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Simon, Erika; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 5. Abhandlung): Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos: vorgelegt am 11. Juli 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47798#0015
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Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos

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Ferrara verbinden (Taf. 1.2)21. Ein greiser König sitzt auf seinem
Thron; ein greiser Seher steht, sich auf einen Stock stützend, vor ihm.
Sechs gleichartige bärtige Männer umgeben die beiden oder stehen
zwischen ihnen. Es handelt sich zweifellos um einen Tragödienchor in
Abbreviatur. Einer von ihnen, unmittelbar am Thron des Greises, hält
ein Zepter und wendet sich mit einer Geste an den Seher, als fordere er
ihn zum Reden auf. Dieser aber verhüllt sein Antlitz mit dem Mantel.
Er scheut sich offenbar kundzutun, was man von ihm verlangt.
Das Verhalten des Sehers erinnert an das des Teiresias im sophoklei-
schen Oedipus Rex, doch ist für diese wohl in den zwanziger Jahren des
5. Jahrhunderts zuerst aufgeführte Tragödie22 der gegen die Jahrhun-
dertmitte entstandene Volutenkrater zu früh. Auch die als Titel überlie-
ferten Ödipusdramen anderer Dichter, angefangen mit Achaios23, sind
später als die thebanische Tetralogie des Aischylos. Mit dessen Ödipus
dagegen fällt die Verknüpfung nicht schwer. Der Mann neben dem
Thron dürfte der Chorführer sein. Denn für Kreon, an den man eben-
falls denken könnte, ist er im Verhältnis zu Ödipus zu jung; auch
gleicht er bis auf das Zepter, das ihn als Anführer auszeichnet, ganz den
anderen Männern des Chores. Ferner gehörte die thebanische Tetra-
logie einer Zeit an, in der nur zwei Schauspieler, vom Chor abgesehen,
gleichzeitig auftraten.
Sollte sich die Hypothese, daß der Volutenkrater aus Spina den Ödi-
pus des Aischylos zeigt, bewähren, so wäre für die Rekonstruktion
jener Tragödie das Folgende gewonnen:
1. Ödipus trat als alter Mann auf.
2. Der Chor bestand aus Männern, nicht aus Greisen wie im ersten
21 N. Alfieri/P. E. Arias/M. Hirmer, Spina (1958) 46f. Taf. 50. 52. 53 (Beschrei-
bung von N. Altieri); Beazley, ARV2 628,1: Chicago-Maler; Beazley, Para 399.
Altieri und Beazley fassen diese Seite des Volutenkraters als Nebenszene zu dem
Abschied eines Kriegers auf der Gegenseite auf. Es sind jedoch zwei in sich ab-
geschlossene Bilder mit eigenen Themen, wie ich bereits Gnomon 33,1961, 650
erwähnt habe; doch möchte ich heute in dem Mann mit dem Zepter neben dem
thronenden Greis nicht mehr Kreon, sondern den Chorführer sehen.
22 s. oben Anm. 8.
23 TrGF I (Snell) 20 Achaeus F 30; abgesehen von Sophokles, Achaios und Euri-
pides (F 540-557 Nauck) haben die folgenden in TrGF I aufgeführten Dichter
Ödipus-Tragödien verfaßt: 24 Philokles; 33 Xenokles F 1; 36 Nicomachus I T 1;
45 Diogenes T 1; 70 Carcinus II F lf.; 72 Theodectas F 4; 86 Timocles T 3 (?);
100 Lycophron F 4 b; 127 Nicomachus Alexandrinus F 7.- Bei dieser Fülle
scheint es mir fraglich, ob der Kelchkrater in Syrakus (Trendall/Webster 111.2,8)
das sophokleische Drama wiedergibt; vgl. auch unten Anm. 91.
 
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