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Simon, Erika; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 5. Abhandlung): Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos: vorgelegt am 11. Juli 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47798#0030
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Erika Simon

mehrfach behandelt hat87. Aber unter den vielen Vasenbildem zum
Feuer anzündenden Prometheus (Prometheus Pyrkaeus), die Beazley zu-
sammenstellte88, gibt es nichts Vergleichbares. Immer treten normale,
erwachsene Silene auf, immer ist Prometheus, der hier fehlt, mitten
unter ihnen. Nun wurden in Athen zwar für Prometheus Fackelläufe
aufgeführt, aber ebenso an der Feier für Hephaistos und an den Pan-
athenäen89. Der Fackellauf des zuletzt genannten Festes, den Knaben
austrugen, könnte mit dem Silenskinderchor auf der Berliner Kanne
gemeint sein. Sie würde sich dann mit den „Sängern an den Pan-
athenäen“ des Polionkraters sinnvoll zusammenschließen. Medea mag
aus Anlaß des großen attischen Staatsfestes in einer Jahrmarktbude
aufgetreten sein. Sie verjüngte die Erzieher des Dionysos so sehr, daß
diese an den Wettkämpfen der nodöse; teilnehmen konnten.
Die Schale des Ödipus-Malers
Protagonist des Satyrspiels Sphinx war Ödipus90, der wohl bald nach
der auf der Hydria Fujita dargestellten Szene auftrat. In der Tracht des
Wanderers kam er daher, mit Sonnenhut, Schuhen und Knotenstock
oder mit zwei Lanzen. Viele Vasenbilder zeigen ihn so bis hin zu einem
frühapulischen Kelchkrater in Tarent (Taf. 14)91. Da Ödipus in den
Darstellungen vor der Mitte des 5. Jahrhunderts meist bärtig ist, dürfte

s. oben Anm. 85. - Prometheus bei Aischylos: Mette II llff. 19ff; Kossatz-
Deißmann 128 ff. - Die mehrfach geäußerte Auffassung, der Prometheus Pyrkaeus
sei identisch mit dem Prometheus Pyrphoros läßt sich nicht halten; s. Taplin 427
Anm. 1: “that contradicts the whole point of the subtitles”; s. auch Kossatz-
Deißmann 129. 135.
88 J. D. Beazley, AJA 43, 1939, 618 ff. und AJA 44, 1940, 212; Brommer 48 f. Abb.
45ff. Nr. 9. 187-199 a; ders., AntK Beiheft 7 (1970) 58f. 63 Taf. 29,4.
89 Froning 78ff. - Über Medea in Athen vor der Medeia des Euripides: Ch. Sour-
vinou-Inwood, Theseus as Son and Stepson. BICS Suppl. 46 (1979); E. Simon,
ClassReview 31, 1981, 65.
90 Robert 259 hält zwar die Szene auf dem Neapler Glockenkrater (Taf. 13,1 und
oben Anm. 75) für den „Inhalt“ der Sphinx, was mit seiner Rekonstruktion des
Laios zusammenhängt (oben Anm. 52) und auf einer allzu burlesken Auffassung
des Satyrspiels überhaupt beruht.
91 Erwähnt bei Trendall/Cambitoglou, The Red-Figured Vases of Apulia I (1978) 38
Nr. 19. Sicher von einem der vielen Ödipusdramen (vgl. oben Anm. 23) ab-
hängig. Als dramatis personae stehen hinter Ödipus Kreon, Teiresias, Jokaste und
ein Bärtiger mit Pilos, wohl der Hirte, der den ausgesetzten Ödipus gefunden
hatte.
 
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