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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1982, 1. Abhandlung): Achilleus in Jerusalem: eine spätantike Messingkanne mit Achilleus-Darstellungen aus Jerusalem ; vorgelegt am 28. November 1981 — Heidelberg: Winter, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.47804#0054
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Martin Hengel

Mänade auf einem Silberteller des 6. Jh. (Anm. 41), die eine
Schlange füttert, flattert der Umwurf auf durchaus ungewöhnliche
Weise im Winde (s. A. 33).
Den zweifachen, gespaltenen Heinischmuck „mit dem empor-
stehenden und sich nach vorn verschnörkelnden Federbusch und
einer nach hinten frei wehenden Feder, einem kleinen Nacken-
schutz und einem Schirm, der in ein Volutenomament am Helm
selbst übergeht“, finden wir auf einer byzantinischen Silberschale
über die Entscheidung der Athene im Streit um die Waffen des
Achilleus zwischen Odysseus und Ajas95 (s. A. 42). Hier entspre-
chen der Helm der Göttin, der des Ajas und das Streitobjekt, d. h.
Helm, Panzer und Halbstiefel des Peliden, weitgehend der Aus-
rüstung der Kämpfer auf der Kanne des Rockefeiler Museums.
Matzulewitsch zitiert in diesem Zusammenhang einen älteren
Bearbeiter, der von der „Kriegsrüstung eines byzantinischen Gene-
rals“ sprach, und verweist dabei ausdrücklich auf die Davidschalen
des zyprischen Silberschatzes96. Weitzmann datiert die Schale in die
erste Hälfte des 7. Jhdts.97. Auch den Krieger auf dem schon be-
handelten Silberteller von Kopciki, der in voller Rüstung rechts
neben dem Thron des Achilleus steht und wohl Antilochos dar-
stellt, könnte man noch zum Vergleich heranziehen. Der Helm
des Kriegers besitzt das spitze Stirnschild und ein Volutenorna-
ment, der Helmbusch ist allerdings nur angedeutet (s. A. 38), aber
eine derartige bloße Andeutung finden wir auch auf dem Helm des
fliehenden Hektor, während er auf der unteren Abbildung unserer
Kanne voll sichtbar wird. Der Teller wird von Erica Cruikshank
Dodd auf die Zeit nach 550 angesetzt98. Man wird so für die Jerusa-
lemer Kanne etwa einen Zeitraum zwischen 550 und 650 n. Chr.
annehmen dürfen.
Ungefähr im selben Zeitraum mag auch jener koptische Bronze-
teller in Kairo entstanden sein (s. A. 31), dessen ungewöhnliche
Darstellung der Lösung Hektors die nächste ikonographische Paral-
lele zu der Kanne in Jerusalem darstellt und der nach Weitzmann
„the latest member of the group of works from an illustrated Greek
95 So die Beschreibung von L. Matzulewitsch, op. cit. (Anm. 63), 54 Taf. 35.
A. Effenberger u. a., op. cit. (Anm. 65) 114ff. Nr. 12 T. 11.
96 L. Matzulewitsch, loc. cit.; A. Odobesko, Le tresor de Petrona, Leipzig 1889 I,
148 f.
97 K. Weitzmann, op. cit. (Anm. 34) 224 f. und fig. 2.
98 Op. cit. (Anm. 85) Nr. 16 vgl. dazu o. S. 34.
 
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