Metadaten

Simon, Erika; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 5. Abhandlung): Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos: vorgelegt am 11. Juli 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47798#0036
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
34

Erika Simon

Polion (Taf. 13,2) und der Satyrkinderchor des Altamura-Malers
(Taf. 16) wurden hier versuchsweise mit den Trophoi in Verbindung
gebracht. Der Ort der Handlung wäre dann Athen, die Zeit die der Pan-
athenäen. Dank der Veijüngungskünste der Medea kann der Chor an
Agonen für ganz verschiedene Altersstufen teilnehmen.
Ort der Handlung in der Sphinx ist nicht die Agora von Theben son-
dern die thebanische Akropolis, von der sich die Sphinx nach der Lö-
sung des Rätsels durch Ödipus hinabstürzt. Dort versammelten sich
die Berater des Königs, die wegen der allgemeinen Trauer um Haimon
ihre Würdezeichen abgelegt hatten, so daß die Silene sie usurpieren
konnten. Deren Anwesenheit auf der Kadmeia, dem Geburtsort des
Dionysos, brauchte nicht umständlich erklärt zu werden. Ihr fortge-
schrittenes Alter lag darin begründet, daß die Geburt des Dionysos
durch die Kadmostochter Semele schon einige Generationen zu-
rücklag und die Begleiter des Gottes inzwischen gealtert waren.
Obwohl die Sphinx in der Kunst häufig auf einer Säule oder einem
sonstigen architektonischen Untersatz erscheint, ist der einfache Fels
auf der Hydria Fujita für das Drama des Aischylos vorzuziehen. Ein
solches Felsenstück konnte, wie in der Bildkunst, einen ganzen Berg
symbolisieren. Es paßt ferner besser zur „Pagos-Bühne“, wie sie für die
frühe und die mittlere Zeit des Aischylos charakteristisch war. Zu einer
solchen Naturbühne passen auch die Silene, und so ist es kein Wunder,
daß das Satyrspiel - auch nach der Erfindung der perspektivisch gemal-
ten Architektur für die tragische Bühne - meist am alten Landschafts-
charakter der Gegend um das Dionysostheater festhielt. Noch Vitruv
(5,6,9) beschreibt „Bäume, Höhlen, Felsen und die übrigen ländli-
chen Dinge“ als typisch für die Szenerie des Satyrspiels. Es hatte nach
dem Urteil der Antike seinen Höhepunkt in der Zeit und der Person
des Aischylos114. Die hier besprochenen Vasenbilder, die ihm zeitlich
nahestehen, vermitteln etwas von der Spannung und der Heiterkeit,
die diese Dramengattung auszeichnete. Ihre Maler haben wohl die
Uraufführung der Sphinx im Dionysostheater miterlebt.

114

Die wichtigsten Quellen dazu sind Pausanias 2,13,6 und Diogenes Laertios 2,133
nach Antigonos von Karystos; vgl. TrGF I (Snell) 4 Pratinas T 7 und 20 Achaeus
T6.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften