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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1982, 1. Abhandlung): Achilleus in Jerusalem: eine spätantike Messingkanne mit Achilleus-Darstellungen aus Jerusalem ; vorgelegt am 28. November 1981 — Heidelberg: Winter, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.47804#0052
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Martin Hengel

freilich nicht allzuviel, denn diese war längst traditionell und besaß
einen gewissen „idealen“ Charakter.
Eine noch präzisere Datierung erlaubt die runde Helmform mit
zweigeteiltem Busch, Volutenornament auf der Vorderseite, über
der Stirn zusammenlaufendem spitzem Schild und gespaltenem
kleinen Nackenschutz. Im Gegensatz zur „traditionellen“ Waffen-
rüstung erscheint dieser Helm in seiner spezifischen Ausprägung
nur auf ganz späten Kunstwerken, obwohl seine Urform, der soge-
nannte „korinthische Helm“, in die klassische Zeit zurückgeht und
uns nicht selten auf hellenistischen Bildwerken begegnet. Offenbar
hat man bewußt klassische Helmformen mit kleinen, freilich auf-
fallenden Änderungen festgehalten. Eine ganz ähnliche Form mit
weitgehend identischer Ausrüstung und Bewaffnung, u. a. auch mit
Brustband über dem Panzer, begegnet uns z. B. in den berühmten
zyprischen Davidschalen aus der Zeit des Heraklios (613-629/30
n. Chr.)85. Auf einer derselben wird David gerade der Helm Sauls
85 S. die schönen Abbildungen in: Wealth of the Roman World. Gold and Silver
AD 30-700, ed. I. P. C. Kent/K. S. Painter, 1977,104-112 Nr. 179-187. E. Cruiks-
hank Dodd, Byzantine Silver Stamps, Washington, Col. 1961,178-194 Nr. 58-66;
K. Weitzmann op. cit. (Anm. 34) 475-483 Nr. 425-433. Zur historischen Situa-
tion der Davidteller s. S. S. Alexander, Heraclius, Byzantine Imperial Ideology
and the David Plates, Speculum 52 (1977), 217-237. Die tatsächlichen Helme der
homerischen Zeit behandelt J. Borchhardt, Homerische Helme, 1972. Eine wirk-
liche Entwicklungsgeschichte des antiken Helms wäre ein dringendes Desiderat.
Zur traditionellen Ausrüstung insgesamt vgl. etwa einzelne römische Soldaten
auf dem großen Ludovisischen Sarkophag um 260 n. Chr., vorzüglich abgebildet
bei B. Andreae, Römische Kunst, Ars Antiqua 5, 1973, Abb. 144 S. 330f. Hier
erscheinen verschiedene Helmformen nebeneinander. Unser Helm ist eine
stilisierte Weiterentwicklung des „korinthischen Helms“, den zwei Soldaten
auf der linken Seite des Sarkophags tragen. Zu dieser Helmform s. E. Kukahn,
Der griechische Helm, 1936, 21 f; zum Helmbusch: 50f. Hellenistische Bei-
spiele mit Volutenornament s. bei M. B. Hatzopoulos/L. D. Loukopoulos (Hg.),
Philip of Macedon. Athens 1980, 60 f. 63 aus dem Grab des Lyson und Kallikles;
weiter den Eisenhelm mit Wangenschutz aus dem Philippsgrab, 227 fig. 129.
Ähnlich der Helm eines Kriegers auf dem Amazonenkampf-Sarkophag von
Tarquinia in I. Charbonneaux u. a., op. cit. (Anm. 36), 108 Abb. 104. S. weiter
die Helme von hellenist. Söldnern auf Grabstelen aus Sidon, jetzt im Archäol.
Museum Istanbul bei M. Rostovtzeff, Die Hellenistische Welt, 1955, Bd. I T.
LVII. und A. Toynbee (ed.), The Crucible of Christianity, 1969, 107 Abb. 17.
Vgl. auch die Helme Hektors und Achilleus’ auf dem Achilleus-Becher von
Mannheim. H. Gropengiesser, op. cit. (Anm. 14) 311 Abb. 2 und 322 f., dort
auch Beispiele für den „scharf abgesetzten Stirnschirm“ (s. A. 22); ähnlich auch
auf Kannen von Berthouville (s. A. 26. 27). Die beste Übersicht römischer
Helme konnte ich erst nach Fertigstellung des Manuskripts einsehen, da sie in
 
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