Der Prolog der ‘Bacchen’
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Transformation dieses Typus, die man an unserer Phoinissen-Stelle be-
obachtet, läßt sich allenfalls das Epitheton ctki^covog „meerumgürtet“
vergleichen, mit dem Kallimachos (fr. 384, 9 Pfeiffer) und nach ihm
Antipater von Sidon sowie Nonnos den Isthmus bzw. die Stadt Korinth
ausstatten. Aus archaisch-klassischer Poesie ist ein derartiger Gebrauch
unbekannt.
Die befremdliche Genealogie der Mondgöttin (175) versieht das
Scholion z. St. mit der Erklärung, in der Tragödie gebe es die
„naturwissenschaftliche“ Ausdrucksweise, die den Mond zur Tochter
der Sonne macht, was sich darauf beziehe, daß der Mond sein Licht von
der Sonne erhalte. Hierfür wird Aischylos, freilich ohne ein Zitat (457
N2 = 730 Mette), in Anspruch genommen, sowie unser Vers. Wohl das
Fehlen eines aischyleischen Textwortes hat schon Nauck veranlaßt, die-
sen Verweis auf Aischylos für einen Irrtum zu erklären und die merk-
würdige Genealogie auf Euripides zu beschränken. Auch erwägt er zu-
stimmend den Vorschlag Badhams, ’AeXlov in ä Aaroüg zu ändern. Ein
Arat-Scholion (zu Phaen. 455) schreibt „der Tragödie“ diese Genealo-
gie des Mondes zu, die aller übrigen Tradition widerspricht. Aber hinter
Ausdrücken wie f] Tpotycpöia, ol TpayiKoi verbirgt sich seit der Kaiser-
zeit sehr oft ein Hinweis allein auf Euripides, so daß auch der Arat-
Scholiast durchaus nur unsere Phoinissen-Stelle im Auge gehabt haben
kann.
Antigone bewundert die souveräne Fahrweise des Amphiaraos
(177f.): eng ötTQEpoüa kevtqq koü owcppova jiaAoig [lErotcpEQcov iOvvei.
In diesem Ausdruck fehlt ein Objekt zu lOüvel, was Wilamowitz zu der
Konjektur i0vvEt (öpöpov) veranlaßt hat. Man könnte auch daran den-
ken, Hibkoig in jtdAovg zu ändern und als Objekt zu iOüvei zu ziehen,
denn daß das (ietcupeqeiv kevtoq, das abwechselnde Antreiben, sich nur
auf die Pferde beziehen kann, ist ohnehin selbstverständlich. Metrisch
läßt sich beides vertreten9.
Den Vers 198 tpiköipoyov öe yoiqpa 0T]kstd)v scpv ist trotz der vielfach
bezeugten Verwendung des Wortes xprjl10 in umgangssprachlichen
Ausdrücken der klassischen Zeit merkwürdig. Die einzige genaue Pa-
rallele findet sich in der ‘Andromache’ (181): Eiu(p0ovöv ti (tol Dob-
ree) /of]pa 0r]kEiä)v Etpv. In dieser Form ist der Vers in den Handschrif-
ten und im Gnomologium Vaticanum überliefert, während die Scholien
z. St. sowie Stobaios eine Lesart bieten, die von Murray in den Text ge-
9 Man kann entweder zwei Dochmien oder ein iambisches Metrum mit zwei folgenden
Baccheen annehmen.
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Transformation dieses Typus, die man an unserer Phoinissen-Stelle be-
obachtet, läßt sich allenfalls das Epitheton ctki^covog „meerumgürtet“
vergleichen, mit dem Kallimachos (fr. 384, 9 Pfeiffer) und nach ihm
Antipater von Sidon sowie Nonnos den Isthmus bzw. die Stadt Korinth
ausstatten. Aus archaisch-klassischer Poesie ist ein derartiger Gebrauch
unbekannt.
Die befremdliche Genealogie der Mondgöttin (175) versieht das
Scholion z. St. mit der Erklärung, in der Tragödie gebe es die
„naturwissenschaftliche“ Ausdrucksweise, die den Mond zur Tochter
der Sonne macht, was sich darauf beziehe, daß der Mond sein Licht von
der Sonne erhalte. Hierfür wird Aischylos, freilich ohne ein Zitat (457
N2 = 730 Mette), in Anspruch genommen, sowie unser Vers. Wohl das
Fehlen eines aischyleischen Textwortes hat schon Nauck veranlaßt, die-
sen Verweis auf Aischylos für einen Irrtum zu erklären und die merk-
würdige Genealogie auf Euripides zu beschränken. Auch erwägt er zu-
stimmend den Vorschlag Badhams, ’AeXlov in ä Aaroüg zu ändern. Ein
Arat-Scholion (zu Phaen. 455) schreibt „der Tragödie“ diese Genealo-
gie des Mondes zu, die aller übrigen Tradition widerspricht. Aber hinter
Ausdrücken wie f] Tpotycpöia, ol TpayiKoi verbirgt sich seit der Kaiser-
zeit sehr oft ein Hinweis allein auf Euripides, so daß auch der Arat-
Scholiast durchaus nur unsere Phoinissen-Stelle im Auge gehabt haben
kann.
Antigone bewundert die souveräne Fahrweise des Amphiaraos
(177f.): eng ötTQEpoüa kevtqq koü owcppova jiaAoig [lErotcpEQcov iOvvei.
In diesem Ausdruck fehlt ein Objekt zu lOüvel, was Wilamowitz zu der
Konjektur i0vvEt (öpöpov) veranlaßt hat. Man könnte auch daran den-
ken, Hibkoig in jtdAovg zu ändern und als Objekt zu iOüvei zu ziehen,
denn daß das (ietcupeqeiv kevtoq, das abwechselnde Antreiben, sich nur
auf die Pferde beziehen kann, ist ohnehin selbstverständlich. Metrisch
läßt sich beides vertreten9.
Den Vers 198 tpiköipoyov öe yoiqpa 0T]kstd)v scpv ist trotz der vielfach
bezeugten Verwendung des Wortes xprjl10 in umgangssprachlichen
Ausdrücken der klassischen Zeit merkwürdig. Die einzige genaue Pa-
rallele findet sich in der ‘Andromache’ (181): Eiu(p0ovöv ti (tol Dob-
ree) /of]pa 0r]kEiä)v Etpv. In dieser Form ist der Vers in den Handschrif-
ten und im Gnomologium Vaticanum überliefert, während die Scholien
z. St. sowie Stobaios eine Lesart bieten, die von Murray in den Text ge-
9 Man kann entweder zwei Dochmien oder ein iambisches Metrum mit zwei folgenden
Baccheen annehmen.