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Albrecht Dihle
einer „Buchinterpolation“ zu tun haben, vergleichbar den hinzugesetz-
ten Sentenzen, die Ed. Fraenkel nachwies. Sie wird mit dem Bestreben
zu erklären sein, den 1098f. erwähnten Anblick, den das heranziehende
Heer von der Burg aus bietet, deutlicher auszuführen. Die Interpolation
wird für einen Text gedichtet worden sein, der 1104-1140 nicht ent-
hielt, denn der Widerspruch zwischen dem geschlossenen Anmarsch des
Heeres aus der Richtung von Teumessos (1100) und der Aufstellung
der Kontingente an den einzelnen Toren (1104ff.) ist allzu stark. Daß
auch die Kampfschilderung 1141 ff. an der Reihe der Tore orientiert ist,
wird erst 1163 ganz deutlich, und darum fällt der topographische Wi-
dersinn, den die Verse 1100—1103 in den Bericht bringen, ohne die
Einlage 1104—1140 weniger ins Ohr. Eine Datierung dieser Interpola-
tion ergibt sich aus dieser Beobachtung nicht, denn es kann recht wohl
Exemplare der ‘Phoinissen’ aus hellenistischer Zeit gegeben haben,
welche die Einlage 1104ff. nicht enthielten.
Mauerschau und Feldherrenkatalog jedoch repräsentieren zwei In-
terpolationstypen, die man vielleicht mit jeweils verschiedener Wieder-
aufführungspraxis in Verbindung bringen kann. Freilich wäre auch
denkbar, daß man den Botenbericht für eine isolierte Rezitation erwei-
terte, denn Botenberichte und Prologreden waren bevorzugte Stücke
für solche Veranstaltungen (s.o. S. 30).
Albrecht Dihle
einer „Buchinterpolation“ zu tun haben, vergleichbar den hinzugesetz-
ten Sentenzen, die Ed. Fraenkel nachwies. Sie wird mit dem Bestreben
zu erklären sein, den 1098f. erwähnten Anblick, den das heranziehende
Heer von der Burg aus bietet, deutlicher auszuführen. Die Interpolation
wird für einen Text gedichtet worden sein, der 1104-1140 nicht ent-
hielt, denn der Widerspruch zwischen dem geschlossenen Anmarsch des
Heeres aus der Richtung von Teumessos (1100) und der Aufstellung
der Kontingente an den einzelnen Toren (1104ff.) ist allzu stark. Daß
auch die Kampfschilderung 1141 ff. an der Reihe der Tore orientiert ist,
wird erst 1163 ganz deutlich, und darum fällt der topographische Wi-
dersinn, den die Verse 1100—1103 in den Bericht bringen, ohne die
Einlage 1104—1140 weniger ins Ohr. Eine Datierung dieser Interpola-
tion ergibt sich aus dieser Beobachtung nicht, denn es kann recht wohl
Exemplare der ‘Phoinissen’ aus hellenistischer Zeit gegeben haben,
welche die Einlage 1104ff. nicht enthielten.
Mauerschau und Feldherrenkatalog jedoch repräsentieren zwei In-
terpolationstypen, die man vielleicht mit jeweils verschiedener Wieder-
aufführungspraxis in Verbindung bringen kann. Freilich wäre auch
denkbar, daß man den Botenbericht für eine isolierte Rezitation erwei-
terte, denn Botenberichte und Prologreden waren bevorzugte Stücke
für solche Veranstaltungen (s.o. S. 30).