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Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0028
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Albrecht Dihle

weg. Dadurch aber wird der biEi-Satz, der in Vers 26 beginnt, zu einer
Begründung des Vorausgehenden, nämlich eben dieses bacchischen
Treibens. Andererseits aber muß man ihn auch auf die parallelen, mit
Toiydp eingeleiteten Verse 32ff. beziehen, wodurch die Wiederholung
des Inhalts von 23ff. in 32ff. noch aufdringlicher wird.
Ein sehr viel glatterer Anschluß ergibt sich, wenn 26ff. dem Vers 20
unmittelbar folgt, der siiEi-Satz also in erster Linie begründet, warum
Dionysos zuerst nach Theben gekommen ist. Was er dann dort wegen
der zuvor geschilderten Verfehlungen der Kadmos-Töchter ins Werk
gesetzt hat, erläutert er sprach- und sinngerecht in dem mit einem kon-
kludierend-begründenden ToiyäQ eingeleiteten Abschnitt 32ff. Mit der
Athetese der inhaltlich ohnehin abundierenden, an dieser Stelle über-
dies zu früh erfolgenden Aussage der Verse 23-25 befreit man den Text
außerdem von dem seltsamen kausativen ctvcoZöku^a (24)27, während
die Tilgung der Verse 18f. das singuläre nkf|QT]g mit dem Dativ besei-
tigt. Endlich macht ein direkter Anschluß der Verse 13/20/26 die Aus-
sage des Dionysos noch in anderer Hinsicht plausibler. Wenn ihm, wie
das Stück zeigen wird, so sehr daran liegt, den Frevel am Andenken sei-
ner Mutter zu strafen, wird er doch von Lydien, dem Land seiner Kind-
heit, sich am liebsten sofort nach Theben begeben und nicht noch vor-
her den Zug durch die ganze Welt unternehmen. Daß er, wenn Theben
zur Raison gebracht und seine Göttlichkeit dort offenbar geworden ist,
in andere Gegenden ziehen will, sagt er dann ausdrücklich in den Ver-
sen 47ff.
27 Das causative dvoXoz.iJL.oj läßt sich auch nicht damit erklären, daß man das Präfix
dva- für die Bedeutungsverschiebung verantwortlich macht. Zuviele Analogiefälle
sprechen dagegen: Weder dvoko<jpvQO|iai neben ökoqxuQopai noch dvaßodu» neben
ßodco haben jemals causative Bedeutung, und dasselbe gilt für dvacpwvECD und ava-
KQdt,(D. 'Ava/operm wird normalerweise intransitiv oder mit einem inneren Objekt
(öpyia, xopöv o. ä.) gebraucht und unterscheidet sich damit nicht grundsätzlich von
seinem Simplex, das ein solches inneres Objekt oder den Kultempfänger als äußeres
Objekt bei sich haben und auch intransitiv verwendet werden kann. Lediglich in me-
taphorischer Verwendung kennt Euripides gelegentlich das Passiv des Simplex (Here.
879 lyr.) und des Compositums (Or. 582) in transitiv-causativer Bedeutung. Aber von
einem metaphorischen Gebrauch kann gerade an unserer Stelle mit causativem dvo-
koktj^u) nicht die Rede sein, weil es um die Einführung des Dionysos-Kultes geht.
Dodds zieht im Kommentar zu Eur. Bacch. 24 das gelegentlich, nämlich in lyrischen
Partien und in metaphorischer Bedeutung, von Euripides gebrauchte causative ava-
ßaK/Eutü zur Erklärung heran. Aber auch hier ist anzumerken, daß sowohl das Sim-
plex ßaK/enco als auch sein Compositum dvoßaK/Eviü jeweils in beiden Verwen-
dungsarten, intransitiv (Ion 1204 bzw. Bacch. 864) als auch transitiv-causativ (Or.
411 bzw. Here. 1086) bei Euripides vorkommen. Der Wechsel von der intransitiven
zur transitiv-causativen Bedeutung kann also nicht an dem Präfix dva- hängen.
 
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