Identität und Objektivität
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(2) Für die folgenden Erörterungen ist es von einiger Wichtigkeit, sich
klarzumachen, daß dieser Einheitssinn, der dem Subjekt zugesprochen
werden muß, von einem anderen zu unterscheiden ist, der in genau
denselben Worten formuliert werden kann: Das Subjekt des Denkens
ist ein Identitätsprinzip; es hat die Eigenschaft, <numerisch identisch*
zu sein.
<Numerisch identisch* sein läßt sich wörtlich durch die Formel
übersetzen: <eines und dasselbe sein*, die sich zuvor aus der Einfachheit
des Subjektes hatte herleiten lassen. Kant folgt sicherlich diesem Zu-
sammenhang immer dort, wo er das Subjekt als Einheitsprinzip be-
schreibt und es darauf sogleich und in derselben Hinsicht als <nume-
risch identisch* charakterisiert. Von einem Subjekt oder einer Person
die Identität zu prädizieren, hat aber herkömmlich einen weiteren,
philosophisch gut begründeten Sinn: Die Identität wird einem Ein-
zelnen (oder auch einem abstrakten Objekt) zugesprochen, wenn es
unter verschiedenen Bedingungen zur Gegebenheit kommt. Dasjenige,
was von der Verschiedenheit dieser Bedingungen unberührt bleibt,
wird als das identische* charakterisiert. Personen nun — wie auch
Dinge in Raum und Zeit — kommen deshalb unter verschiedenen
Bedingungen zur Gegebenheit, weil sie in verschiedene Zustände ein-
treten. Solange das Subjekt nur als <einfach> verstanden wird, können
ihm solche Zustände nicht zugesprochen werden, und zwar unan-
gesehen dessen, daß es als auf ein Mannigfaltiges von Gedanken be-
zogen gedacht worden war. Es war anzunehmen, daß seine Beziehung
zu dieser Mannigfaltigkeit zwar polymorph, aber sozusagen instantan
ist, so wie eine unbestimmte Menge von verschiedenen Relaten in
Relationen von genau der gleichen Art zu einem einzigen Relatum
stehen können, das damit als Zentrum eines Relationssystems be-
schrieben wäre. Soll aber dem Subjekt numerische Identität in
irgendeinem spezifischen Sinne zugesprochen werden, so ist dies Bild
zu korrigieren, und zwar im wesentlichen dadurch, daß es erweitert
wird. Das Subjekt kann die Eigenschaft, einfach in der Mannig-
faltigkeit seiner Gedanken zu sein, nicht verlieren. Aber die in dieser
Einfachheit gelegene Einheit muß sich auch in der Folge der Zu-
stände geltend machen, in denen das Subjekt auf jeweils ein be-
stimmtes Mannigfaltiges unter anderem möglichen Mannigfaltigen
bezogen ist.
Kant hat seine Widerlegung der rationalen Psychologie auf das
Argument gegründet, daß aus der Einfachheit und der Identität, die
dem Selbstbewußtsein zukommen, nicht die Einfachheit und Selbigkeit
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(2) Für die folgenden Erörterungen ist es von einiger Wichtigkeit, sich
klarzumachen, daß dieser Einheitssinn, der dem Subjekt zugesprochen
werden muß, von einem anderen zu unterscheiden ist, der in genau
denselben Worten formuliert werden kann: Das Subjekt des Denkens
ist ein Identitätsprinzip; es hat die Eigenschaft, <numerisch identisch*
zu sein.
<Numerisch identisch* sein läßt sich wörtlich durch die Formel
übersetzen: <eines und dasselbe sein*, die sich zuvor aus der Einfachheit
des Subjektes hatte herleiten lassen. Kant folgt sicherlich diesem Zu-
sammenhang immer dort, wo er das Subjekt als Einheitsprinzip be-
schreibt und es darauf sogleich und in derselben Hinsicht als <nume-
risch identisch* charakterisiert. Von einem Subjekt oder einer Person
die Identität zu prädizieren, hat aber herkömmlich einen weiteren,
philosophisch gut begründeten Sinn: Die Identität wird einem Ein-
zelnen (oder auch einem abstrakten Objekt) zugesprochen, wenn es
unter verschiedenen Bedingungen zur Gegebenheit kommt. Dasjenige,
was von der Verschiedenheit dieser Bedingungen unberührt bleibt,
wird als das identische* charakterisiert. Personen nun — wie auch
Dinge in Raum und Zeit — kommen deshalb unter verschiedenen
Bedingungen zur Gegebenheit, weil sie in verschiedene Zustände ein-
treten. Solange das Subjekt nur als <einfach> verstanden wird, können
ihm solche Zustände nicht zugesprochen werden, und zwar unan-
gesehen dessen, daß es als auf ein Mannigfaltiges von Gedanken be-
zogen gedacht worden war. Es war anzunehmen, daß seine Beziehung
zu dieser Mannigfaltigkeit zwar polymorph, aber sozusagen instantan
ist, so wie eine unbestimmte Menge von verschiedenen Relaten in
Relationen von genau der gleichen Art zu einem einzigen Relatum
stehen können, das damit als Zentrum eines Relationssystems be-
schrieben wäre. Soll aber dem Subjekt numerische Identität in
irgendeinem spezifischen Sinne zugesprochen werden, so ist dies Bild
zu korrigieren, und zwar im wesentlichen dadurch, daß es erweitert
wird. Das Subjekt kann die Eigenschaft, einfach in der Mannig-
faltigkeit seiner Gedanken zu sein, nicht verlieren. Aber die in dieser
Einfachheit gelegene Einheit muß sich auch in der Folge der Zu-
stände geltend machen, in denen das Subjekt auf jeweils ein be-
stimmtes Mannigfaltiges unter anderem möglichen Mannigfaltigen
bezogen ist.
Kant hat seine Widerlegung der rationalen Psychologie auf das
Argument gegründet, daß aus der Einfachheit und der Identität, die
dem Selbstbewußtsein zukommen, nicht die Einfachheit und Selbigkeit