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Senger, Hans-Gerhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1972, 5. Abhandlung): Zur Überlieferung der Werke des Nikolaus von Kues im Mittelalter: Mitteilungen und Untersuchungen über neue Cusanus-Handschriften ; vorgelegt am 13. Mai 1972 — Heidelberg, 1972

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https://doi.org/10.11588/diglit.44316#0035
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Zur Überlieferung der Werke des Nikolaus von Kues im Mittelalter

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jeder aus den Darlegungen der vier Evangelien ins einzelne ausdeuten
(n. 133).25 Es folgt dann die entscheidende Stelle der Schrift. Nach dem
Jahre 1700, aber noch vor 1734 wird der Antichrist besiegt und die
Kirche zur Auferstehung gelangen. Danach ist der Jüngste Tag zu er-
warten.
Nikolaus wagt jetzt eine eindeutige Festlegung des Endzeittermins,
wozu er sich in Sermo XXIII (XVII) noch nicht verstehen konnte. Eine
genauere Festlegung ist jedoch nicht möglich, weil nach der Verhei-
ßung niemand präzise weiß, wann der Herr kommt.26
Über die bisherigen Quellen hinaus nennt Nikolaus jetzt einige neue,
die von anderen Voraussetzungen ausgehend zum gleichen Ergebnis in
der Endzeitbestimmung kommen. Sie dienen ihm als Bestätigung und
Untermauerung seiner eigenen These. Zunächst nennt er (n. 136) die
ps.-phiionische Schrift Liber antiquitatum biblicarum, die Nikolaus
unter dem Titel Historia freilich für echt ansieht.27 Er erwähnt weiter
(n. 137) Daniel 8,13 ff. und 9,25, der zu seiner Zeit (d. h. im Jahre 559
v. Chr.) 2300 Tage voraussagte, von denen jeder für ein Jahr steht.
Auch hiernach ist die Endzeit zwischen 1700 und 1750 zu erwarten.
Schließlich berichtet er (n. 138) die Überlieferung des ps.-phiionischen
Liber antiquitatum biblicarum, wonach Moses kurz vor seinem Tod
auf die Frage, wie viel Zeit der Welt noch übrig bleibe, von Gott zur
Antwort erhalten habe: Es gibt vier Zeitalter, von denen zwei bereits
vergangen sind. Inzwischen, so deutet Nikolaus, ist mit der Auferste-
hung Christi das vierte Zeitalter angebrochen, die Welt neigt sich ihrem
Ende zu. Diese Zeugen führt Nikolaus später bei der redaktionellen
Überarbeitung seiner Predigtentwürfe noch seiner Predigtskizze XXIII
( = XVII) vom Jahre 1440 hinzu, wie oben S. 31 bereits erwähnt wur-
de. Wichtig an diesem Traktat ist die eindeutige Betonung, daß alles
Wissen über das Weitende Mutmaßung (coniectura) bleibt. Sicher in
Anspielung auf De coniecturis wird der Versuch, das menschlich zu be-
rechnen, was Gott allein bekannt ist und zu wissen zukommt, eine

25 Diese Textstelle erinnert an den Brief des Augustinus über das Ende der Zeit,
in dem er die Evangelien auf ihre Aussagen über die letzten Tage überprüft.
26 Die Inexaktheit jeglicher Zeitberechnung, die stets der Genauigkeit entbehrt und
immer noch der Wahrheit mehr angenähert werden könnte, hatte Nikolaus be-
reits in der Reparatio kalendarii prinzipiell dargelegt; vgl. dazu meine Arbeit
Die Philosophie, S. 121 ff. und 141.
27 Vgl. dazu P. Wilpert, Philon bei Nikolaus von Kues in: Antike und Orient im
Mittelalter. Vorträge der Kölner Mediaevistentagungen 1956-1959, Miscellanea
Mediaevalia 1 (1962,21971), S. 69-79.
3 Senger, Si.-Ber. 1972/5
 
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