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Simon, Erika; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 5. Abhandlung): Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos: vorgelegt am 11. Juli 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47798#0018
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Erika Simon

spieles war. Der Stoff eignete sich durchaus für eine tragische Gestal-
tungy denn die Sphinx oder Phix, wie Hesiod sie nennt, „war dem Volk
des Kadmos zum Unheil geboren“ (Theogonie 326). Als „Männer raf-
fende Ker“, also als Todesdämon, bezeichnet sie Aischylos in den Sie-
ben gegen Theben (776 f.). In der epischen Oidipodeia war erzählt, daß
sie ihren Tribut unter den edelsten jungen Thebanem verlangte32.
Unbärtige junge Männer umgeben sie auf einem um 510 v. Chr.
entstandenen Schalenaußenbild des Poseidon-Malers in Münster
(Taf. 5)33, und als Knabenräuberin zeigt sie die archaische wie die klas-
sische Bildkunst (Taf. 6,1)34. So fiel ihr auch Haimon zum Opfer, der
Sohn des Kreon, wie das einzige wörtlich erhaltene Zitat aus jenem
Epos besagt35:
Aber den schönsten noch und am meisten begehrten vor andern,
Kreons eigenen Sohn, den edlen, den göttlichen Haimon ...
... entraffte die Sphinx. So braucht es nicht zu verwundern, wenn auf
der Stuttgarter Amphora der Chor nach der Art von Klagefrauen am
Boden kauert36.
Die Thebaner vor der Sphinx auf Vasenbildem
Wie Apollodor in seiner Zusammenfassung des Mythos berichtet
(3,53 f.), versammelten sich die Thebaner oft, um das Rätsel der Sphinx
zu lösen, aber ohne Erfolg, wonach jedesmal die Sphinx einen von
ihnen entraffte und verschlang. In dieser Eskalation des Grauens war
Haimon das letzte Opfer. Sein Vater Kreon, der nach dem Tod des
Laios König von Theben war, kündigte daraufhin an, „dem, der das
32 Lesky, Sphinx 1711ff.
33 K. Stähler, Heroen und Götter der Griechen (Münster 1980) Nr. 18; Beazley,
ARV2 1705 zu 136.
34 So die hier wiedergegebene spätschwarzfigurige Lekythos in der Universitäts-
sammlung Erlangen, Inv. I 428, dem Marathon-Maler nahe (W. Pülhom). Der
Geraubte ist nicht etwa bärtig - sein Kinn ist nur schlampig geritzt. Wie der
Maler einen wirklichen Bart gestaltete, zeigt der Stehende rechts. Bis zu den Arm-
stützen des Zeusthrones in Olympia sind Knaben die Opfer der Sphinx; vgl.
dazu E. Simon, Die Götter der Griechen (21980) 33 f.
35 Schol. Eur. Phoen. 1760; Homeri opera V (Allen) 112. Übersetzung R. Hampe.
36 Zum Kauern von Klagefrauen: H. Möbius, AM 41, 1916, 158. 214; R. Hampe,
Ein frühattischer Grabfund (1960) 62 Taf. 21, 1. 4.
 
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