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Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0035
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Der Prolog der ‘Bacchen’

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stößt man wieder und wieder auf Formulierungen, die eine gewisse Be-
lesenheit in den Tragödien des Euripides voraussetzen23.
Den professionellen Virtuosen, der Einzelpartien aus Dramen auf
der Bühne singt und spielt, wobei Mimesis (Darstellung, Wiedergabe
eines Stücks Realität) als Ziel seines Tuns verstanden wird, setzt die
Kunsttheorie hellenistischer Zeit als bekannte Erscheinung voraus. Das
lehrt ein Passus aus den pseudo-aristotelischen Problemata (19, 15 p.
918 b 13ff.), und in der hohen Kaiserzeit redet Dion von Prusa (or. 19,5)
von der verschiedenen Häufigkeit, mit der Sprech- und Singverspartien
aus der dramatischen Literatur in den Theatern dargeboten werden.
Es gibt jedoch Zeugnisse für eine solche Aufführungspraxis, deren
Träger professionelle Schauspieler und Sänger waren, bereits aus dem
4. Jh. v. C. Zwar kann der Wettstreit der beiden berühmten Schauspie-
ler Thessalos und Athenodoros mit ihren jeweiligen Truppen (oi tteqi 0.
kcü A.) im Heerlager Alexanders während der Belagerung von Tyros
(332 v. C.) sowohl mit ausgewählten Partien als auch mit vollständigen
Dramen ausgetragen worden sein (Plut. de Alex. fort. II 334 D/E). Si-
cher gilt das zweite, die Aufführung eines ganzen Dramas, für den
‘Agen’ des Python, ein Satyrspiel, das im Heerlager Alexanders wäh-
rend seines indischen Feldzuges zum ersten Mal aufgeführt wurde, und
zwar anläßlich eines Dionysos-Festes (Athen. 13, 595 D = Tr. G. F.
91). Aber schon aus dem Jahre 399 v. C. berichtet Polyaen von einer
großen, aus vielen Nummern bestehenden Schaustellung, die ein als
Phrourarch in der Aeolis tätiger Alexandros in einem Theater veran-
staltete (6,10). Dabei sei auch Nikostratos, ein berühmter Schauspieler
jener Zeit, aufgetreten. Wir wissen von ihm u. a.24, daß seine Spezialität
der Vortrag von Botenberichten war. Mit großer Wahrscheinlichkeit
wird dieser Mann bei jener Gelegenheit, bei der es sich um eine Kriegs-
list handelte, aus Dramen gesungen oder rezitiert haben. Xenophon be-
richtet von ihm, er habe Tetrameter zur Flötenbegleitung vorgetragen:
Auch für solche Darbietungen wird er die Texte aus Dramen genom-
men haben (Conv. 6,3).
Zu erwähnen ist hier schließlich noch die berühmte Geschichte, die
Plutarch in der Crassus-Vita nach einer späthellenistischen Quelle er-
zählt (33)25.
23 Vgl. C. Habicht, Herrn. 81, 1953, 251/56 und Ghiron-Bistagne 110 über eine In-
schrift der Zeit um 200 v. C. im inneren Armenien.
24 Vgl. Ghiron-Bistagne 147.
25 Der Parallelbericht bei Polyaen (7,41) ergibt keine zusätzliche Information.
 
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