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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1982, 1. Abhandlung): Achilleus in Jerusalem: eine spätantike Messingkanne mit Achilleus-Darstellungen aus Jerusalem ; vorgelegt am 28. November 1981 — Heidelberg: Winter, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.47804#0043
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Achilleus in Jerusalem

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Wegnahme der Briseis wie auch ihre Rückgabe nach der Tötung
seines Freundes wurden wohl von Aischylos - neben der Tötung
Hektors - in dem mittleren Drama seiner Achilleustrilogie, den
„Nereiden“, behandelt58. Auch das Motiv des gemeinsamen Lyra-
spiels könnte so aus der Aischylostrilogie stammen. Dies bleibt
freilich eine reine Vermutung.
Wir besitzen außerdem einige Darstellungen, auf denen Briseis
eine Mitra bzw. eine phrygische Mütze trägt, so auf einem spätrömi-
schen Bronzeeimer, der Secchia Doria in Rom59 (s. A. 36), wo die
Wegholung und die Rückführung der Briseis untereinander
erscheinen. Die Mitra der Briseis wird von dem neuesten Bearbei-
ter A. Carandini als Hinweis auf ihre asiatische Herkunft gedeutet.
Seine Rezensentin E. Simon sieht dagegen darin ein Zeichen ihrer
königlichen Würde, beides muß sich jedoch nicht ausschließen60.
Auf dieser toreutischen Arbeit erscheint - wie auch bei anderen
Achilleusdarstellungen - die Lyra als „kennzeichnendes Attribut“
für den Peliden61. Bei der Wegführung spielt er sitzend, bei der
Rückkehr stehend auf diesem Instrument, wobei er jeweils ein
Plektron in der rechten Hand hält. Eine spätantike Federzeich-
nung auf Papyrus, die die Fortführung der Sklavin durch zwei
Herolde im Stil der Ilias Ambrosiana zeigt, läßt Briseis ebenfalls mit
Terrakotta s. I. Garbsch, op. cit. und I. W. Salomonson, op. cit. (Anm. 36. 37)
= LIMC I s. v. Achilleus 716 = II s. v. Briseis 42.
58 Vgl. H. J. Mette, op. cit. und B. Döhle,op. cit. (Anm. 20).
59 A. Carandini, La Secchia Doria, una „storia di Achille“ tardoantica (Studi
Miscellanei 9, 1963/64), 1965, zur Mitra S. 18 Anm. 49; LIMC II s. v. Briseis
Nr. 9. K. Weitzmann, op. cit. (Anm. 34), 219 f. Nr. 196.
60 Byzantinische Zeitschrift 60 (1967), 128: „Sie ist den Königen, die sie besitzen
möchten, ebenbürtig“. Vgl. Kossatz-Deißmann LIMC II s. v. Briseis zu Nr. 5.
Zur Mitra als vornehmlich asiatische Kopfbedeckung s. Schuppe PW XV, 2
(1932) Sp. 2219 f., vgl. Vergil, Aeneis 4, 215 f. über Paris, dazu auch u. Anm. 64.
S. weiter H. Brandenburg, Studien zur Mitra, Fontes et Commentationes 4,1966,
der einen vorzüglichen Überblick über die vielfältigen Formen dieser Kopf-
bedeckung und den wechselnden Sprachgebrauch gibt.
61 E. Simon, loc. cit.: „Außerdem ist . . . die Mitra für sie (Briseis) das kenn-
zeichnende Attribut wie für Achill die Lyra“. Das mag auch für unsere Dar-
stellung gelten. S. auch unten Anm. 66 das neue Achilleus-Briseismosaik aus
Antiochia. In einer Darstellung der Wegführung, die sich jetzt in Malibü befin-
det, stützt sich der mit bloßem Oberkörper thronende Held auf eine große Lyra
zu seiner Linken, s. V. v. Gonzenbach, op. cit. (Anm. 66), 403; G. Frangini/
M. C. Martinelli, op. cit. (Anm. 62) 7, 11 Anm. 13. Vgl. dazu schon Ilias 9,
185 ff. (R. Kannicht).
 
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