Zur Überlieferung der Werke des Nikolaus von Kues im Mittelalter
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öffentlichen Auftretens Jesu. Im Weltablauf ist die 28 Lebensjahren
Jesu entsprechende Zeit vergangen und »es beginnt das letzte Jahr-
fünft des 29. Jahres« (n. 13).20 Aufschlußreich sind die folgenden, nicht
exakten Ausführungen, die eine annähernde Bestimmung des Endzeit-
termins ermöglichen. Die Zeit, in der Christus sich predigend offen-
barte, umfaßte drei Jahre; das sind 150 Weltjahre, die samt dem letzten
Fünftel (= 10 Jahren) des 29. Lebensjahres Christi dem Zeitpunkt der
Predigt hinzuzurechnen sind. Damit gelangen wir auf das Jahr 1600.
Dann folgen im Weltablauf die Jahre der Verfolgung, der Kreuzigung,
Auferstehung und Himmelfahrt Christi und übertragen seiner Kirche.
Für diese Zeit verzichtet Nikolaus jedoch auf eine genaue Datierung.
Seine Endzeiterwartung geht demnach mit Sicherheit über das Jahr
1600 hinaus.
Die Zurückhaltung gegenüber einer exakten Festlegung des Welt-
endtermins zeigt die Einsicht des Nikolaus in die Unsicherheit seiner
»Berechnungsmethode«. Er ist sich wohl bewußt, daß es sich hier nur
um ungefähre Datierung handeln kann. Man muß jedoch vermeiden,
schon für das Jahr 1440 auf das klare konjekturale Bewußtsein sol-
cher Spekulation hinzuweisen. Der entscheidende Satz, in dem dies zum
Ausdruck kommt21, wird, darauf hat schon J. Koch hingewiesen22, erst
um 1460 auf dem Rand des Konzepts hinzugefügt. Es handelt sich also
um eine nachträgliche Ergänzung aus der Sicht der Coniectura de ulti-
mis diebus. Gleiches gilt für die n. 11 angeführten Quellen und Paral-
lelen (Daniel 8,13ff., 9,25ff., Ps.-Philo, Laktanz). Auch sie werden
erst um 1460 nachträglich aus der Coniectura ergänzt. Allein die Auf-
fassung des Laktanz, der 7000 Jahre für den gesamten Weltablauf an-
nimmt, begegnet bei Nikolaus schon vorher, und zwar sowohl in De
concordantia catholica 112 n. 53 als auch in Sermo XVIII (VIZ) n. 3. Ver-
glichen mit De concordantia catholica geht Nikolaus in Sermo XXIII
{XVII) über seine Position von 1433 insofern hinaus, als er jetzt erst-
malig eine Datierung des Endzeittermins versucht.
Die Datierung des Weitendes vom Jahre 1440/41 auf die Zeit nach
1600 ist hier festzustellen, weil sich bereits sechs Jahre später in der
Coniectura de ultimis diebus eine Rückdatierung des Weitendes auf die
Zeit nach 1734 errechnen läßt.23 Ähnliche Ausführungen wie in Sermo
20 Zur Datierung von Sermo XVII (nach Koch = Sermo XXIII nach Haubst) s.
CT I 6, S. 178-184 und CT I 7, S. 58 und 195 f.; R. Haubst datiert sie auf 1441.
21 »ista sunt verisimilia, sed non sunt nobis certa«; Cod. Cus. 220 fol. llr.
22 CT 16, S. 180.
23 Eine weitere Datierung des Weitendes auf das Jahr 2030, die Nikolaus nach einer
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öffentlichen Auftretens Jesu. Im Weltablauf ist die 28 Lebensjahren
Jesu entsprechende Zeit vergangen und »es beginnt das letzte Jahr-
fünft des 29. Jahres« (n. 13).20 Aufschlußreich sind die folgenden, nicht
exakten Ausführungen, die eine annähernde Bestimmung des Endzeit-
termins ermöglichen. Die Zeit, in der Christus sich predigend offen-
barte, umfaßte drei Jahre; das sind 150 Weltjahre, die samt dem letzten
Fünftel (= 10 Jahren) des 29. Lebensjahres Christi dem Zeitpunkt der
Predigt hinzuzurechnen sind. Damit gelangen wir auf das Jahr 1600.
Dann folgen im Weltablauf die Jahre der Verfolgung, der Kreuzigung,
Auferstehung und Himmelfahrt Christi und übertragen seiner Kirche.
Für diese Zeit verzichtet Nikolaus jedoch auf eine genaue Datierung.
Seine Endzeiterwartung geht demnach mit Sicherheit über das Jahr
1600 hinaus.
Die Zurückhaltung gegenüber einer exakten Festlegung des Welt-
endtermins zeigt die Einsicht des Nikolaus in die Unsicherheit seiner
»Berechnungsmethode«. Er ist sich wohl bewußt, daß es sich hier nur
um ungefähre Datierung handeln kann. Man muß jedoch vermeiden,
schon für das Jahr 1440 auf das klare konjekturale Bewußtsein sol-
cher Spekulation hinzuweisen. Der entscheidende Satz, in dem dies zum
Ausdruck kommt21, wird, darauf hat schon J. Koch hingewiesen22, erst
um 1460 auf dem Rand des Konzepts hinzugefügt. Es handelt sich also
um eine nachträgliche Ergänzung aus der Sicht der Coniectura de ulti-
mis diebus. Gleiches gilt für die n. 11 angeführten Quellen und Paral-
lelen (Daniel 8,13ff., 9,25ff., Ps.-Philo, Laktanz). Auch sie werden
erst um 1460 nachträglich aus der Coniectura ergänzt. Allein die Auf-
fassung des Laktanz, der 7000 Jahre für den gesamten Weltablauf an-
nimmt, begegnet bei Nikolaus schon vorher, und zwar sowohl in De
concordantia catholica 112 n. 53 als auch in Sermo XVIII (VIZ) n. 3. Ver-
glichen mit De concordantia catholica geht Nikolaus in Sermo XXIII
{XVII) über seine Position von 1433 insofern hinaus, als er jetzt erst-
malig eine Datierung des Endzeittermins versucht.
Die Datierung des Weitendes vom Jahre 1440/41 auf die Zeit nach
1600 ist hier festzustellen, weil sich bereits sechs Jahre später in der
Coniectura de ultimis diebus eine Rückdatierung des Weitendes auf die
Zeit nach 1734 errechnen läßt.23 Ähnliche Ausführungen wie in Sermo
20 Zur Datierung von Sermo XVII (nach Koch = Sermo XXIII nach Haubst) s.
CT I 6, S. 178-184 und CT I 7, S. 58 und 195 f.; R. Haubst datiert sie auf 1441.
21 »ista sunt verisimilia, sed non sunt nobis certa«; Cod. Cus. 220 fol. llr.
22 CT 16, S. 180.
23 Eine weitere Datierung des Weitendes auf das Jahr 2030, die Nikolaus nach einer