzigen Münchener Hs. Clm 18 239, »ziemlich genau« folgt.19
Eine Begründung für diese These findet sich weder an der genannten
Stelle noch in seiner Praefatio in Opera omnia IV. Sie ist darüberhin-
aus auch nicht haltbar; denn wie bei St2 stellen wir zwar auch bei p
eine Nähe zu K und Re fest, besonders enge Verwandtschaft besteht
mit Re; aber weder K noch St2 noch auch Re20 sind die direkte Vorlage
gewesen, so daß p von a, y oder einer anderen unbekannten Hs. ab-
hängt. Daß der Basler Druck (b) den Text von p mit nur wenigen Ände-
rungen abdruckt, hat bereits R. Klibansky21 gezeigt.
nach der Pariser Ausgabe: Muthmassung von den letzten Zeiten, Frankfurt/M.
1745; weitere Nachweise bei E. Vansteenberghe, Le Cardinal S. 468 f.
18 Vgl. ed. p I fol. aa IIIV. Gregorius Ruschius (Reisch) war der humanistisch
gesinnte Professor an der 1460 gegründeten Universität Freiburg/Brsg.
19 P. Wilpert, Die hs. Überlieferung, S. 3.
20 Die Annahme eines Filiationsverhältnisses Re —> p verbietet sich wegen der
zahlreichen eigenen Varianten von Re gegenüber p, von denen, bezogen auf den
Variantenapparat bei Wilpert, nur einige zu nennen sind: nn. 123,4. 9. 10; 124,2.
10. 15 (sequitur); 125,6. 7. 8. 10; 126,4. 8; 127,3; 135,4 etc.
21 Vgl. die Praefatio zu Opera omnia vol. I und II.
lieferung bei weitem nicht so stark ist wie etwa die von De docta igno-
rantia. De coniecturis, De visione dei oder De concordantia catholica.
Es fällt darum besonders auf, daß der Traktat in den Drucken a und
m nicht überliefert ist, wohl aber in p (II 2 fol. lr-2v) und b (II p. 932-
935). Faber Stapulensis, der Editor von p, erhielt den Text der
Coniectura von Dr. theol. Johannes Calceator und Gregorius
Ruschius aus Freiburg.18 Auf welcher Überlieferung basiert seine Text-
gestaltung? P. Wilpert hat dargelegt, daß der Herausgeber Faber, dem
zwei Hss. zur Verfügung gestanden haben sollen, der ehemals Tegern-
seer, jetzigen Münchener Hs. Clm 18 239, »ziemlich genau« folgt.19
Eine Begründung für diese These findet sich weder an der genannten
Stelle noch in seiner Praefatio in Opera omnia IV. Sie ist darüberhin-
aus auch nicht haltbar; denn wie bei St2 stellen wir zwar auch bei p
eine Nähe zu K und Re fest, besonders enge Verwandtschaft besteht
mit Re; aber weder K noch St2 noch auch Re20 sind die direkte Vorlage
gewesen, so daß p von a, y oder einer anderen unbekannten Hs. ab-
hängt. Daß der Basler Druck (b) den Text von p mit nur wenigen Ände-
rungen abdruckt, hat bereits R. Klibansky21 gezeigt.
nach der Pariser Ausgabe: Muthmassung von den letzten Zeiten, Frankfurt/M.
1745; weitere Nachweise bei E. Vansteenberghe, Le Cardinal S. 468 f.
18 Vgl. ed. p I fol. aa IIIV. Gregorius Ruschius (Reisch) war der humanistisch
gesinnte Professor an der 1460 gegründeten Universität Freiburg/Brsg.
19 P. Wilpert, Die hs. Überlieferung, S. 3.
20 Die Annahme eines Filiationsverhältnisses Re —> p verbietet sich wegen der
zahlreichen eigenen Varianten von Re gegenüber p, von denen, bezogen auf den
Variantenapparat bei Wilpert, nur einige zu nennen sind: nn. 123,4. 9. 10; 124,2.
10. 15 (sequitur); 125,6. 7. 8. 10; 126,4. 8; 127,3; 135,4 etc.
21 Vgl. die Praefatio zu Opera omnia vol. I und II.