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Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0067
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Der Prolog der ‘Bacchen’

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6,4,32). Doch ist die Bezeichnung Zoy/T] für den Wurfspieß an unserer
Phoinissen-Stelle keineswegs singulär, sondern auch anderwärts in klas-
sischer Zeit belegt (Hdt. 4,94; Soph. Tr. 856; Ant. 119).
Von den Aitolern als leichtgerüsteten Speerwerfern spricht u. a. Thu-
kydides, vor allem im Bericht über die Feldzüge des Demosthenes in
den mittleren 20er Jahren des 5. Jh’s (3,94ff.). Diese Kampfesweise ge-
hört zur altertümlichen ländlichen Lebensform dieses Bergvolkes, das
noch wie die Griechen der Vorzeit den ganzen Tag bewaffnet umher-
geht und keine Städte kennt, ebenso übrigens wie die Akarnanen, die
Opuntischen (Aristoph. Av. 152ff.) und die Ozolischen Lokrer (Thuc.
1,5,3). Die Aitoler als primitive, kriegerische Bergbewohner und ausge-
zeichnete Leichtbewaffnete erscheinen auch in anderen Quellen des 5.
und 4. Jh. (Xen. Hell. 4,6,14; Thuc. 7,31,5; Aen. Tact. 4,8,18; Duris
FgrH 76 F 13). Zwar gelten sie gelegentlich als räuberisch, aber nie ver-
bindet sich mit solchen Schilderungen ihrer Lebensweise vor dem 3. Jh.
v. C. irgendein Zweifel an einer gut griechischen Herkunft. Das wäre
auch seltsam, denn Aitolien spielt in der heroischen Überlieferung eine
hervorragende Rolle (Hom. B 2; 638ff.; E 818; I 529ff.; K 115ff.), und
so berühmte Helden wie Meleagros, Tydeus oder Diomedes stammen
dorther. Auch die genealogische Literatur berücksichtigt die Aitoler
(Hellan. FgrH 4 F 118/119), und ein längeres Ephoros-Fragment
(FgrH 70 F 122) erörtert ausführlich die Beziehung der Aitoler zu den
Bewohnern von Elis. Von den Spuren illyrischer Bevölkerungsteile Ai-
toliens, welche die neuere Sprachwissenschaft entdeckt zu haben
glaubt, wußte man in der Antike nichts.
Bekanntlich wurde die kurz vor 300 v. C. gegründete aitolische Liga
im 3. Jh. zu einer der wichtigsten Mächte auf griechischem Boden, die
an jedem Konflikt in dieser Region beteiligt war, sich bis nach Thessa-
lien und auf die Peloponnes in ständigen Eroberungs- und Plünderungs-
kriegen ausdehnte und von den Nachbarn dementsprechend gefürchtet
und gehaßt wurde, bis die Römer bald nach der Schlacht von Kynoske-
phalai der selbständigen Politik auch dieses griechischen Staatsgebildes
ein Ende machten. Bei Polybios, dessen politische Loyalität dem
Achaiischen Bund, dem Erzfeind der Aitoler, gehörte, tauchen zum er-
sten Mal Zweifel an der hellenischen Nationalität der Aitoler auf. Poly-
bios läßt Philipp V. von Makedonien solche Zweifel in einer Unterhal-
tung mit T. Quinctius Flamininus äußern (18,5,8). Der Passus paßt vor-
züglich in die erbitterte antiaitolische Propaganda, deren Spuren wir
auch sonst bei Polybios und in der von ihm abhängigen Literatur finden
(9,38,6; 13,1,1)- Insbesondere wurde neben ihrer unbezähmbaren
 
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