Metadaten

Simon, Erika; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 5. Abhandlung): Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos: vorgelegt am 11. Juli 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47798#0029
Lizenz: In Copyright
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos

27

schriftlich als „Sänger an den Panathenäen“ bezeichnet ist. Man hat
hier einen Satyrchor bei der Aufführung eines Dithyrambos sehen wol-
len, was Heide Froning überzeugend widerlegte82. Sie schlug mit Hin-
weis auf die Isthmiastai des Aischylos83 ein Satyrspiel vor, in dem sich
die Silene in gymnischen und musischen Wettkämpfen der Panathe-
näen betätigten. Da weißhaarige Silene jetzt durch die Hydria Fujita als
Chor eines Satyrspiels gesichert sind, und zwar für Aischylos, kann
man fragen, ob Polion ein Drama dieses Dichters meint. Es müßte, da
der New Yorker Krater um 425 v. Chr. bemalt wurde, entweder wie-
deraufgeführt oder bildlich tradiert worden sein84. Wie mir scheint,
könnte es sich um die Trophoi gehandelt haben, zumal Saitenspiel zu
den greisen Erziehern des Dionysos gut passen würde. Jedenfalls
braucht die Panathenäen-Beischrift nicht den Titel des Satyrspiels zu
meinen.
Während Polion, wenn die Trophoi das Thema sind, eine Szene aus
dem Beginn des Stückes bringt, könnte auf einer Choenkanne des
Altamura-Malers in Berlin (Taf. 16)85 das erstaunliche Ergebnis der
Veijüngungskur festgehalten sein. Wir kommen mit diesem Gefäß wie-
der in die aischyleische Zeit zurück. Es zeigt einen Chor von Satyr-
bübchen beim Fackellauf, die jünger sind als alle übrigen Satyrchöre
auf Vasen. Bis auf den Trompetenbläser rechts, wohl den Chorführer,
sind sie alle unerwachsen. Um so mehr überragt sie der in der Mitte ste-
hende bärtige Dionysos. Der heitere Effekt, falls es sich um eine Szene
aus den Ammen des Dionysos handelt, läge auf der Hand. Medea war zu
erfolgreich, die alten 'Böcke’ wurden allzu jung86. Die einst Dionysos
als Kind aufzogen, sind nun selber Kinder vor dem riesengroßen,
erwachsenen Gott.
Es sei nicht verschwiegen, daß diese Kanne bisher anders gedeutet
wird. Adolf Greifenhagen dachte an ein aischyleisches Satyrspiel aus
dem Stoffkreis des Prometheus-Mythos, den Aischylos bekanntlich
82 Froning 25f.
83 Steffen F 17-21 b; Mette I F 15-23; zur Interpretation: Mette II 164ff.
84 Zum Problem oben Anm. 58.
85 A. Greifenhagen, Ein Satyrspiel des Aischylos? 118. BWPr 1963; Beazley, Para
394, 71 bis (Nachtrag zu ARV2 1660); E. Zwierlein-Diehl, Gnomon 47,1975, 69f.
86 Die Bezeichnung xpayoc; für einen Silen ist z.B. im Prometheus Pyrkaeus des
Aischylos belegt: Steffen F 45; Mette I F 455. Sie zielt auf die Begehrlich-
keit der Silene; Lesky 34 f. - Zu den verschiedenen Altersstufen der Silene im Satyr-
spiel s. auch Seidensticker bei G. A. Seeck, Das griechische Drama (1979) 233.
Daß die Veijüngungskünste der Medea in den Trophoi zu weit gegangen sein
könnten, vermutet auch K. Kerenyi, RM 68, 1961, 166.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften