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Simon, Erika; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 5. Abhandlung): Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos: vorgelegt am 11. Juli 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47798#0033
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Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos

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des Aischylos102. Denn die Satyrn bildeten ja nur den Chor. Die eigent-
liche Handlung lag bei den Göttern, Heroen und Menschen, die Mas-
ken und Kostüme der Tragödie trugen103. So fehlt auch in Tragödien-
szenen auf Vasen häufig der Chor; die Maler beschränkten sich meist
auf die Hauptfiguren104, zumal die große Schar der Choreuten für jedes
Vasenbild Probleme bot.
Das Ende der Sphinx
Die Frage, ob die Sphinx in dem aischyleischen Spiel auf einem Felsen
saß wie auf der Hydria Fujita (Taf. 10) oder auf einer Säule wie in der
vatikanischen Schale (Taf. 15) ist schwierig zu entscheiden105. Beide Re-
quisiten waren leicht zu bewerkstelligen. Da die Bühne der sechziger
Jahre des 5. Jahrhunderts noch die alte „Pagos-Bühne“ war106, paßte
der Fels aber wohl besser, zumal die Säule nicht genuin zum Theater,
sondern zur Ikonographie der Sphinx gehörte. Auch die Nachricht bei
Apollodor, die Sphinx habe sich von der Akropolis in die Tiefe gestürzt
(3,55), scheint eher auf einen Felsensitz zu weisen. Diese Stelle legt
zugleich den Ort der Handlung des aischyleischen Stückes fest: die
Königsburg, die Kadmeia, auf der thebanischen Akropolis. Auch die
Versammlung des Kronrates, mit der m.E. das Drama einsetzte, ist
dort zu denken und nicht auf der Agora von Theben107. Denn zur Kad-
meia, wo Dionysos geboren wurde und wo es ein Kultbild des Gottes
102 Zu diesen: Trendall/Webster II, 3; die Fragmente oben Anm. 78. - Amymone des
Aischylos: Kossatz/Deißmann 55; LIMC I s.v. Amymone (E. Simon). - Für
Sophokles sei auf den Volutenkrater in Oxford, Trendall/Webster II, 8 verwiesen,
den Buschor, Feldmäuse 24 (s. oben Anm. 69) überzeugend mit dem Satyrspiel
Pandora oder die Hammerschwinger verbunden hat. Vgl. ferner Trendall/Webster
II, 6: Inachos des Sophokles?
103 E. Simon, AA 1971, 201.
104 Nur in der Frühzeit der Tragödie, also auf spätschwarzfigurigen und frührot-
figurigen Vasenbildem, findet sich der Chor relativ häufig; s. oben Anm. 31.
Das bekannteste Beispiel ist der Kolonnettenkrater in Basel; dazu Froning 23 ff.
Taf. 7,2.
105 Vgl. zum Problem bereits überzeugend Robert 51ff., der für die Sphinx auf der
Säule auf die ikonographische Tradition seit archaischer Zeit hinweist; ähnlich
Hausmann 13.
106 S. Melchinger, Das Theater der Tragödie (1974) passim.
107 Diese wird meist als Versammlungsort der Thebaner vor der Sphinx angesehen;
vgl. Preller/Robert 892. Hausmann 14. - Zum Problem des Aufenthaltsortes der
Sphinx, in der Auseinandersetzung mit Robert: Lesky, Sphinx 1715 f. - Auf einer
 
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