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Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0064
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Albrecht Dihle

so daß die Brücke, die durch den Beinamen KakMcm] zwischen Arte-
mis und Hekate geschlagen wird, schwerlich schon in klassische Zeit da-
tiert werden kann. Eine Hesychglosse (K 489) liefert zwei Erläuterun-
gen dieses Namens. Die zweite lautet: koü f] ev tö Keqoi(ieikcü lÖQupsvq
'Ekoity] f|V evloi ’ Aqtep.lv kEyouctiv. Es zeigt sich also, daß die Identifi-
zierung der beiden Gottheiten für dieses Heiligtum, das Pausanias ohne
Frage an der o. g. Stelle im Auge hatte, selbst in der grammatisch-anti-
quarischen Literatur hellenistischer und nachhellenistischer Zeit nicht
einhellig war. Es gab in Athen einen alten Hekate-Kult (Deubner, Atti-
sche Feste 217f.), wenn er auch nicht dieselbe Bedeutung besaß wie in
Milet (Syll.3 57 aus dem 5. Jh. v. C.), wo der Name Hekataios ende-
misch war. Die Einbeziehung der Hekate in den Kreis der Artemis, der
sie anfangs gewiß ganz fern stand, wurde durch mancherlei Berührungs-
punkte motiviert (Jagd, Mond, Geburt), und gewiß hat die Umdeutung
der aus dem Kreise Apollons stammenden mit ekq- zusammengesetzten
Beiwörter dabei eine Rolle gespielt, was immer ihre Bedeutung gewe-
sen sein mag. Die Identifikation Artemis/Hekate aber ist, sieht man von
der vorliegenden Euripides-Stelle ab, erst für eine späte Zeit eindeutig
bezeugt5.
In 113f. sollte man an dem Anakoluth ebensowenig Anstoß nehmen
wie in 184ff. Beide Male handelt es sich um hochpathetische lyrische
Partien6.
AEUKoX-ÖLpag ist ein Hapax (119). Üblicherweise heißt es kEVKÖkocpog
in der poetischen Sprache. HpönaQ ctystTCxi otqcxtoü (120). HpÖTcaQ
bzw. KQÖJiaQct (vgl. West zu Hes. Theog. 578) kommt in Epos und Tra-
gödie sowohl adverbial wie präpositional vor. Bei Aischylos (Suppl.
791) ist es ein Adverb mit der Bedeutung „früher“ oder „eher, lieber“,
Hesiod verwendet es als Präposition mit dem Genetiv in der Bedeutung
„bei“, und bei Apollonios Rhodios (1,454; 4,1288) heißt es, gleichfalls
als Präposition mit dem Genetiv, „entlang“, „längs“, ein Gebrauch, der
auch für Euripides (Phoen. 827) belegt ist. An der vorliegenden Stelle
muß es eine Präpositon sein, denn zu cc/eitcu „führt an“ erwartet man
den Dativ. Was aber bedeutet jtQÖJidQ . . . gtqoitoü? Am ehesten doch
5 Die frühesten Zeugnisse für eine eindeutige und ausdrückliche Gleichsetzung Arte-
mis / Hekate stammen aus lateinischen Autoren spätrepublikanischer Zeit, die durch-
weg hellenistische Gelehrsamkeit reproduzieren, z. B. Nigidius Figulus b. Macrob.
sat. 1, 9, 6. Varro deutet (ling. Lat. 7, 16; vgl. Goetz-Schöll z. St.) dieTitanisTrivia, die
bei Ennius vorkommt (trag. fr. 362 R = 121 V3) als Diana, und bei Verrius Flaccus
stand zu lesen: Hecate. Diana eadem putabatur et Luna et Proserpina (Paul, ex Fest,
p. 99 Müller = p. 220 Lindsay).
6 Vgl. auch Sciarcellas Kommentar (Roma 1957) zu beiden Stellen.
 
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