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Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1977, 5. Abhandlung): Euripides' Medea: vorgetragen am 20. November 1976 — Heidelberg: Winter, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.45466#0053
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Euripides’ Medea · Anhang

51

stützen: τής παρ’ ήμέραν χάριτος τά μέγιστα τής πόλεως άπολωλε-
κότες „die wichtigsten Interessen der Stadt gegen kurzlebige Popularität
verspielt haben“.
Beide Möglichkeiten befriedigen nicht. Proleptischer Gebrauch eines
Attributes mit Artikel erscheint härter, als man es in einem euripideischen
Chorlied erwarten würde, die Annahme eines Genetivus pretii neben
(άπ)όλλυμι aber wird durch den Demosthenes-Beleg für Euripides
nicht genügend wahrscheinlich gemacht, am wenigsten im Hinblick auf
die dabei verwendeten Synonyme.
Mit der leichten Änderung des τας in σας würden die Bedenken ge-
gen den proleptischen Sinn des Attributes άνάνδρου wohl behoben sein.
In 774ff. bereitet Medea die Trugszene vor und läßt Jason zu sich
bitten. Dann fährt sie fort (776ff.)
μολόντι δ’ αύτώ μαλθακούς λέξω λόγους
ώς και δοκεΐ μοι ταΰτα καί καλώς έχει
γάμους τυράννων ους προδούς ή μας έχει
καί ξύμφορ’ είναι καί καλώς έγνωσμένα.
Der Sinn der Verse ist deutlich: Medea kündigt an, ihr volles Einver-
ständnis mit Jasons Entschlüssen, insbesondere mit seiner neuen Hoch-
zeit, zum Ausdruck bringen zu wollen. Indessen kann V. 777 in der über-
lieferten Form nicht richtig sein. Murray liest ώς καί δοκεΐ μοι ταύτά,
καί καλώς έχειν | γάμους κ.τ.λ. Page, der diese Kombination von In-
finitiv und abhängigem Aussagesatz mit Recht für bedenklich hält, ver-
bessert in ώς καί δοκεΐν μοι ταΰτα καί καλώς έχειν γάμους. Ein
ώς = ούτως läßt sich allerdings nicht durch Parallelen aus der Sprache
der Tragiker stützen. Idiome wie ούδ’ ώς oder άλλ’ ώς scheiden aus,
Eur. Hec. 441 bietet einen emphatischen, unabhängigen Wunschsatz
und in Aesch. Ag. 930, von Page als Hauptzeuge herangezogen, läßt
sich ein ώς = ούτως nach den Ausführungen Eduard Fraenkels z. St.
kaum halten.
Μ. Gronewald möchte das überlieferte έχει am Ende von 777 in
γαμεΐ ändern (Rh. Mus. 1973, 191) und verweist auf das γάμον γαμεΐν
in 626. Zwar berechtigt gewiß das έχει am Schluß des Verses 778 eine
tiefergreifende Änderung desselben Wortes am Schluß von 777. Indes-
sen widerspricht der Fortgang des Verses 778 diesem Vorschlag. Γαμεΐ
γάμους müßte sich auf einen gegenwärtigen Vorgang beziehen, und dazu
paßt der auf γάμους bezogene Relativsatz ούς . . . έχει nicht. Wenn die
γάμοι im Vordersatz als im Vollzug befindlich erscheinen, können sie
nicht im Relativsatz das Objekt zu έχειν bilden. Allenfalls wäre das
 
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