Der Gott Achilleus
43
tion sehr präzise anspricht: Έπί Άχιλλέως κειμένου έν Τροίη, τιμωμέ-
νου δέ καί έν Λευκή τή νήσω·
παϊδα θεάς Θέτιδος, ΓΊηληιάδην Άχιλήα,
ήδ’ ιερά νήσος ΓΊοντιάς άμφίς έχει.
Die Überschrift macht geradezu den Eindruck, als gebe sie aus der
Kenntnis des thessalischen Thetishymnos den nötigen Kommentar zum
Epigramm.
Wir kehren nach diesem für die Geschichte des Achillverehrung im-
merhin aufschlußreichen Exkurs wieder zu Kretschmers Deutung der
Namen Phthia und Myrmidonen zurück. Nach den bisher aus verstreu-
tem Material gezogenen Schlüssen darf es uns nicht wundern, daß die
beiden von diesem Forscher ins Auge gefaßten Namen redende Be-
zeichnungen sind, von denen er völlig überzeugend den einen, Phthia,
zu den φθίμενοι stellt und als <Land der Totem interpretiert, während er
den Namen der Myrmidonen von μύρμος herleitet, was von Hesych mit
φόβος erklärt wird, so daß der Volksname mit <Schreckgespenster>
übersetzt werden darf und sich damit aufs beste ins Totenreich fügt.
Ganz richtig zieht Kretschmer daraus die Konsequenz: Achill, so sagt er
wörtlich am Ende seiner Ausführungen, «der Frühverstorbene ist da-
nach als Herrscher im Schattenreich gedacht», und «so ist aus dem
Herrscher über die Toten erst der Heros entstanden ... Phthia war als-
dann keine wirkliche, sondern nur eine mythische ... Örtlichkeit». So-
weit Kretschmer; und wir dürfen jetzt wohl ganz in seinem Sinn hinzu-
fügen, daß diese «mythische Örtlichkeit» Phthia zusammen mit dem
Volk der Myrmidonen eben das Reich der Toten bezeichnet hat, bis man
beide Namen in der Zeit der Herausbildung des Epos rationalisierend in
Thessalien lokalisierte.
Wenn wir zum Schluß noch einmal den Blick auf die Ilias lenken, die
fürs abendländische Bewußtsein das Bild des Achilleus bestimmt, so
erinnern wir uns der vielen Einzelzüge, mit denen auch hier noch, in
grandioser Steigerung gegen das Ende zu, der Heros als allenthalben
vom Tod umwittert gezeichnet wird, gleich als ob er damit dem Wissen-
den seinen Ursprung als Gott der Toten verriete. Aber auch ohne eine
solche Folgerung zu ziehen, hat man von jeher auf die entsprechenden
Züge geachtet, und der französische Gelehrte Georges Meautis hat so-
gar eine Monographie über das Verhältnis Achills zum Tode vorgelegt,
die sich vorwiegend an Homer, aber einleitend auch an der attischen
<Peplos> und allgemein über diese Sammlung vgl. C. A. Forbes RE XIX (1938) 561f.
mit weiterer Literatur.
43
tion sehr präzise anspricht: Έπί Άχιλλέως κειμένου έν Τροίη, τιμωμέ-
νου δέ καί έν Λευκή τή νήσω·
παϊδα θεάς Θέτιδος, ΓΊηληιάδην Άχιλήα,
ήδ’ ιερά νήσος ΓΊοντιάς άμφίς έχει.
Die Überschrift macht geradezu den Eindruck, als gebe sie aus der
Kenntnis des thessalischen Thetishymnos den nötigen Kommentar zum
Epigramm.
Wir kehren nach diesem für die Geschichte des Achillverehrung im-
merhin aufschlußreichen Exkurs wieder zu Kretschmers Deutung der
Namen Phthia und Myrmidonen zurück. Nach den bisher aus verstreu-
tem Material gezogenen Schlüssen darf es uns nicht wundern, daß die
beiden von diesem Forscher ins Auge gefaßten Namen redende Be-
zeichnungen sind, von denen er völlig überzeugend den einen, Phthia,
zu den φθίμενοι stellt und als <Land der Totem interpretiert, während er
den Namen der Myrmidonen von μύρμος herleitet, was von Hesych mit
φόβος erklärt wird, so daß der Volksname mit <Schreckgespenster>
übersetzt werden darf und sich damit aufs beste ins Totenreich fügt.
Ganz richtig zieht Kretschmer daraus die Konsequenz: Achill, so sagt er
wörtlich am Ende seiner Ausführungen, «der Frühverstorbene ist da-
nach als Herrscher im Schattenreich gedacht», und «so ist aus dem
Herrscher über die Toten erst der Heros entstanden ... Phthia war als-
dann keine wirkliche, sondern nur eine mythische ... Örtlichkeit». So-
weit Kretschmer; und wir dürfen jetzt wohl ganz in seinem Sinn hinzu-
fügen, daß diese «mythische Örtlichkeit» Phthia zusammen mit dem
Volk der Myrmidonen eben das Reich der Toten bezeichnet hat, bis man
beide Namen in der Zeit der Herausbildung des Epos rationalisierend in
Thessalien lokalisierte.
Wenn wir zum Schluß noch einmal den Blick auf die Ilias lenken, die
fürs abendländische Bewußtsein das Bild des Achilleus bestimmt, so
erinnern wir uns der vielen Einzelzüge, mit denen auch hier noch, in
grandioser Steigerung gegen das Ende zu, der Heros als allenthalben
vom Tod umwittert gezeichnet wird, gleich als ob er damit dem Wissen-
den seinen Ursprung als Gott der Toten verriete. Aber auch ohne eine
solche Folgerung zu ziehen, hat man von jeher auf die entsprechenden
Züge geachtet, und der französische Gelehrte Georges Meautis hat so-
gar eine Monographie über das Verhältnis Achills zum Tode vorgelegt,
die sich vorwiegend an Homer, aber einleitend auch an der attischen
<Peplos> und allgemein über diese Sammlung vgl. C. A. Forbes RE XIX (1938) 561f.
mit weiterer Literatur.